Das sagen Kinder, Eltern und Lehrer zum „Pilotprojekt Schulstraße“ in Brück und wieso der Schulweg im Veedel immer noch schwierig ist.
Elterntaxis in BrückPilotprojekt „Schulstraße“ endet bald – Kölner Schule zieht Fazit
Die Viertklässler müssen nicht lange überlegen: Seit die Autos zu Schulbeginn nicht mehr in die Diesterwegstraße einfahren dürfen, hat sich die Situation vor dem Eingang ihrer Schule sehr entspannt. „Jetzt ist es nicht mehr so gefährlich hier, wenn man mit dem Rad oder zu Fuß kommt“, sagt Michel. Kiara erzählt: „Früher haben die Autos auf dem Bürgersteig geparkt, da kam man nicht durch“, und Aastha ergänzt: „Einige Schüler wohnen auf der anderen Straßenseite, sogar die kamen kaum bis zum Eingang.“ Jetzt müssten die Eltern ihre Schulkinder eben weiter weg vom Eingang absetzten. Aber das sei nicht schlimm, meint Amalia: „Dann bewegen die sich mehr, und vor der Schule ist es leiser, und es stinkt auch nicht so.“
Seit Jahren hatten Schüler, Lehrer und Eltern der Gemeinschaftsgrundschule (GGS) Diesterwegstraße versucht, die Elterntaxis loszuwerden. Morgens zu Schulbeginn war die enge Straße regelmäßig blockiert, weil Mama oder Papa den Nachwuchs möglichst nahe am Schuleingang absetzen wollten. Dafür kreuzten sie wie wild durch die Straße und parkten die Gehwege zu. Entsprechende Ansprachen, auch durch die Polizei, zeigten keine Wirkung. Doch das Problem hat sich vorerst erledigt, denn seit August nimmt die GGS mit drei weiteren Schulen am „Pilotprojekt Schulstraße“ teil.
Seither weist ein freundlicher Polizist auf einem Schild am Eingang der Straße auf die veränderten „Schulstraßen“-Regeln hin: Einfahrtverbot für den Kraftverkehr morgens von 7.45 bis 8.15 Uhr, Räder dürfen selbstverständlich rein. „Unsere Erstklässler kennen das gar nicht anders, von den kommen auch viel mehr mit dem Rad oder zu Fuß, als es bei den älteren Schülern der Fall ist“, sagt Schulleiterin Isabell Feldmann.
Eltern sperren in Diestelwegstraße Fahrbahn morgens mit Schrankenzaun ab
Genaue Zahlen habe sie nicht, aber ein Anwohner habe vor Beginn der „Schulstraßen“-Regelung mal nachgezählt. Da waren an einem Morgen zu Schulbeginn rund 70 Pkw mit der Besetzung ein Elternteil plus ein Schüler in die Diesterwegstraße eingefahren, die GGS hat etwa 220 Schülerinnen und Schüler. „Das Pilotprojekt ist Ende März beendet, aber wir hoffen natürlich, dass die Schulstraße zu einer dauerhaften Einrichtung wird“, so Feldmann.
An der GGS Diesterwegstraße hat man in der Vergangenheit Aktionswochen zum Thema veranstaltet, es kam auf Elternabenden und im Unterricht zur Sprache. Auch seit August sind einige Eltern aktiv: Morgens zu Schulbeginn stehen stets einige von ihnen am Eingang der Diesterwegstraße, um die Fahrbahn mit einem Schrankenzaun zu versperren. Weil die Verbotsschilder allein nicht alle Elterntaxis fernhalten, das hatte eine Testphase im letzten Frühjahr gezeigt. „Im August waren wir noch 25 Eltern, mittlerweile sind es noch ungefähr acht, das hängt natürlich auch von der Jahreszeit ab“, sagt Hannah Neumann, die für die Koordination der Sperrungen zuständig ist, mit verständnisvollem Lächeln.
Gespräche mit den Anwohnern hätten dafür gesorgt, dass die Maßnahme in der Umgebung der Schule akzeptiert werde. Allerdings falle den Eltern bei ihren morgendlichen Einsätzen auf, dass auch die „Schulstraßen“-Regelung Verdrängungseffekte mit sich bringt. So führen einige GGS-Eltern seit August auf der Petersenstraße an der Einmündung der Diesterwegstraße vorbei weiter zum Eingang der benachbarten Realschule und setzen dort ihre Kinder ab. Weil die Schulhöfe der beiden Schulen nicht streng getrennt sind, können sie die GGS von dort aus leicht erreichen.
Schmale Bürgersteige, viel Verkehr: Schulweg zu Grund- und Realschule nicht sicher genug
Das sorge dann vor der Realschule für Stress. „Ich würde mir ein Gesamtkonzept für die Umgebung der Schulen wünschen“, sagt Neumann, „zum Beispiel könnte man die Einfahrt von der Flehbachstraße in die Petersenstraße morgens absperren.“ Dann könnten die Eltern ihre Pänz auf dem Parkplatz an der Ecke Olpener Straße/Flehbachstraße absetzen, und man müsste einen Zebrastreifen über die Flehbachstraße anlegen, damit der Schulweg für alle sicher wird. Ohnehin seien die Gehwege in der Petersenstraße nur sehr schmal und notdürftig eingezeichnet, eine Sperrung zu Schulbeginn wäre nicht verkehrt. Ein Problem, das die Einführung der „Schulstraße“ noch mal ins Bewusstsein rückt.
Isabell Feldmann weiß nicht, wann die Entscheidung über die Verstetigung der „Schulstraße“ fällt, auch einige andere Schulen mit ähnlichen Problemen warten gespannt auf das Ergebnis. „Die Verwaltung ist bei dem Thema sehr engagiert“, sagt die Schulleiterin anerkennend. „Aber da geht wohl auch die Angst um, wegen des Verkehrsversuchs in Deutz, gegen den erfolgreich geklagt wurde. Man will sich rechtlich gut absichern.“