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Kebekus wird Schulpatin„Horst Seehofer – deine Mutter ist die Mutter aller Probleme”

Lesezeit 3 Minuten

Bunte Vielfalt: Carolin Kebekus posiert mit Klassensprechern  ihrer alten Schule fürs Selfie. Mit dabei sind die Lehrerinnen Marietta Sokhanvar (hinten, 5.v.l.) und Tülay Koc (hinten, r.) 

Köln – Wenn man mit denen redet, die eine gleiche Meinung haben, hat man kein Problem. „Man muss ein Risiko eingehen. Wir haben die Aufgabe rauszugehen und zu sagen: Viele Kulturen sind eine Bereicherung.“ Carolin Kebekus hat vor 19 Jahren Abitur am Heinrich-Heine-Gymnasium in Ostheim gemacht. Am Freitag stand sie auf der gleichen Bühne, auf der damals das Abschlusszeugnis übergeben wurde. Die Komikerin hat im Zusammenhang mit dem Projekt „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ die Patenschaft für ihre alte Bildungsstätte übernommen.

Witze gab’s von der prominenten Ex-Schülerin keine, die Sache ist ihr ernst. Als Innenminister Horst Seehofer gesagt habe, die Migration sei die „Mutter aller Probleme“, habe sie sich verletzt gefühlt. Sie habe in ihrer Schule Vielfalt als etwas Positives erlebt. „Migration hat mich zu dem gemacht, was ich bin. Wäre Seehofer jetzt hier, würde ich ihm sagen: ,»Deine Mutter ist die Mutter der Probleme.«“ Dafür gab’s tosenden Applaus in der Aula.

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Das Ostheimer Gymnasium ist die 26. Kölner Schule, die sich am bundesweiten Netzwerk gegen Diskriminierung, Mobbing und Gewalt beteiligt. Die Initiative versteht sich auch als „kreative Jugendbewegung“. Schüler sollen zu bürgerschaftlichem Engagement ermuntert werden. Vor zwei Wochen hatte Bundespräsident Frank- Walter Steinmeier die Eichendorff-Realschule in Neuehrenfeld besucht und die Aktivitäten tausender Schüler gewürdigt. Die „Schulen ohne Rassismus“ werden von Paten unterstützt; in Köln sind das etwa Guido Cantz, die Bläck Fööss, Kabarettist Jürgen Becker, der 1. FC Köln, die Boxerin Julia Sahin, Moderator Ralph Caspers oder Oberbürgermeisterin Henriette Reker, für die das Engagement der Schulen „ein wichtiger Baustein für ein weltoffenes Köln“ ist. Carolin Kebekus hat in Ostheim bereits ihre zweite Patenschaft übernommen. Sie ist auch am Porzer Stadtgymnasium dabei.

Um mit dem Siegel der Initiative ausgezeichnet zu werden, müssen die Bildungseinrichtungen nicht nur einen illustren Patennamen, sondern auch regelmäßige Aktivitäten und Projekte nachweisen. So führt das Ostheimer Gymnasium seit einigen Jahren mit jeder Klasse des 9. Jahrgangs eine Projektwoche zu den Themen Vielfalt und Diskriminierung durch. Außerdem müssen über 70 Prozent der Schüler die Forderung nach Aufnahme ins Netzwerk mit ihrer Unterschrift unterstützen. Hier wie an anderen Kölner Schulen ist die gelebte Vielfalt Teil des Schulprogramms. Beim Kampf gegen Diskriminierung gehe es auch um eine klare Position gegen Antisemitismus oder um die Benachteiligung aufgrund des Geschlechts oder der sexuellen Orientierung, so die Verantwortlichen.

Dass mit dem Label „Schule ohne Rassismus“ alle Probleme im alltäglichen Miteinander an Deutschlands Bildungseinrichtungen verschwinden, dürfte keiner, der mitmacht, behaupten. Das Wichtigste sei, dass sich die Schulen, ihre Lehrer und Schüler diesen Problemen stellen, so der stellvertretende Ostheimer Schulleiter Marcus von Grabczewski und die Regionalkoordinatorin des Netzwerks, Irmgard Coerschulte. Sie übergab den Schülern und den beteiligten Lehrerinnen des Gymnasiums, Marietta Sokhanvar und Tülay Koc, die Urkunde. Die Schüler sollen Verantwortung übernehmen, so Coerschulte. Der Titel sei weniger eine Auszeichnung für bereits geleistete Arbeit, sondern eine Selbstverpflichtung für Gegenwart und Zukunft.