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Neubau in KölnBezirksvertretung Kalk lehnt Obdachlosen-Unterkunft für 15 Millionen Euro ab

Lesezeit 4 Minuten
Im Vordergrund steht ein Baum, im Hintergrund ein verlassenes dreigeschossiges Wohnhaus.

Das Bestandsgebäude an der Lüdericher Straße wird abgerissen.

Trotz hoher Obdachlosenzahlen hat die Bezirksvertretung Kalk eine Unterbringung für Menschen ohne Wohnungszugang abgelehnt.

Angelika Kreuter und Ilona Finkbeiner hatten keinen leichten Stand in der Bezirksvertretung. Die beiden Mitarbeiterinnen des Amtes für Wohnungswesen waren zur jüngsten Sitzung im Bezirksrathaus erschienen, um ein Bauprojekt der Verwaltung vorzustellen.

Es geht um das Grundstück der Lüdericher Straße 1. Dort möchte die Stadt einen viergeschossigen Neubau mit Staffelgeschoss bauen – zur Unterbringung von Menschen, „die aufgrund ihrer besonderen Lebenssituation keinen regulären Zugang zum Wohnungsmarkt finden“, wie die Verwaltung schreibt. Man wolle Obdachlosigkeit verhindern. 93 Personen sollen in 31 sogenannten „Unterbringungseinheiten“ wohnen.

Unterkunft für Obdachlose – nicht für Geflüchtete

In Köln waren laut Verwaltungsvorlage im vergangenen Jahr 9452 Menschen wohnungslos. Ilona Finkbeiner betonte ausdrücklich, dass an der Lüdericher Straße keine Geflüchteten wohnen werden. Die Kosten werden auf 15,25 Millionen Euro beziffert. Darin ist die Marge des sogenannten Totalunternehmers, der gesucht wird, bereits enthalten. Die betrage, so die Verwaltungsvorlage, üblicherweise 20 Prozent.

Der Abriss des maroden Bestandsgebäudes an der Lüdericher Straße 1 schlägt mit 837.000 Euro zu Buche. Angelika Kreuter verwies auf die Baupreissteigerung: „In den vergangenen drei Jahren sind die Baupreise um 60 Prozent gestiegen.“ Einen zehnprozentigen Zuschlag habe man deshalb in die Kostenrechnung eingepreist.

Kernsanierung wirtschaftlich nicht darstellbar

Eine Kernsanierung des Bestandsgebäudes, das seit 2021 unbewohnt ist, sei wirtschaftlich nicht darstellbar, sagte Ilona Finkbeiner. Im Gebäude befänden sich Schadstoffe, die Bausubstanz sei insgesamt sehr schlecht. „Darüber hinaus sind die einzelnen Wohneinheiten nicht abschließbar“, sagte sie weiter.

500.000 Euro Kosten pro Wohneinheit im Neubau seien eine stolze Summe. Das neue Gebäude werde eines nach Vorgaben des Passivhausstandards sein mit einer Holzfassade. Das entspreche den Energieleitlinien der Stadt. Aber man geht noch weiter: Die Wärmeerzeugung geschieht ausschließlich mit erneuerbaren Energien.

Keine Zusatzheizung mit fossilen Energieträgern

Auf eine Zusatzheizung mit fossilen Energieträgern wird verzichtet. „Die Fassade wird aus Lärchenholz sein. Da gibt es keinen Wartungsaufwand“, ergänzte Angelika Kreuter. Man baue nach den Standards des sozialen Wohnungsbaus.

Christian Robyns von der SPD erklärte: „Es ist notwendig, dass da was entsteht.“ Manuela Grube von den Grünen wollte wissen, wie viel Grünfläche versiegelt wird. „Es wird sozusagen auf dem alten Fußabdruck gebaut. Das bestehende Grün bleibt“, antwortete Angelika Kreuter. Ilona Finkbeiner wies darauf hin, dass man beim jetzigen Stand der Planung nur von einem ungefähren Bauvolumen sprechen könne.

Aufnahmen zum Thema "Obdachlosigkeit" am Kölner Dom und am Hauptbahnhof.

Obdachlosigkeit am Breslauer Platz.

Regelrecht empört reagierte Denis Badorf von den Linken: „Das bestehende Gebäude ist seit 2021 leer gezogen. Was ist seitdem passiert? Wenn ich als Krankenpfleger so arbeite, kann ich gleich den Bestatter rufen.“ Ilona Finkbeiner nannte fehlende personelle Kapazitäten in der Verwaltung als Grund für den verlangsamten Planungsprozess.

Heinz Peter Fischer von den Linken fragte, ob man geprüft habe, welcher Kohlendioxid-Ausstoß der Neubau nach sich ziehe und ob eine Kernsanierung des Bestandsgebäudes nicht wesentlich weniger klimaschädlich gewesen wäre. Das hat die Verwaltung nicht im Detail geprüft. Die geschützten Bäume auf dem Grundstück an der Lüdericher Straße sollen jedenfalls stehen bleiben.

Einzig die SPD stimmte zu

Dann ging es zur Abstimmung über das Vorhaben, und da offenbarten sich Differenzen. Stefan Müller (CDU) bedankte sich für die „guten Antworten“ der Vertreterinnen der Verwaltung, nannte sie aber gleichzeitig „nicht zufriedenstellend“. Er meldete Beratungsbedarf an und bat um ein Fachgespräch mit der Verwaltung.

Christians Robyns bewerte die Vorlage als „nicht rund“, beantragte aber trotzdem „unter sozialen Aspekten“ eine Beschlussfassung. Müller entgegnete, seine Fraktion könne angesichts der Baukosten nicht zustimmen. Manuela Grube erklärte, die Vorlage sei unpräzise. „Wenn ich mir ein Auto kaufe, mache ich das ja auch nicht, wenn ich nur eine Zeichnung gesehen habe.“

Denis Badorf sagte, dass seine Fraktion das Vorhaben gern unterstützen würde, aber angesichts der Kosten sei das nicht möglich. Es kam zur Abstimmung und die Vorlage wurde abgelehnt. Lediglich die SPD stimmte dafür, Vasfi Bozkurt enthielt sich. Bezirksbürgermeisterin Claudia Greven-Thürmer ordnete das Ganze gelassen ein: „Die Bezirksvertretung wird in der Sache nur angehört.“ Am kommenden Donnerstag, 16. Mai, entschiedet der Rat abschließend.