Ein Mob attackiert einen Autofahrer in Höhenberg. Der Familienvater stirbt. Nun startete ein weiterer Prozess am Kölner Landgericht.
Köln-HöhenbergNeuer Strafprozess um Lynchmord – Anwälte sehen keinen Beweis
Im Fall des sogenannten Lynchmords in Höhenberg hat am Mittwoch ein weiterer Strafprozess gegen zwei weitere Beschuldigte am Landgericht begonnen. Vor knapp einem Jahr hatte eine Männerhorde einem arglosen Familienvater aufgelauert, ihn aus dem Auto gezogen und so schwer verletzt, dass dieser später verstarb. Eine Überwachungskamera filmte die Tat auf der Straße.
Kölner Anklage: 30 Männer lauerten dem Opfer auf
Ausgangspunkt war laut Anklage eine Fehde zweier Familien-Clans. Der Bruder des späteren Opfers soll in der Nacht zuvor über Facebook die andere Familie beleidigt und verstorbene Angehörige geschmäht haben. Das Familienoberhaupt der Gegenseite habe daraufhin Rache geschworen, „und daran sollten und wollten sich alle beteiligen“. Laut Anklage entstand so ein feiger Mordplan.
Bis zu 30 Männer hatten sich am Tattag auf der Straße in Höhenberg versammelt. Der 23-jährige Angeklagte soll einen Gegenstand aus seiner Tasche gezogen und auf das spätere Opfer zugelaufen sein, nachdem dieser bereits aus dem Auto gezogen worden war. Laut Staatsanwalt habe er sich aber abgewendet, als er realisiert habe, „dass ein aktives Eingreifen nicht mehr erforderlich war.“
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Zweiter Angeklagter soll Fluchtwagen gelenkt haben
Der zweite Angeklagte ist 55 Jahre alt und soll einen der bereitgestellten Fluchtwagen gefahren habe. Er habe mit einem grauen VW Golf an der Kreuzung geparkt „und fuhr sofort weg, als sein Fahrzeug vollständig beladen war“. Hatte die Staatsanwaltschaft zunächst nur Beihilfe zum Mord angenommen, stufte das Schwurgericht die Tatbeteiligung des Mannes zur Mittäterschaft hoch.
Verteidigerin Pantea Farahzadi und Verteidiger Ingmar Rosentreter erklärten für ihre Mandanten, dass diese zu den Vorwürfen schweigen. In einem Parallelverfahren muss sich seit November ein weiterer Beteiligter verantworten. Dieser stand in der Nähe des Geschehens, wurde ebenfalls nicht aktiv. Zunächst waren viele Verdächtige auf der Flucht, es gab internationale Haftbefehle.
Kölner Verteidiger sehen keinen Beweis für gemeinsamen Mordplan
Die Verteidiger monieren, dass es keinen Beweis für einen verabredeten Mordplan gebe. „Hier wird eine Anklage wegen Mordes erhoben, nur weil einer einem angeblich was ins Ohr geflüstert hat“, sagte Anwalt Abdou Gabbar, der einen Angeklagten vertritt, beim Prozess im anderen Verfahren. Allerdings soll eine Kronzeugin eine entsprechende Aussage getätigt haben.
Die Anklage spricht von 17 Stichen und Hammerhieben gegen das 37-jährige Opfer. Auf dem Video sieht man, dass noch vereinzelt auf den Mann eingetreten wurde, als dieser schon regungslos am Boden lag. Der Mann überlebte knapp, kam auf die Intensivstation. 18 Tage später verstarb er. Die Familie des Getöteten habe jeden Halt in ihrem Leben verloren, sagte Opfer-Anwalt Simon Kantz.