AboAbonnieren

Grundschule in KölnVerseuchter Schultrakt wird abgerissen

Lesezeit 5 Minuten

Dieser mit Schadstoffen belastete Gebäudeteil der KGS Zehnthofstraße soll abgerissen werden.

Ostheim – Aufgrund erheblicher Schadstoffbelastung muss ein Trakt der Katholischen Grundschule Zehnthofstraße abgerissen werden. Dazu hat sich die städtische Gebäudewirtschaft nun entschlossen. Die bisherigen Sanierungen hatten nicht den gewünschten Erfolg gezeigt. Zudem kann kein Vorschlag der Gutachter die vollständige Beseitigung der Schadstoffe garantieren.

Doch Astrid Schüßler, die zuständige Abteilungsleiterin bei der Gebäudewirtschaft, sprach bei einem Besichtigungstermin noch von „Glück im Unglück“. Schließlich stehe nach einem Abbruch eine größere Fläche für einen Neubau zur notwendigen Erweiterung zur Verfügung.

Dieser mit Schadstoffen belastete Gebäudeteil der KGS Zehnthofstraße soll abgerissen werden. Die Sanierungsversuche im Inneren waren erfolglos .

Seit November 2018 gesperrt

Bis vor zwei Wochen waren Verwaltung und Gebäudewirtschaft noch davon ausgegangen, dass die seit November 2018 vom Gesundheitsamt gesperrten Klassenräume bis zum Jahresende saniert und wieder genutzt werden können.

"Es stinkt"

Kurz vor Ende der Sommerferien hatte sich nach mehreren Schadstoffmessungen herausgestellt, dass die Grenzwerte weiter überschritten werden. Und das, obwohl man einen Großteil der belasteten Bauelemente entfernt und das Gebäude im Inneren fast in den Rohbauzustand versetzt hatte.

Der Putz an den Wänden, der Parkett-Fußboden mit dem Kleber und der darunter liegende Estrich waren bereits entfernt worden. „Aber nicht nur partikelförmige, auch gasförmige Schadstoffe spielen eine Rolle“, erklärten Gutachter Heiner Mokroß und der Sachverständige Lothar Grün. CDU-Stadtverordneter Stephan Pohl, bemerkte dann auch gleich: „Es stimmt. Es stinkt. In der Tat.“ Mit der Abbruch-Neubau-Lösung ist er nicht unzufrieden. Jedoch bemängelt Pohl , dass Schulleitung und Elternschaft bisher nicht genauer informiert wurden.

Umweltgefährlichen Naphthalinen

Schon seit mehr als einem Jahr hatten Eltern und Lehrer immer wieder über Geruchsbelästigungen in den Klassenräumen der beiden Grundschulen an der Zehnthofstraße geklagt. Erste Untersuchungen hatten ergeben, dass einige Grenzwerte überschritten wurden.

So etwa bei gesundheitsschädlichen und umweltgefährlichen Naphthalinen und naphthalin-ähnlichen Substanzen sowie bei Aldehyden in der Raumluft. Doch während an der James-Krüss-Schule (Gemeinschafts-Grundschule) die Emissionsbelastungen behoben, die Räume saniert und nach den Sommerferien wieder bezogen wurden, waren die Sanierungsversuche an der KGS weniger erfolgreich. Bislang wurden dort rund 300000 Euro investiert.

Neubau wird kostengünstiger

„Dieses Geld hätten wir aber nicht einsparen können, dass sind »Sowieso-Kosten«, die auch beim Abbruch angefallen wären“, sagte Schüßler. „Zudem ist ein Neubau nun kostengünstiger als so ein altes Möhrchen wieder auf Vordermann zu bringen.“

Das einzige, das aus dem alten Trakt erhalten bleiben soll, ist ein Keramik-Relief, welches vermutlich aus dem Vorgängerbau aus den 1930er Jahren stammt. „Das kommt als eine Art Erinnerung – auch auf Wunsch von Schulleiter Peter Zumbansen – mit in den Neubau“, erklärte Architekt und Bauingenieur Peter Hingst.

16 Klassenräume sollen entstehen

Wenn das Baufeld einmal leergeräumt sei, auch der derzeitige Toilettentrakt soll abgebrochen werden, könne man dort den „großen Wurf“ hinstellen. Denn anstatt der zehn Klassen, sollen 16 Klassenräume entstehen, sowie eine Mensa und weitere Räume für den Offenen Ganztag. Auch das sogenannte Hexenhäuschen, das leer und unter Denkmalschutz stehende Backsteingebäude der ersten Ostheimer Volksschule, soll wieder mitgenutzt werden.

