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Kritik an geplanten MietpreisenIn Köln-Merheim entstehen 140 neue Wohnungen

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Neue Wohnungen entstehen bald auf dem Gelände des  Schwesternwohnheim, das demnächst abgerissen werden soll.

Merheim – Ganz im Süden des spitz zulaufenden, dreieckigen Grundstücks an der Ostmerheimer Straße ist schon eine Kindertagesstätte entstanden. An der Ostseite wurde ein altes, neungeschossiges Schwesternwohnheim des Krankenhauses bereits abgerissen und durch 107 Wohnungen ersetzt, die ebenfalls wieder für das Personal des Krankenhauses gedacht sind. Noch steht das Schwesternwohnheim im Nordwesten des Areals mit seinen ebenfalls neun Stockwerken – aber das soll demnächst auch verschwinden. Das Besondere: Hier sollen Wohnungen für die Allgemeinheit entstehen.

Überwiegend 2er-WGs geplant

Der Investor Wohnwert Merheim GmbH & Co. KG möchte in diesem Bereich etwa 140 Wohnungen in einem fünf-bis siebengeschossigen Gebäude schaffen. In einem Innenhof sollen begrünte Freiflächen mit einem Spielplatz für Kleinkinder sowie Aufenthaltsmöglichkeiten entstehen, die Pkw werden in einer Tiefgarage untergebracht, auch ein Car Sharing-Angebot ist vorgesehen. Auffällig ist der hohe Anteil von 116 geplanten Studenten-Appartements an der Gesamtzahl der Wohnungen. Es sei überwiegend an „2er WGs“ gedacht, teilte das Stadtplanungsamt mit.

Die Verwaltung ist durchaus angetan von den Plänen, schließlich verlangten die Bevölkerungszunahme und der daraus resultierende Mangel an Wohnraum gerade im Stadtbezirk Kalk „die zeitnahe Bereitstellung weiterer Wohnungsbestände“. Positiv vermerkt wird auch, dass sich der Investor an die Vorgaben des kooperativen Baulandmodells halten will: Mindestens 30 Prozent der Wohnungen sollen mit öffentlichen Mitteln gefördert werden, die übrigen wären frei finanziert.

Eine Klippe muss die Wohnwert Merheim GmbH allerdings noch umschiffen: Weil das gesamte Gelände im Flächennutzungsplan der Stadt Köln als Fläche für den Gemeinbedarf ausgewiesen und dem Krankenhaus zugeordnet ist, ist für den nordwestlichen Bereich, der künftig ja nicht mehr für die Zwecke des Krankenhauses genutzt werden soll, eine Änderung des derzeit gültigen Bebauungsplans notwendig.

Bezirksvertretung fordert bezahlbaren Wohnraum

Da hat sich schon die Kalker Bezirksvertretung (BV) gemeldet: Sie will für die Änderung auf den einstimmig angenommen Antrag der Fraktionen von SPD und Der Linken hin nur dann grünes Licht geben, wenn sichergestellt ist, dass „mindestens 50 Prozent geförderte und mindestens 50 Prozent preisgedämpfte Wohneinheiten errichtet“ werden.

Ein klares Votum für bezahlbaren Wohnraum, wie Christian Robyns, Fraktionsvorsitzender der SPD, erläutert: „In einem Vorgespräch mit Vertretern des Investors wurde klar, dass wir bei den frei finanzierten Wohnungen mit einem Mietpreis von etwa 15 Euro pro Quadratmeter rechnen müssen. Wo soll das hinführen, wenn die Preise schon in einem so weit außerhalb gelegenen Quartier derart ansteigen? Das können normale Studenten nicht bezahlen, die Mietspirale dreht sich immer weiter.“

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Ob dieser BV-Beschluss Folgen haben würde, war allerdings von Anfang an fraglich. Die Verwaltung formulierte bereits eine entsprechende Stellungnahme, in dem sie klar stellt, dass der Investor aus dem Schneider sei, solange er sich an das kooperative Baulandmodell und damit den 30 Prozent-Anteil von öffentlich gefördertem Wohnungsbau halte: Darüber hinaus könne „die Verwaltung aktuell keine Vorgaben hinsichtlich der Preisgestaltung im Rahmen der Bauleitplanung treffen“.

Im Stadtentwicklungsausschuss des Rats ignorierte man mehrheitlich die Bedenken der BV: Gegen die Stimmen von SPD und Der Linken wurde dort die Einleitung des Verfahrens zur Änderung des Bebauungsplans beschlossen. Für Christian Robyns ein ernüchterndes Resultat: „In der Realität sieht es meist so aus, dass die Investoren Gründe finden, sich nicht an den 30 Prozent-Anteil zu halten und es am Ende nur 20 Prozent sind. Die Stadt hat dann keine Handhabe mehr, da muss sich dringend etwas ändern.“