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„Sehr selten und teuer“Motorrad-Marke „Imperia“ vor 100 Jahren in Kalk geboren – Fans treffen sich

Lesezeit 3 Minuten
100 Jahre Imperia. Fans feiern das 100-jährige Bestehen der Motorrad-Marke Imperia, die ab 1924 wenige Jahre in Kalk ansässig war. Die Feier findet in einer alten Werkshalle statt. 
Matthias Hohlleben, Rolf Erbach und Horst Nordmann

Fans wie Matthias Hohlleben (l.), Rolf Erbach und Horst Nordmann feiern das 100-jährige Bestehen der Motorrad-Marke Imperia, die ab 1924 wenige Jahre in Kalk ansässig war.

Rund 30 Exemplare der historischen Motorrad-Marke „Imperia“ kamen Samstag in den Kalker Hallen zusammen. Fans feierten den 100. Geburtstag der Marke.

Starker Motor, schwache Bremsen. Wer sich auf eine seiner „Imperia“-Motorräder setze, müsse unbedingt vorausschauend fahren, rät Rolf Erbach im Ruhrpott-Slang: „Dat sind keine Bremsen, dat sind Verzögerungsapparate.“ Manchmal sagt Rolf Erbach „Viech“, wenn er von seinen uralten Maschinen spricht. Das ist aber nicht despektierlich gemeint, im Gegenteil: Seit 45 Jahren beschäftigt sich der Duisburger mit „Imperia“-Zweirädern. Das Logo der Marke ziert als Tattoo sogar seinen Unterarm. Das nennt man wohl wahre Leidenschaft.

Damit ist Rolf Erbach nicht allein. In einer denkmalgeschützten und heute leerstehenden Industriehalle an der Kalker Vietorstraße traf er am Wochenende auf zahlreiche Gleichgesinnte mit Untersätzen, die mit elegantem Design und lautstarken Motoren gleichermaßen auf sich aufmerksam machten. Etwa 30 historische Imperia-Motorräder parkten dort, wo die Marke vor genau 100 Jahren ihren Ursprung hatte. „Ich habe als Kölner großes Interesse daran gehabt, dass wir hier das Jubiläum feiern können“, so Organisator Horst Nordmann vom Veteranen-Fahrzeug-Verband. Dem Eigentümer sei er deshalb sehr dankbar, das Treffen ermöglicht zu haben.

Fans feiern das 100-jährige Bestehen der Motorrad-Marke Imperia, die ab 1924 wenige Jahre in Kalk ansässig war. Die Feier findet in einer alten Werkshalle statt.

Fans feiern das 100-jährige Bestehen der Motorrad-Marke Imperia, die ab 1924 wenige Jahre in Kalk ansässig war. Die Feier findet in einer alten Werkshalle statt.

Kölner Stars gewannen Rennstrecken mit Imperia

Vor 100 Jahren war in den Hallen die „Kalker Maschinenfabrik AG“ zu Hause, kurz Kalmag. Im Ersten Weltkrieg hatte das Werk noch viel Geld mit dampfhydraulischen Pressen verdient, mit denen Panzerstahlplatten für Kriegsschiffe oder militärische Fahrzeuge hergestellt wurden. Damit war es nach dem Krieg vorbei.

Als Alternative sattelte das Unternehmen auf Motorräder um, die ab 1924 unter dem Namen Imperia an den Markt gingen. Im Motorrad-Rennsport waren die Fabrikate erfolgreich, die Größten ihrer Zeit gingen auf Imperia an den Start, darunter Kölner Stars wie Hans Soénius, Adolf Esch, Harry Herzogenrath oder Erich Pätzold, der auch die Einfahr-Abteilung bei Imperia leitete. „Sie haben fast alles gewonnen, was es auf deutschen und europäischen Rennstrecken zu gewinnen gab“, sagt Horst Nordmann.

Trotzdem dauerte es nicht lange, bis die Marke Imperia ins Straucheln geriet. Der Verkauf stockte, die Preise waren für etliche Kunden unerschwinglich. „Viele wollten eine Imperia haben, aber nicht bezahlen“, so Horst Nordmann. Ende 1925 wurde die Produktion eingestellt, von Maschinenfabrikant Schroedter übernommen und bis 1935 in Bad Godesberg fortgeführt.

Unterarm eines Motorrad-Fans mit „Imperia“-Tatoo.

EIn Fan hat sich aus Liebe zur Marke Imperia dessen Logo auf den Armen tätowieren lassen.

Eine Imperia galt als Luxusprodukt

Peter Salentin hat eine Imperia Berggeist aus dem Jahr 1930 nach Kalk gebracht. 15 PS, 600 Kubikzentimeter, 1365 Reichsmark Neupreis. Ein absoluter Luxus nach damaligen Maßstäben: „Die meisten hatten 1930 kaum ein Fahrrad“, sagt der Euskirchener Motorrad-Sammler. Rolf Erbach stellt sogar zwei Schmuckstücke aus. Eines stamme komplett aus Kalker Fertigung, das andere sei nach der Markenübernahme in Einzelteilen von Köln nach Bad Godesberg transportiert worden, um dort montiert zu werden. „Dat ist doch Geschichte, oder nicht?“, sagt der 71-Jährige, der an diesem Tag zum ersten Mal die Produktionsstätte seiner beiden Schätze betritt. Entsprechend bewegend sei dieses Jubiläum für ihn. „Mädel, du kommst wieder nach Hause“, habe er vor dem Treffen zu seiner Imperia gesagt.

Rund 300 Exemplare hätten bis heute überlebt, sagt Horst Nordmann. Zum 100. Geburtstag seien damit immerhin zehn Prozent des Gesamtbestandes zusammengekommen. „Besonders stolz bin ich darauf, dass wir insgesamt vier Kalker Maschinen hier haben“, so der Motorradexperte. Wer eine besitze, solle gut darauf aufpassen: „Die sind sehr selten, teuer und schwer zu finden.“