Kontroverse um Gelände der Hallen KalkBürgerinitiative präsentiert Horror-Szenario
Kalk – Die Diskussionen über die zukünftige Gestaltung des Geländes rund um die „Hallen Kalk“ dominierte die jüngste Sitzung der Kalker Bezirksvertreter.
Kundgebung vor dem Bezirksrathaus
Auf der Tagesordnung standen drei Einwohnerfragen sowie zwei Vorlagen der Verwaltung. Zudem hatten sich rund zwei Dutzend Vertreter der kürzlich gegründeten Bürgerinitiative „Mehr Grün in Kalk“ zu einer Kundgebung vor dem Bezirksrathaus versammelt.
„Kalk hat seinen Anteil an Grau und Beton schon geleistet“, so Sprecherin Silvia Marchais-Raytchevska. Die Initiative möchte anstelle der geplanten Neubauten weitere Grünflächen. Sie verkündet den Kalkern ein Horror-Szenario, dass die bisherige Pflanzstelle zwar erhalten, aber von „achtstöckigen Gebäuderiegeln eingezäunt, von neuen Straßen flankiert und mit einem unterirdischen Parkhaus versiegelt“ werde.
Heftige Diskussionen
Dass diese Darstellung nicht der tatsächlichen Planung entspricht, davon hätten sich die Kundgebungsteilnehmer bei der Sitzung der Bezirksvertretung überzeugen können. Doch als die Thematik teils heftig und kontrovers debattiert wurde, war von der Initiative kaum noch jemand im Publikum.
Mehrheit von CDU und SPD
Mit der Stimmenmehrheit von SPD und CDU – die beiden Vertreter der Linken sowie Manuela Grube von den Grünen hatten mit „Nein“ votiert, ihr Fraktionskollege Daniel Bauer-Dahm hatte sich enthalten – wurde nun die Aufstellung eines Bebauungsplans für das betroffen Gebiet beschlossen. Das reicht von der Neuerburgstraße im Westen, dem Grundstück der Kaiserin-Theophanu-Schule im Norden, der Wiersbergstraße und Christian-Sünner-Straße im Osten, sowie den Hallen 70 und 71 im Süden (einschließlich der Hallen 59 und 60, Abenteuerhallen Kalk) sowie der Fläche zwischen Neuerburgstraße und der Halle 71 bis hin zur Dillenburger Straße.
Bürger hatten Möglichkeit einzuwirken
„Es geht um die Sicherung und das Ermöglichen von Zielen“, sagte Wolfgang Tuch vom Stadtplanungsamt. „Es ist doch der allgemeine Wunsch, voran zu kommen.“ Daher setzt die Verwaltung auch auf ein „beschleunigtes Verfahren“. In den vergangen drei Jahren hätten die Bürger ausreichend Gelegenheit gehabt, Ideen einzubringen. Von diesen Vorschlägen sei vieles in die Planung eingeflossen, so Tuch. Diese Meinung wurde von der Mehrheit der Kommunalpolitiker geteilt. Der Antrag der Linken nach einem „regulären Verfahren“, das zeitaufwendiger wäre und eine erneute Bürgerbeteiligungen erfordert hätte, wurde abgelehnt. Nur Grube unterstützte diesen Antrag und dokumentiert den Riss, der gegenwärtig durch die grüne Zwei-Personen-Fraktion verläuft. Es kam mehrmals zu gegensätzlichen Abstimmungen der beiden Parteikollegen.
Grüne stellte Verfahren in Frage
Während Bauer-Dahm von einer „angemessenen Planung“ sprach, machte sich Grube eher populistisch die Argumente der kleinen Gruppe der Demonstranten zu eigen. Auf einmal forderte sie, den gesamten westlichen Teil der Brache in eine Grünfläche zu verwandeln. Somit stellte Grube das bisherige Verfahren komplett in Frage. Doch da wurde sie von Stadtplaner Tuch („Es geht um Arbeitsplätze im Stadtteil, diese Mischnutzung hat Kalk doch immer schon ausgemacht“) und Jürgen Schuiszill, dem Vorsitzenden der CDU-Fraktion zurecht gewiesen: „Wir wollen hier ein Industriegelände revitalisieren und zukunftsfähig machen. Und das wussten die Bürger auch.“
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In einem ersten Schritt brachten die Bezirksvertreter den notwendigen Bebauungsplan auf den Weg. „Wir müssen diesen formalen Weg gehen. Die Bürger erwarten, dass es voran kommt“, sagte Marcel Hagedorn (SPD). CDU-Mann Michael Lange sah das ähnlich: „Es werden ja auch viele Anregungen umgesetzt.“ Im Laufe der Bürgerbeteiligung war das ursprünglich vorgesehen Bauvolumen deutlich zugunsten von Grünflächen verringert worden.
Durchlüftungsschneise
Diese Erweiterung der öffentlichen Grün- und Freiräume sei, so heißt es seitens der Verwaltung, „von großer Bedeutung. Kalk hat mit einem Anteil von weniger als zehn Prozent ein deutliches Defizit. Die neue Grünverbindung rund um die Pflanzstelle und entlang der Neuerburgstraße soll zum Aufenthalt und darüber hinaus als wichtige Durchlüftungsschneise zur klimatischen Aufbesserung dienen.“ Anstelle von derzeit elf Prozent unversiegelter Flächen im Planungsgebiet sollen es künftig 37 Prozent sein.
Zukunft des Dirt-Park ungeklärt
Zwischen dem grünen Band entlang der Neuerburgstraße und der Freilufthalle (alte Halle 71) ist ein Neubaufeld mit Wohnungen und Gewerbe – gestaffelt mit maximal acht Geschossen– vorgesehen. Nur unter diesen Neubauten ist eine Tiefgarage geplant. Noch nicht geklärt ist die Zukunft des „Dirt-Parks“. Das vor allem von BMX-Fahrern genutzte Open-Air-Gelände der Abenteuerhalle muss dem Neubau eines vom Erzbistum geplanten Schulcampus weichen. „Dafür haben wir momentan noch keine Lösung“, gibt Tuch zu. Aber da bleiben die Bezirksvertreter hartnäckig. Lange: „Der Dirt-Park ist uns ganz besonders wichtig.“
Schon in der Oktobersitzung gehen die Diskussionen in eine weitere Runde. Dann steht erneut ein „integrierter Plan“ für die Hallen auf der Tagesordnung. Der war diesmal nach einem Einspruch der Linken vertagt worden. Die Verwaltungsvorlage war erst kurzfristige 15 Minuten vor der Sitzung eingegangen. Die Kalker werden weiterhin beteiligt werden, wie Stadtplaner Tuch zusagte. Etwa dann, wenn es um die Detailplanungen gehe, wie beispielsweise Freilufthalle, Kulturhof und öffentliche Grünflächen.