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„Die Kinder werden nur noch verwahrt“Welche Erfahrungen Eltern mit Kölner Kitas machen

Lesezeit 5 Minuten
Kinderhände und ein Regenbogen sind an einer Kita zu sehen.

Kölner Eltern berichten aus dem Kita-Alltag ihrer Kinder.

Von Personalnot und gekürzten Betreuungszeiten, aber auch von engagierten Erzieherinnen – Kita-Erlebnisse unserer Leserinnen und Leser.

Für viele Kölner Eltern endet ein Kita-Jahr, das mehr als aufreibend war. Der Personalmangel setzt den meisten Einrichtungen zu und sorgt für massive Auswirkungen und Ausfälle. Wir haben unsere Leserinnen und Leser dazu aufgerufen, von ihren Erfahrungen im Kölner Kita-Kosmos zu berichten. Wir veröffentlichen hier eine Auswahl der Schilderungen.

Katharina Krämer: „Die Situation ist unerträglich“

„Meine beiden Töchter besuchen seit vier beziehungsweise zwei Jahren eine städtische Kita in Deutz. Mittlerweile ist die Situation dort so unerträglich, dass wir uns entschieden haben, nach den Sommerferien in eine Kita eines anderen Trägers zu wechseln. Die Personalsituation ist extrem schlecht. Die Kita hat seit eineinhalb Jahren keine Leitung mehr, weitere Vollzeitstellen sind unbesetzt, mehrere Erzieherinnen langzeiterkrankt. Von heute auf morgen wurde die Betreuungszeit um fünf Stunden gekürzt. Zusätzlich gibt es sehr oft Engpässe, sodass die Kinder schon um 14 Uhr abgeholt werden sollen. Die entfallenen Leistungen werden uns Eltern nicht erstattet.

Eine Frau steht am Strand vor dem Meer.

Katharina Krämer

Das pädagogische Angebot leidet sehr stark unter dem Personalmangel. Meine Kinder haben noch nie einen Ausflug gemacht, es gibt keine Projektwoche und kein strukturiertes Vorschulprogramm. Einige Eltern berichten, dass ihre Kinder unzufrieden und unausgeglichen sind. Das könnte auch daran liegen, dass es in der Kita keinerlei Programm gibt. Die Kinder werden dort nur noch verwahrt.

Auf dem Außengelände kann man beobachten, dass sich ältere Kinder hauen, ohne dass jemand eingreift. Kleinere Kinder werden mit Wutausbrüchen alleingelassen. Wir sind froh, dass unsere Kinder nach dem Sommer eine andere Kita besuchen!“

Julia Lutz: „Die Kinder stehen an erster Stelle“

„Unsere kleine Tochter besucht seit einem Jahr die Kita Köln-Deutz e.V. Auch unsere große Tochter war schon in diesem Kindergarten und er ist einer der Gründe, weswegen wir nicht aus Deutz wegziehen würden. Als unsere ältere Tochter geboren wurde, haben wir uns sämtliche Kitas in Deutz angesehen. Die Kennenlerntermine verliefen meist recht unpersönlich. Umso erstaunter waren wir, als wir die Kita Köln-Deutz e.V. besuchten. Vom ersten Moment an fühlten wir uns willkommen und spürten, dass es ein ganz besonderer Ort ist.

Julia und Salim Lutz mit ihren Töchtern Polly (3) und Lucie (9)

Julia und Salim Lutz mit ihren Töchtern Polly (3) und Lucie (9)

Dieses Gefühl hat sich über all die Jahre bestätigt: Hier stehen die Kinder an erster Stelle. Ihr Wohl ist das oberste Ziel der Erzieherinnen und Erzieher. Unsere große Tochter – sie ist mittlerweile in der dritten Klasse – denkt immer noch an die tolle Zeit zurück, die sie hier verbracht hat, und unsere Kleine geht Tag für Tag gern in den Kindergarten.