Keine Containerlösung

Für eine große Lösung verzichte die Verwaltung auch auf die Aufstellung von Containern, (Schüßler: „Die nehmen zu viel Platz weg“), sondern setzt weiterhin auf tägliche Bustouren zur Vietorstraße 38 nach Kalk. Dort steht, nach dem Auszug einer Förderschule für erziehungsschwierige Jugendliche, ein erst im vergangenen Herbst frisch renoviertes und möbliertes Gebäude. Ursprünglich war es nur als Übergangslösung bis zum Sommer geplant. Nun werden wohl weitere fünf Jahre folgen.

Viele Jungen und Mädchen werden in ihrer Grundschulzeit wohl nie die Schule besucht haben, an der sie ihre Eltern einmal angemeldet hatten. „Ja, das ist dann leider so“, sagte Schüßler. Schließlich sind nach Berechnungen der Verwaltung für den Abbruch und den Neubau „erfahrungsgemäß mindestens vier Jahre“ erforderlich. Und das nur beim ersten Bauabschnitt.

Sanierung anderer Schulen verzögert sich

Durch den Verbleib der Ostheimer Schüler an der Vietorstraße verzögert sich auch die Sanierung der maroden Kalker Grundschulen an der Kapitelstraße. Die Schüler der KGS sollten eigentlich vorübergehend in die Vietorstraße umziehen und jetzt bereits dort sein. „Aber die Schulen an der Kapitelstraße sind längst nicht so schlimm wie in Ostheim. Das kann ich eher verantworten, als dass die noch länger in ihrem Gebäude bleiben“, sagte Schüßler. „Vielleicht finden wir für die Kalker Kinder ja noch eine andere Lösung als die Vietorstraße. Dann müssen die nicht noch fünf Jahre auf den Beginn der Sanierung warten.“

Infoveranstaltung zur Situation

Mit der Situation an den Grundschulen Zehnthofstraße beschäftigt sich in dieser Woche auch der Schulausschuss und – im Rahmen einer aktuellen Stunde – die Kalker Bezirksvertretung. Zudem findet an diesem Mittwoch, 11. September, um 17 Uhr an der Grundschule eine Informationsveranstaltung für die Eltern statt.

Schulpanung im Bezirk Kalk

Weit fortgeschritten sind die Planungen für den Neubau einer „Schule für alle“ durch das Erzbistum an der Dillenburger Straße/Ecke Christian-Sünner-Straße. Die dort im Schulcampus vorgesehene Grundschule soll bereits 2021/22 starten – zunächst provisorisch in Container-Klassen.

Thessaloniki-Allee/Wipperfürther Straße

Das für den Neubau vorgesehene Grundstück zwischen Thessaloniki-Allee und Wipperfürther Straße in Kalk liegt auch knapp vier Jahre nach dem Ratsbeschluss noch brach. Noch in diesem Jahr rechnet man mit einem Baubeschluss. Dann soll dort eine Schule aus Fertigbauteilen entstehen. Die könnte Ende 2020, Anfang 2021 fertig sein, damit dort dann die KGS Kapitelstraße einziehen kann. Anschließend soll die verbliebene Grüneberg-Grundschule saniert und auf fünf Züge erweitert werden.

Heinzelmännchen-Schule/KGS Heßhofstraße in Vingst

Erweitert werden sollen auch die Zügigkeiten an der Heinzelmännchen-Schule und der KGS Heßhofstraße in Vingst sowie an der KGS Volberger Weg in Rath-Heumar. Auch in Merheim ist die KGS Fußfallstraße vorerst auf fünf Züge ausgedehnt worden. Dies gilt bis zur Fertigstellung einer neuen Grundschule auf einer Fläche auf dem östlichen Teil der Merheimer Kliniken.

Da auch eine Erweiterung der Grundschule an der Zehnthofstraße den Bedarf in Ostheim nicht abdecken kann, ist eine weitere Grundschule an der Wilhelm-Griesinger-Straße im Gespräch.

Poll-Vingster-Straße

Das von der Schulverwaltung auf der Brachfläche an der Poll-Vingster-Straße in Humboldt-Gremberg anvisierte Gymnasium war von den Kommunalpolitikern genauso abgelehnt worden, wie eine neue Gesamtschule auf dem Gelände des derzeitigen Bauhofes an der Frankfurter Straße in Höhenberg. Dort wird von Politikern Wohnungsbau favorisiert.

Gummersbacher Straße

Die Idee, auf dem Schotter-Parkplatz zwischen Walter-Pauli-Ring und Gummersbacher Straße eine Gesamtschule zu bauen, wird sich in nächster Zeit wohl nicht umsetzen lassen. Das Gelände wird als Interimslösung beim Neubau der TH in Deutz gebraucht.