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Black History MonthKalker Schule zeigt klare Kante gegen Rassismus

Lesezeit 3 Minuten
In einer Turnhalle stehen zwei junge Frauen bei einem Aufsteller, auf dem Schule gegen Rassismus steht

Linda von Cossart und Melanie Pickhardt (v.l)

Die Grüneberg-Schule hat ihre eigene Strategie, wenn es um den Kampf gegen Rassismus geht. Der Black History Month fand schon zum zweiten Mal statt.

Auch der Sohn von Kutlu Yurtseven, Mitglied der Microphone Mafia, war in seiner Schule schon mit dem Begriff „Remigration“ konfrontiert worden. Das erzählte der 50-jährige Musiker verärgert den Kindern der Grüneberg-Grundschule vor seinem Auftritt in der Turnhalle. Den nutzte er, um einige Dinge klar zu stellen: „Die ganzen Grenzen machen Menschen krank, Heimat ist ein Gefühl und kein Land“, rappte Yurtseven, und: „Ich bin hier, ich lebe hier, ich sterbe hier, ich bin kein blinder Passagier.“

Die versammelten Pänz sangen eifrig die Refrains mit, und als der Kurzauftritt zu Ende war, verkündeten sie ebenso lautstark den Anlass der kleinen Feier. „Wir werden Schule gegen Rassismus.“ Dafür hatten die Initiatorinnen Kutlu Yurtseven, der „gleich um die Ecke wohnt“, als Paten gewinnen können. Aber nicht nur das: Vier Grundschülerinnen führten unter großem Applaus eine eigene Choreografie zu dem Lied „Nie mehr leise“ von Celina Bostic auf, in dem die Sängerin ankündigt, sie werde sich Diskriminierungen wegen ihrer Herkunft nicht länger gefallen lassen.

Grüneberg-Schüler befassen sich mit schwarzen Künstlern, Vorbild aus USA

Die Schulkinder standen ohnehin im Mittelpunkt, denn in der Turnhalle wurde auch die nach 2023 bereits zweite Ausstellung der Schule zum Black History Month. Im Monat Februar wird in den USA an die politischen, wissenschaftlichen und kulturellen Leistungen von Afroamerikanern erinnert, mittlerweile auch hier und da in Deutschland.

Auf einem Aufsteller sind viele Bilder von Menschen mit irren Frisuren zu sehen.

Die Künstlerin Lorna Simpson stand Patin für die Werke der Grüneberg-Schüler, Sie verpasst ihren Poträtierten oft wilde Frisuren.

Die Grüneberg-Schüler hatten diesmal im Rahmen einer Projektwoche Werke von schwarzen Künstlern als Vorbild für eigene Arbeiten genommen. Stolz zeigten sie den zahlreichen erschienenen Eltern und Geschwistern die Ergebnisse, die etwa an die Graffiti-beeinflussten Bilder von Jean-Michel Basqiuat erinnerten, an die bunten Tücher von Sam Gilliam, oder an die bearbeiteten Fotos von Lorna Simpson, die den porträtierten Personen nachträglich gern mit dem Pinsel wüste Frisuren verpasst. Dafür hatten sich einige mutige Lehrkräfte zur Verfügung gestellt.

An den häufig mit Text und Worten arbeitenden Konzeptkünstler Glenn Ligon erinnerte das Motto „Gemeinsam stark“ unter der kleinen Bühne, auf der Schulsozialpädagogin Melanie Pickhardt und Lehrerin Linda von Cossart schließlich die große runde Plakette mit der Aufschrift „Schule gegen Rassismus“ enthüllten. Fünf Kinderarme in unterschiedlichen Farben recken darauf entschlossen die Fäuste in die Höhe.

Aber heißt das bundesweite Netzwerk nicht in Wirklichkeit „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, und sieht die Plakette, die mittlerweile an bundesweit rund 4000 Schuleingängen hängt, nicht ganz anders aus? Ganz sicher sogar, aber die Grüneberg-Schule, die im vergangenen Jahr beim bundesweiten Fair at School-Wettbewerb mit ihrem Black History Projekt den dritten Platz unter 180 beteiligten Schulen belegte, hat ab jetzt eben ihre eigene Plakette.

Auf einer Bühne stehen ein Mann und zwei Frauen. In der Schulaula sitzen viele Kinder und schauen zu.

Auf der Bühne: Kutlu Yurtseven, Melanie Pickhardt und Linda von Cossart (v.l)

„Wir wollen natürlich nichts gegen die Schulen sagen, die sich ‚Schule ohne Rassismus‘ nennen, aber das ist einfach irreführend“, erklärte Melanie Pickhardt. Denn Rassismus, rassistische Beleidigungen seien leider Realität, an jeder Schule. „Wir können keinem Kind garantieren, dass es an der Grüneberg-Schule sicher vor Rassismus ist. Aber wir versprechen euch, dass wir etwas dagegen tun“, betonte Pickhardt unter dem Jubel der Eltern und Kinder.

Empowerment-Workshops für Kinder, Fortbildungen für Lehrkräfte

Linda von Cossart, die das Konzept gemeinsam mit Melanie Pickhardt entwickelt hat, beschrieb, wie das funktionieren soll. „Unsere Lehrer werden künftig einmal im Jahr an Fortbildungen teilnehmen, die für Rassismus sensibilisieren. Den Schülern wollen wir Empowerment-Workshops anbieten, die sie ermutigen und in ihrer Individualität bestärken.“ Das werde fest im Schulalltag verankert, die Schulkonferenz habe bereits zugestimmt.

Wichtig sei das gerade an der Grüneberg-Schule, an der mehr als 90 Prozent der Schüler einen Migrationshintergrund haben. Neben der Diskriminierung wegen der Hautfarbe müsse man auch Diskriminierung wegen Religionszugehörigkeit oder Sprache zum Beispiel thematisieren. „Andere Schulen können das Konzept gern übernehmen und bei der Weiterentwicklung helfen“, so Pickhardt. Auch Schulen, deren Schülerschaft einheitlicher ist, seien herzlich eingeladen, denn Vorbeugung sei ebenfalls essenziell. „Eine Plakette gibt’s dann auch“, versprach Linda von Cossart.