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Videoüberwachung fällt ausGibt es im Tunnel Köln-Lövenich ein Sicherheitsrisiko für Autofahrer?

Lesezeit 4 Minuten
Der Tunnel Lövenich ist rund 1500 Meter lang.

Der Tunnel Lövenich ist rund 1500 Meter lang.

Im Lövenicher Tunnel fällt aktuell die Videoüberwachung aus. Dafür gilt Tempo 60, kontrolliert wird es allerdings nicht. Wie sicher ist das?

Am vergangenen Freitagmittag musste ein VW abgeschleppt werden. Zuvor ist es mal wieder passiert, der Wagen ist in der Einfahrt zum Lövenicher Tunnel mit einem Ford kollidiert. Verletzt wurde niemand, womöglich auch, weil an der Stelle seit einigen Monaten Tempo 60 gilt. Eine Sicherheitsmaßnahme, die nötig geworden ist, weil die Videoüberwachung im Tunnel nicht mehr funktioniert.

Von der staatseigenen Autobahn GmbH heißt es hierzu auf Anfrage: „Sicherheitsrelevante Komponenten der Videoanlage im Tunnel Lövenich sind teilweise defekt“, andere Teile müssten zudem überholt werden. Reparaturen haben zuletzt aber „nicht das gewünschte Ergebnis gebracht“, im Resultat funktioniert die Videoüberwachung also weiterhin nicht. Die Anlage muss erneuert werden.

Stadtverwaltung, Tunnel-Manager und Sicherheitsexperten der Autobahn GmbH kamen demnach zu dem Schluss, dass nur eine Tempo-Reduzierung weiterhin die Sicherheit gewährleisten kann. Bis wann die neue Geschwindigkeitsbeschränkung gilt, ist allerdings noch unklar. Für die Erneuerung muss die Autobahn GmbH verschiedene Ersatzteile bestellen. Für die Lieferzeiten gibt es dem Unternehmen zufolge noch keine „bindenden Angaben“, eine Aussage darüber, wann die Videoüberwachung wieder funktioniert und Tempo 60 nicht mehr gilt, sei nicht möglich.

„Die Reduzierung auf Tempo 60 ist ausreichend“

Klar ist also: Zum Ferienstart werden viele Reisende mit reduzierter Geschwindigkeit durch den Tunnel fahren müssen. Aber eben auch ohne Videoüberwachung. Und weniger sicher? Die Videoüberwachungen sind für die schnelle Erkennung von Tunnelunfällen und für die Unfallprävention von großer Bedeutung. „Die Videoaufnahmen werden gemacht, um den Verkehrsfluss live zu überwachen“, sagt Seema Mehta, Sprecherin des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR), auf Anfrage.

„Auf ihnen erkennt man unmittelbar, ob es eine Gefahr für die Verkehrsteilnehmer gibt. In Durchsagen über Lautsprecher können dann Ansagen in den Tunnel erteilt werden, wenn Autos zu langsam fahren oder in einer Bucht stehen, in der sie nicht stehen sollten“, so Mehta weiter. „Wenn die Videoüberwachung ausfällt, wird das Risiko größer.“ Die logische Reaktion darauf sei eine Reduzierung der Geschwindigkeit.

Die Autobahn GmbH verneint den Verdacht einer möglichen Sicherheitslücke klar: „Da im Tunnel keine konkrete Gefahrenlage vorliegt, ist die Reduzierung auf Tempo 60, die bereits im Zulauf auf den Tunnel angezeigt wird, ausreichend“, heißt es. Das Hinzuschalten von Warnzeichen oder Warnblinker würde demnach nur für weitere Irritationen sorgen. Aber wie sieht es mit Blitzern aus? Seema Mehta lässt die Frage, ob eine Geschwindigkeitsmessung mit Blitzern an dieser Stelle sinnvoll oder notwendig sei, unbeantwortet.

Kölner Tunnel: Kein Auftrag für Blitzer in Lövenich

Die Stadt Köln, die die Blitzer aufstellt, teilt auf Anfrage mit, dass es im Umfeld des Lövenicher Tunnels keine gebe. Der Grund: Die Bezirksregierung gebe die Blitzer für Autobahnen in Auftrag, so sind etwa die festinstallierten Blitzer auf der A3 am Heumarer Dreieck und auf der A1-Rheinbrücke entstanden. Auch im Lövenicher Tunnel sahen die Planungen ursprünglich Blitzer in beide Richtungen vor, sogar bei Tempo 80. Die Bezirksregierung wiederum teilt mit, die Autobahn GmbH sei zuständig. Auf eine erneute Anfrage begründet diese dann, warum Blitzer nicht notwendig seien.

Um einen festen Blitzer zu installieren, müsse eine Stelle als Gefahrenstelle ausgewiesen werden. Das gilt für Stellen, an denen es häufig zu Unfällen kommt und für solche, auf denen „eine erhöhte Unfallgefahr angenommen werden muss.“ Dafür reicht die ausgefallene Videoüberwachung wohl nicht aus. Nötig wäre ein Beschluss der Unfallkommission, an der auch die Polizei beteiligt ist. Dieser liege bislang nicht vor – daher sei eine Blitzer-Empfehlung nicht möglich.

Ein erhöhtes Risiko vermutet die Autobahn GmbH dennoch am Lövenicher Tunnel. Und teilt daher mit: „Wir bitten Sie bei Ihrer Berichterstattung zu berücksichtigen und im besten Fall einen Hinweis darauf zu geben, dass die temporäre Geschwindigkeitsbegrenzung im Tunnel eine notwendige Sicherheitsmaßnahme ist.“

Jeden Tag passieren rund 130.000 Autos den Lövenicher Tunnel, zum Ferienbeginn starten hier viele in den Urlaub. Unfälle wie am vergangenen Freitag werden weniger schnell erkannt, wenn sie im Tunnel passieren. Ob der Ausfall der Videoüberwachung größere Folgen haben wird, werden die kommenden Monate zeigen.