Diskussion in Köln-NeubrückHauptschule könnte Gesamtschule werden
Jährlich werden in Köln bis zu 1000 Kinder samt ihren Eltern „vor den Kopf gestoßen“, heißt es in einem Antrag der SPD-Fraktion in der Kalker Bezirksvertretung, weil die Pänz keinen der begehrten Gesamtschulplätze bekommen. Die Kinder würden dann ersatzweise an einer Hauptschule angemeldet - das sei auch im Bezirk Kalk häufig der Fall. Deshalb möchten die Sozialdemokraten für Abhilfe sorgen: Die Neubrücker Kurt-Tucholsky-Hauptschule soll in eine Gesamtschule umgewandelt werden, und zwar „kurzfristig“.
Erweiterung erwünscht
Auch weil sich die Schulform Hauptschule offensichtlich keiner großen Beliebtheit erfreut: Die Zahl der Anmeldungen falle auch in Neubrück derzeit so gering aus, dass die Auslastung der Schule trotz des allgemeinen Mangels an Schulplätzen bei „lediglich 40 Prozent“ liege, so der SPD-Fraktionsvorsitzende Christian Robyns. Weil eine Gesamtschule außer der Sekundarstufe I – die Klassen 5 bis 10 – auch eine Sekundarstufe II habe – die Klassen 11 bis 13 – , wäre allerdings eine bauliche Erweiterung notwendig. Die SPD weist darauf hin, dass dafür ein Brachgelände auf dem Schulgrundstück zur Verfügung stünde. Sollte diese Fläche nicht ausreichen, könne man beispielsweise die Adolph-Kolping-Schule in der Kalker Falckensteinstraße als Teilstandort in Erwägung ziehen.
Lehrer sollen weiterbeschäftigt werden
Ein Punkt ist der SPD besonders wichtig: „Die Weiterbeschäftigung des aktuellen Lehrkörpers an der neuen Gesamtschule ist sicherzustellen“, betont Robyns. Ganz so einfach ist die „Umwandlung“ aber nicht, wie Anne Mayen vom Amt für Schulentwicklungsplanung den Bezirksvertretern erklärte. Denn eine Hauptschule könne man nicht einfach in eine Gesamtschule umwidmen, die Hauptschule müsse zunächst einmal geordnet auslaufen. Was konkret bedeute, dass ab einem festgelegten Schuljahr keine Eingangsklassen mehr angeboten würden. Alle an der Schule bereits unterrichteten Schüler dürften dort aber ihren Abschluss machen, es würde also fünf Jahre dauern, bis die Gebäude frei wären.
Paralleler Start der Gesamtschule
Alternativ könne man die Gesamtschule in den freien Räumen schon parallel starten – wenn man sicher ist, dass das keine Unruhe mit sich bringt. Die Verwaltung hatte bereits vorab mitgeteilt, dass eine Gesamtschule mit vierzügiger Sekundarstufe I und zweizügiger Sekundarstufe II am jetzigen Standort Helene-Weber-Platz möglich sei. Dann wäre dort Platz für rund 650 Schülerinnen. Allerdings gab Mayen zu bedenken, dass die Errichtung eines zusätzlichen Gebäudes seine Zeit brauche: Angesichts des großen Bedarfs an Schulplätzen stadtweit und der knappen Ressourcen – auch im Baugewerbe - sei mit fünf bis zehn Jahren zu rechnen.
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Wenn man einen Teilstandort in einem anderen Stadtteil in Erwägung zöge, so Mayen weiter, wäre man schneller am Start, aber: „Die meisten Schulen favorisieren einen Standort, das hat auch sicher Vorteile.“ Ein ganz schwieriger Punkt sei die Weiterbeschäftigung der Lehrer: „Der Bedarf an einer Gesamtschule ist ein anderer, über das Lehrpersonal entscheidet die Bezirksregierung, da kann die Verwaltung nichts versprechen.“
Hauptschule habe sensible Klientel
Die Vertreter anderer Parteien wollen das Thema Umwandlung, das in den vergangenen Jahren schon hier und da zur Sprache kam, behutsamer angehen. Gero Fürstenberg, Fraktionsvorsitzender der CDU, forderte, eine mögliche Umwandlung müsse zunächst eingehend mit der Leitung der Kurt-Tucholsky-Hauptschule diskutiert werden. Denis Badorf (Die Linke) wies darauf hin, dass diese Hauptschule aufgrund ihrer engagierten Lehrerschaft und des integrativen Ansatzes bei den Eltern durchaus beliebt sei und die Lehrer „gerade wegen der häufig schwierigen sozialen Situation als Bezugspersonen wichtig“ seien. Ähnlich äußerte sich Manuela Grube, Fraktionsvorsitzende der Grünen. Sie meint, auch die Stellungnahme der Eltern müsse eingeholt werden, „anstatt der Schulgemeinschaft etwas über zu stülpen“. Die Grünen brachten mit einem städtischen Bauhof an der Frankfurter Straße auch einen möglichen alternativen Schulstandort ins Spiel. Die SPD erkannte die Bedeutung der Einwände an. Gemeinsam beschlossen die Politiker, nun erst einmal das Gespräch mit den Betroffenen zu suchen.