Die Kita ist eine Elterninitiative. Ausfälle wegen Personalmangels kennen wir nur aus Erzählungen von Eltern aus anderen Einrichtungen. Die meisten Mitarbeitenden sowie die Leiterin arbeiten seit vielen Jahren dort, es gibt nur sehr wenig Fluktuation. Unser Kind ist hier in guten Händen, hat viel Zeit zu spielen und fühl sich wohl. Wir als Eltern könnten uns jedenfalls keinen besseren Ort und keine liebevollere Betreuung für unser Kind wünschen.“

Maik Heene: Betreuungsplatz nur dank Anwalt

„Kurz nach der Geburt unseres Sohnes im Januar 2022 haben wir uns bei allen wichtigen Stellen in Köln gemeldet, um frühzeitig einen Betreuungsplatz zu organisieren: Wir haben ihn über das digitale Kita-Platzvergabe-System „Little Bird“ angemeldet und ihn sowohl bei der Tagespflege als auch bei Kitas vorgemerkt.

Kurz vor seinem ersten Geburtstag im Januar wussten wir nicht, ob es mit der Betreuung klappt: Die Kitas nehmen neue Kinder in der Regel erst zum Sommer auf und die angefragten Tagesmütter hatten keine freien Plätze. Dabei gibt es einen Rechtsanspruch für einen Betreuungsplatz ab dem ersten Geburtstag. Also haben wir uns an einen Anwalt gewandt. Der hat die Stadt Köln aufgefordert, uns einen Betreuungsplatz zur Verfügung zu stellen.

Kurze Zeit später haben wir zwei Angebote für Tagesmütter bekommen. Leider haben uns beide abgelehnt. Danach ist nichts mehr passiert. Die Stadt hat die Frist, die der Anwalt gesetzt hat, ignoriert. Unser Anwalt hat daraufhin beim Kölner Verwaltungsgericht einen Eilantrag gestellt. Schließlich hat uns die Stadt weitere Angebote von Tagesmüttern geschickt.

Dieses Mal haben wir einen Platz bekommen. Die Anwaltskosten musste die Stadt übernehmen. Wir mussten keinen Cent bezahlen. Hätten wir keinen Anwalt beauftragt uns zu unterstützen, hätte die Stadt vermutlich nicht reagiert. Es ist traurig, dass man als Eltern die Stadt erst unter Druck setzen muss, um seine Rechte durchzusetzen.“

Ricarda Weck: „Dankbar, es mit der Kita so gut angetroffen zu haben“

Zwei Frauen und ein Kind stehen vor einer Treppe und dem Eingang der Kita im Quäker Nachbarschaftsheim.

Ricarda Weck (links) mit ihrer Mutter Claudia Weck und ihrer Tochter Juna

„Ich bin alleinerziehende Mutter einer fünfjährigen Tochter, die die Kita im Quäker Nachbarschaftsheim besucht. Ich hatte riesiges Glück, dass ich nach meinem Umzug von Düsseldorf nach Köln mitten im Kita-Jahr einen Platz bekommen habe, weil dort ein Platz frei geworden war. Ich bin gelernte Ergotherapeutin und Tagesmutter und studiere aktuell Soziale Arbeit. Nebenher arbeite ich im Quäker Nachbarschaftsheim. Außerdem leitet meine Mutter die Übermittagsbetreuung im Haus, ein Angebot für Kinder und Jugendliche.

Als Alleinerziehende war es mir wichtig, dass meine Tochter nicht nur von weiblichen Erzieherinnen betreut wird: In jeder Gruppe arbeitet mindestens auch ein männlicher Kollege. Alle gehen sehr liebevoll mit den Kindern um und die Einrichtung unterstützt Familien in vielerlei Hinsicht. Es gibt maximal 23 Schließtage pro Jahr, die Kita ist von 7.30 Uhr bis 17 Uhr geöffnet und personell die sehr gut aufgestellt. Das hilft mir im Alltag als Alleinerziehende enorm. Außerdem gibt viele Angebote, Aktivitäten und Beratungen des angegliederten Familienzentrums. Die Kinder können Ideen und Vorschläge einbringen. Aktuell dürfen sie beispielsweise mit entscheiden, wie der Flur umgestaltet wird. Ich bin sehr froh und dankbar, es mit der Kita so gut angetroffen zu haben.“