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Motorrad-Spezialist aus KölnSeit 100 Jahren verkaufen die Stutes in Kalk fahrbare Untersätze

Lesezeit 3 Minuten
Fünf Männer unterschiedlichen Alters stehen nebeneinander.

Geschäftsführer, Gesellschafter und die vierte Generation im Motorradhaus Stute Hengst: Philip Stute, Rolf Stute, Wolf-Georg Rohde, Frank Stute und Marcel Stute (v.l.)

Das Motorradhaus Stute Hengst in Kalk feierte am Wochenende sein 100-jähriges Bestehen und läutete damit gleichzeitig die neue Saison ein.

Interessiert studiert Willi Filz die Beschreibung der Motosacoche Al 200. Die Schweizer 3-PS-Maschine mit 250 Kubikzentimeter Hubraum ist als Ausstellungsstück das älteste Motorrad zwischen den mehr als 100 neuen und gebrauchten Maschinen im Verkaufsraum des Motorradhauses Stute Hengst. Filz ist schon lange Kunde beim Kalker Motorradhändler. Vor 27 Jahren habe er hier seine Honda VFR 800 gekauft, erzählt der Frechener. „147.000 Kilometer hat die mittlerweile auf dem Buckel.“ Die 150.000 wolle er auf jeden Fall voll machen.

Wie Willi Filz strömten am vergangenen Samstag rund 1500 Motorrad-Enthusiasten zur Saisoneröffnung in Kölns größtes Motorradhaus. In familiärer Atmosphäre trafen sich Zweirad-Fans aus Köln und der Region an der Kalk-Mülheimer-Straße, um bei Kaffee, gekühlten Getränken, Suppe und Grillwurst die ersten Motorrad-Highlights in Augenschein zu nehmen, zu plaudern oder an den vielfältigen Workshops und Kurzvorträgen rund ums Bike teilzunehmen. Den frühen Saisoneröffnungszeitpunkt im Februar begründet das Unternehmen mit dem gleichzeitigen Start in ihr Jubiläumsjahr. Der Familienbetrieb feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen.

Blick auf einen kleinen Laden mit Schaufenster, davor parkt eine Vespa.

Erster Fahrrad- und Motorradladen der Firma Stute an der Kalk-Mülheimer-Straße 206 in Köln-Kalk von 1925 bis 2000.

Angefangen hatte alles im Jahr 1925 mit einem Fahrradladen der Brüder Karl und Wilhelm Stute auf der Kalk-Mülheimer-Straße 206. „Fahrräder der Firma NSU waren damals die Marken der ersten Stunde“, erzählt Rolf Stute, einer der beiden Geschäftsführer des heutigen Motorradhauses. Später kamen auch die Motorräder von NSU dazu. Der damalige Laden hatte eine Gesamtfläche von rund 150 Quadratmetern inklusive privater Räume und lag nur 100 Meter vom jetzigen Standort des Motorradhauses Stute Hengst entfernt. Das sei damals eine kluge Standortentscheidung für das kleine Fahrradgeschäft gewesen, ergänzt der Kölner Steuerberater Wolf-Georg Rohde, langjähriger Freund der Familie und Mitgesellschafter im Unternehmen.

In einem Verkaufsraum stehen Motorräder und viele Kunden in Grüppchen.

Motorradfan Willi Filz begutachtet ein Ausstellungsstück im Motorradhaus Stute Hengst.

Das Fahrrad sei damals ein wichtiges Fortbewegungsmittel auf dem Weg zur Arbeit gewesen. Die benachbarte Chemische Fabrik Kalk (CFK) und Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD) zählten seinerzeit zu den größten Arbeitgebern in der Stadt. Weil Karl und Wilhelm Stute den Krieg nicht überlebten, führte Witwe Katharina Stute und später ihr Sohn Willi, Vater der beiden jetzigen Geschäftsführer Rolf und Frank Stute, den Betrieb weiter. Stute profitierte vom anfänglichen Motorrad-Nachkriegsboom, der aber nicht lange anhielt. Das Interesse an Motorrädern ließ nach. Wer es sich leisten konnte, schaffte sich ein Auto an. Käfer, Isetta und das Goggomobil waren gefragt.

Nach der Motorradmarke Kreidler setzte Willi Stute 1972 auf die japanische Marke Honda. „Honda-Stute“ wurde zum Begriff in Köln. „Kannte damals jeder“, erinnert sich Rolf, der seit 1996 gemeinsam mit seinem Bruder Frank den Familienbetrieb in dritter Generation führt. Nachdem der Platz im alten Fahrradladen nicht mehr ausreichte, entschieden sich die Brüder für einen Neubau, der im Jahr 2000 mit einer Nutzfläche von 1600 Quadratmeter eröffnete. 15 Jahre später erweiterten die Stutes ihr Motorradhaus um einen weiteren Anbau, in dem heute 48 Mitarbeiter auf einer Fläche von rund 3000 Quadratmeter beschäftigt sind. Zusätzlich zu Honda begann für Stute 2009 die Partnerschaft mit BMW. 2018 wurde das Motorradhaus zudem offizieller Ducati-Händler für den Raum Köln.

Mit dem Zuwachs von BMW ist auch der zweite Unternehmensname „Hengst“ verknüpft, einem Wortspiel, das bei einem Glas Rotwein entstanden war. Aufgrund der seinerzeit noch bestehenden Exklusivität pochte der langjährige Vertragspartner Honda beim Abschluss eines BMW-Händlervertrages auf einen zweiten Firmennamen und anderen Gesellschaftern. Mit Wolf-Georg Rohde fanden die Stutes einen externen Gesellschafter, der zugleich seinen Freund Christian Theilmann mit einbrachte. Der Unternehmensname „Motorradhaus Stute Hengst“ sowie das Logo mit den beiden Pferdeköpfen war geboren. Auch wenn das Geschäft rund ums Motorrad stark saisonabhängig verläuft, blickt Rolf Stute optimistisch in die Zukunft. „Wir sind mit unserem Motorradhaus und seinen ganzjährigen, vielfältigen Angeboten gut aufgestellt“, sagt er. Die vierte Generation steht bei den Stutes schon in den Startlöchern.

www.stutehengst.de