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Beteiligung und KritikKalker lehnen das geplante Hochhaus an den Köln-Arcaden ab

Lesezeit 4 Minuten
Visualisierung der Planungswerkstatt für das Areal zwischen den Köln-Arcaden und dem Bürgerpark.

Der Parktrichter des Büro Torsten Becker Stadtplanung erhielt viel Lob.

Stimmen zur Planungswerkstatt für das Areal zwischen den Köln-Arcaden und dem Bürgerpark.

Für Dieter Meier ist die Rangfolge ganz klar: „Für mich ist der Entwurf von Torsten Becker Stadtplanung der beste. Dann kommen New GbR Architekten, bjp | Bläser Jansen Partner. Am Ende stehen AS + P Albert Speer. Deren Entwurf mit dem 15-geschossigen Hochhaus finde ich ganz schlimm.“ Die genannten Architekturbüros waren vertreten bei der Planungswerkstatt für die Gestaltung des Areals zwischen den Köln-Arcaden und dem Bürgerpark. Am Samstag hatten die Büros ihre Entwürfe der Öffentlichkeit vorgestellt.

Meier spricht für die Bürgerinitiative „Nein zum Union-Invest-Bauprojekt an den Köln-Arcaden“. Die Union Investment möchte entlang der Barcelona-Allee laut einer Vorstudie 108 teils frei finanzierte und teils öffentlich geförderte Wohnungen sowie 56 Seniorenwohnungen, eine Einrichtung mit Pflegeplätzen für Senioren, eine Kita für Unterdreijährige und Büroflächen für insgesamt rund 800 Mitarbeitende bauen.

Kreative Ideen für die Verbindung von Bürgerpark und Wasserturm

Die vier Büros waren nun aufgerufen, die Vorstudie mit eigenen Ideen zu konkretisieren. Meier gefällt an seinem Siegerentwurf der Parktrichter, der eine begrünte Verbreiterung der bestehenden Verbindung zwischen Bürgerpark und Wasserturm vorsieht. Auch das Ansinnen von New GbR Architekten, die Parkhäuser stehenzulassen und mit Holzbauten aufzustocken, ist für Meier eine interessante Idee.

Visualisierung der Planungswerkstatt für das Areal zwischen den Köln-Arcaden und dem Bürgerpark.

Auf Kritik stieß das Hochhaus von AS + P Albert Speer.

Bezirksbürgermeisterin Claudia Greven-Thürmer äußert sich nicht so klar wie Dieter Meier. Das ist ihrer Rolle als Mitglied des Empfehlungsgremiums. Sie lobt die intensive Arbeit der Teams und deren hohe Flexibilität, schon während der dreitägigen Planungswerkstatt zu verändern. Einen Favoriten hat Greven-Thürmer nicht ausgemacht. Aber der Speer-Entwurf wird es wohl nicht: „Ich fremdel ein bisschen mit dem Hochhaus. Das ist nicht so meins. Und es ist nicht nötig.“ Aber die Bezirksbürgermeisterin ist grundsätzlich optimistisch: „Ich bin sicher, dass wir das was hinkriegen, was gut wird.“

Bauherr ist zufrieden

Auch der Bauherr hat eine Meinung: „Ebenso wie die Leistungen der Architekten und Planer haben mich die sehr konstruktiven Beiträge der anwesenden Bürgerinnen und Bürger begeistert“, schildert Manfred Lehnhoff, Projektmanager bei Unibail-Rodamco-Westfield, seine Eindrücke vom Werkstattverfahren. „Köln geht mit diesen Verfahren einen sehr guten Weg. Die Öffentlichkeit wird auf vorbildliche Weise beteiligt – zum Wohle des Bezirks und des neuen Stadtquartiers“, kommentiert Simon Splittgerber, zuständiger Assetmanager und Projektverantwortlicher der Union Investment.

Ganz so rosig sieht Stadtforscher Boris Sieverts das Ganze nicht. Er kritisiert, dass das Bauvolumen und die Nutzungen vom Bauherren ohne Beteiligung der Öffentlichkeit festgelegt worden seien. Außerdem sei alles extrem schnell gegangen. „Weder hatten die Teams Zeit, sich mit dem Stadtteil und seinen Bedarfen zu beschäftigen, noch hatten die Bürger Zeit, wenigstens einmal über das zu schlafen, was sie da präsentiert bekamen. Das war alles ganz schön mit der Pistole auf der Brust: ‚Hier ist die Aufgabe! Hier sind die Entwürfe! Was haben Sie dazu zu sagen? Danke, wir sehen uns dann wieder bei der Präsentation des Gewinners!‘ Das ist keine Beteiligung! Wir sollten uns damit nicht abfinden, sondern die Diskussion darüber, was an dieser Stelle gut und sinnvoll ist, nochmal aufmachen“, so Sieverts.

Visualisierung der Planungswerkstatt für das Areal zwischen den Köln-Arcaden und dem Bürgerpark.

„Coole Gassen“ wollen die Planer von Bläser Jansen Partner bauen.

Öffentliche Angebote gewünscht

Die Nutzungsmischung stößt bei ihm auf Kritik: Der Stadtforscher bedauert, dass dieses zentrale Stück Stadt komplett privater Initiative überlassen wurde. Er wünscht sich dort öffentliche Angebote wie zum Beispiel ein Hallenbad oder eine Quartiersturnhalle. Ein Investor müsse nicht nur nehmen, sondern auch geben. Es sei nicht zuletzt Aufgabe der Politik und des Stadtplanungsamtes, Wünsche von Investoren einzuhegen, um einen Mehrwert für die Öffentlichkeit zu schaffen.

Auch Sieverts lobt die Idee von New GbR Architekten, die Parkhäuser stehenzulassen: „Es ist im Sinne der Klimabilanz gut, wenn wir nicht weiter Stahlbeton abreißen, sondern umnutzen.“ Die geplanten Holzgebäude auf den Parkhäusern seien ein guter Kontrast zu den Arcaden und der Umgebung des Bürgerparks: „Das Umfeld kann ein wenig ästhetische Unruhe gebrauchen.“ Torsten Becker Stadtplanung hätte am ehesten versucht, städtebauliche Fehler zu korrigieren. Der Parktrichter sei eine gute Idee, so Sieverts.

Der Kalker Bürgerverein hat die Planungswerkstatt verfolgt: „Bei der Präsentation der Entwürfe wurde deutlich, dass die von Kalker Bürgerinnen und Bürgern kritisch diskutierte Geschosshöhe berücksichtigt wurde – drei von vier Entwürfen liegen deutlich unter der ursprünglich geplanten Höhe von 17 Geschossen“, sagt Jan Schlagenhauf vom Vorstand.

Er wünscht sich, dass die Abschottung zwischen Kalk Post und dem Bürgerpark endlich aufgehoben wird, und Maßnahmen, die der bestehenden infrastrukturellen Belastung im Stadtteil effektiv entgegenwirken.