2025 will Deutz einen Umsatz im mittleren zweistelligen Millionenbereich mit Verteidigung machen. Das Sondervermögen soll für weiteres Wachstum sorgen.
Deutz AGKölner Motorenbauer will Rüstungsbereich ausbauen

Deutz-Chef Sebastian Schulte (r.) eröffnet am 20.3.2025 den Handelstag an der Frankfurter Börse mit Läuten der Börsenglocke zusammen mit Finanzvorstand Oliver Neu.
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Der Kölner Motorenbauer Deutz hat seine Pläne bekräftigt, künftig stärker als bislang in den Rüstungsbereich einzusteigen. Das bislang vergleichsweise kleine Geschäft des Traditionsunternehmens mit der Rüstungsindustrie soll deutlich ausgeweitet werden. „Für uns ist Defence ein sehr wichtiger und interessanter Markt mit großem Wachstumspotenzial“, sagte Vorstandschef Sebastian Schulte bei Vorlage der Bilanz. Man habe eine lange Liste an Geschäftsmöglichkeiten in verschiedenen Staaten erstellt und die Vertriebsaktivitäten intensiviert.
Der Deutz-Chef hatte jüngst im Gespräch mit dieser Zeitung konkretisiert, in welchen Bereichen das Unternehmen hier wachsen möchte. Infrage kommt die Lieferung von Motoren für kleine und mittlere Militärfahrzeuge sowie Radpanzer, nicht aber Hauptmotoren für schwere Kampfpanzer mit Ketten. „Zuletzt haben wir zudem einen langjährigen Vertriebs- und Servicepartner in Polen übernommen, mit dem wir jetzt erste Militärfahrzeuge mit Deutz-Motoren beliefern“, sagte Schulte. Oncilla heißt das Produkt, ein Fahrzeug, das Mannschaften, aber auch Waffen transportieren kann.
Neue Motoren für alte Sowjet-Fahrzeuge
Großes Potenzial sieht der Kölner Motorenbauer zudem in den enormen Beständen alter russischer Fahrzeuge in den osteuropäischen Nato-Staaten. Motoren oder Ersatzteile aus der Sowjet-Zeit sind nicht mehr verfügbar. Neue Deutz-Motoren können die Fahrzeuge wieder ans Laufen bringen. Darüber hinaus denkbar sind auch Lieferungen von Stromgeneratoren für die stationäre Versorgung von Lazaretten.
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Wie viel Deutz in den kommenden Jahren im Rüstungsbereich erwirtschaften möchte, dazu wollte sich Sebastian Schulte auf Nachfrage derzeit noch nicht äußern. Dafür sei es zu früh, sagte der Manager. „Wir wollen das Defence-Geschäft systematisch ausbauen.“ Im laufenden Geschäftsjahr werde man mit Defence voraussichtlich einen Umsatz im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich machen, so Schulte.
Aktie erlebt zwischenzeitlich Höhenflug
Die Investoren waren im Vorfeld bereits beflügelt von den Aussichten, nachdem das Schuldenpaket in Berlin durchgegangen war. Die Aktie des Motorenherstellers erlebte deshalb am Dienstag bereits einen Höhenflug. Am Donnerstag, den 20. März, kehrte dann wieder etwas Ernüchterung ein. Deutz verzeichnete zwischenzeitlich einen Kurssturz von 12,81 Prozent. Die Aktie von Deutz kostet derzeit rund 5,90 Euro.
Darüber hinaus erhofft sich das Unternehmen, das Motoren unter anderem für Traktoren, Erntemaschinen, Bagger, Baumschienen und anderes großes Gerät herstellt, Wachstum vom jüngst beschlossenen Sondervermögen der neuen Bundesregierung. Die Milliardenkredite des Bundes, die CDU/CSU und SPD unlängst auf den Weg gebracht haben, sollen für Infrastruktur und Verteidigung genutzt werden.
Wachstum im Bausektor erwartet
Vor allem im Bausektor, einem Kernbereich von Deutz, dürfte das Kölner Unternehmen deutlich profitieren. In den vergangenen Jahren war die Nachfrage großer Baumaschinen-Kunden wie etwa Volvo oder Wacker Neuson nach Deutz-Motoren deutlich zurückgegangen. Denn die gesamte Baubranche hatte etwa aufgrund der unsicheren Lage nach dem Beginn des Ukraine-Krieges, explodierender Baustoffpreise, knappem Baumaterial, hoher Inflation und vor allem steigender Zinsen, die Investoren abschrecken, schwer zu kämpfen. Das führte zu einem Investitionsstau bei Baumaschinen.
Mit den Milliarden aus dem Steuertopf für Brücken und Straßen dürfte nun die Nachfrage auch wieder deutlich anziehen. „Wir sind bereit und können unsere Produktion jederzeit hochfahren“, sagte Schulte während der Pressekonferenz, die diesmal nicht in Köln, sondern in Frankfurt stattfand. Anlass war das 125-jährige Börsenjubiläum des Unternehmens. Deutz-Chef Schulte und Finanzvorstand Oliver Neu eröffneten den Handelstag an der Frankfurt Börse mit dem Läuten der Börsenglocke. Mit dem Erklingen der traditionellen Opening Bell um neun Uhr startete der Handel auf dem Börsenparkett offiziell.
„125 Jahre Börse heißt für Deutz auch 125 Jahre Zugang zu Kapital, Transparenz und moderne Unternehmensführung. Die Geschichte von Deutz zeigt, wie wichtig diese Faktoren sind, um langfristig erfolgreich zu sein und Veränderungssituationen unternehmerisch nutzen zu können“, sagte Oliver Neu.
Bessere Aussichten in 2025
Das Unternehmen hofft nun auf Besserung im laufenden Jahr. Wegen der schwachen Konjunktur hatte das Kölner Traditionsunternehmen mit seinen etwa 5200 Mitarbeitenden zuletzt schlechtere Geschäfte in 2024 gemacht. Der Umsatz sackte im vergangenen Jahr um 12,1 Prozent auf rund 1,8 Milliarden Euro ab. Das Konzernergebnis brach um zwei Drittel auf 42 Millionen Euro ein (2023: 106,9 Millionen Euro). Den Aktionären werden Vorstand und Aufsichtsrat bei der Hauptversammlung am 8. Mai 2025 vorschlagen, eine Dividende in Höhe von erneut 0,17 Euro je Aktie (2023: 0,17 Euro) aus dem Bilanzgewinn auszuschütten. Damit würde Deutz seine Dividende seit vier Jahren mindestens konstant halten. Die Ausschüttungsquote läge leicht über 40 Prozent. Dieses Jahr soll es dann wieder besser laufen. Das Management prognostiziert einen Konzernumsatz von 2,1 bis 2,3 Milliarden Euro.