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Verwirrung auf der Kölner AutobahnWarum vor dem Kalker Tunnel Stau angezeigt wird, obwohl es keinen gibt

Lesezeit 3 Minuten
Wer aktuell durch den Kalker Tunnel fährt, ist zu Recht verwirrt.

Wer aktuell durch den Kalker Tunnel fährt, ist zu Recht verwirrt.

Der aktuelle Zustand ist auf einen Unfall vor mehr als zwei Wochen zurückzuführen.

Am 4. Juli bewegte sich ein LKW auf der B55a in Richtung Köln. Der Wagen ist dabei auch durch den Kalker Tunnel gefahren, wo er in der oberen Tunnelröhre auf 50 Metern Länge einen Teil des Videoüberwachungssystems abgerissen hat. Das teilte die Stadt auf Anfrage mit, zunächst berichtete „Radio Köln“. Die Folgen für den Kölner Verkehr sind durchaus schwerwiegend: Seit dem Unfall gilt im Kalker Tunnel sicherheitshalber Tempo 60.

Das hat die Stadt, die den Tunnel betreibt, entschieden. Denn sollte es auf dem betroffenen Teilabschnitt im Tunnel zu einem Unfall kommen, würde eine Versorgung womöglich länger dauern. Die Verantwortlichen haben weniger Kontrolle als bisher über den Verkehr im Tunnel – zumindest auf dem betroffenen Abschnitt. Im Rest der oberen Tunnelröhre und in der unteren Tunnelröhre funktioniert die Überwachung weiterhin.

Köln-Kalk: Stadt hat Tunnel nach Kostenexplosion teuer saniert

Bis zum Ende der Sommerferien wird sich die Situation nicht verbessern, Urlaubs-Rückkehrer, die über die B55a in die Stadt zurückkehren, sind von dem Ausfall betroffen. Die Stadt plant, die Überwachung Mitte August zu reparieren – wenn die Ersatzteile pünktlich ankommen. Für zusätzliche Verwirrung sorgt der dauerhaft angezeigte Stau: Laut Stadt ist eine Anzeige von Tempo 60 ohne eine zusätzliche Stau-Anzeige schaltungstechnisch nicht möglich. Bei Fahrern sorgt die Anzeige aktuell regelmäßig für Verwirrung.

Das Amt für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau hat den Kalker Tunnel zwischen 2014 und 2020 aufwendig saniert und dabei auch Sicherheitsmaßnahmen wie die Videoüberwachung ergänzt. Wie sich kurz vor Abschluss der Arbeiten herausstellte, stiegen die Kosten damals von ursprünglich 33 Millionen Euro auf rund 53 Millionen Euro an. Ein Grund dafür war, dass die sich die Bausubstanz als deutlich schlechter herausstellte als vorab erkennbar, ein anderer war ein Fehler bei der Umsetzung des Baus – um die Verantwortung für den Baufehler stritten sich die Beteiligten damals.

Tempo 60 gilt auch für Tunnel in Köln-Lövenich

Der Kalker Tunnel ist nicht der einzige Tunnel Kölns, in dem aktuell Tempo 60 gilt. Auch im Lövenicher Tunnel fällt die Videoüberwachung aus, auch hier hat die Stadt die Geschwindigkeit von Tempo 80 auf Tempo 60 reduziert. Der Lövenicher Tunnel ist mit 1,5 Kilometern wesentlich länger als der Kalker Tunnel (rund 540 Meter), zudem fällt in Lövenich die gesamte Videoüberwachung aus. Er wird im Gegensatz zum Kalker Tunnel von der Autobahn GmbH betrieben.

Mit Blick auf die dortige Sicherheitslage – um den Tunnel herum wird weiterhin nicht geblitzt – teilte der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) hierzu mit: „Auf der Videoüberwachung erkennt man unmittelbar, ob es eine Gefahr für die Verkehrsteilnehmer gibt. In Durchsagen über Lautsprecher können dann Ansagen in den Tunnel erteilt werden, wenn Autos zu langsam fahren oder in einer Bucht stehen, in der sie nicht stehen sollten. Wenn die Videoüberwachung ausfällt, wird das Risiko größer.“ Die logische Reaktion darauf sei eine Reduzierung der Geschwindigkeit – dafür hat sich die Stadt nach dem 4. Juli nun auch im Kalker Tunnel entschieden.