Häuser oder Blocks?Streit um Bebauung der Flehburg in Köln-Brück
Brück – Das „künftige soziale Miteinander“ müsse man im Auge behalten, wenn es um die Zukunft des „Flehburg“-Geländes geht, mahnt Marco Seibert. Er warnt vor Plänen, neben die angrenzende, ein- bis zweistöckige Einfamilienhaus-Bebauung, fünfgeschossige Mehrfamilienblöcke hochzuziehen: „Dann können die künftigen Bewohner von oben den Nachbarn auf die Terrasse schauen“, gibt der Vorsitzende der Bürgergemeinschaft Brück zu bedenken. Eine Wertminderung hätten Besitzer der Eigenheime überdies zu befürchten – was dem sozialen Frieden ebenfalls nicht förderlich sein dürfte.
1,3 Hektar großes Gelände wird bebaut
Deshalb hatte die Bürgergemeinschaft zum Online-Gedankenaustausch über das „Ortsgespräch Nummer 1“ mit Politikern, dem neuen Eigentümer des Grundstücks und Brücker Bürgern eingeladen. Denn das rund 1,3 Hektar große Gelände an der Ecke Oberer Bruchweg/Astrid-Lindgren-Allee – im Volksmund „Flehburg“ genannt – , auf dem sich derzeit noch ein großer Parkplatz, ein geschlossenes Restaurant und die Hallen des Brücker Sporttreffs befinden, ist mit seiner Nähe zum Brücker Markt und zum beliebten Naherholungsbereich Flehbachaue ein Kernstück des Stadtteils. Der Investor Sahle Wohnen GmbH, der das Areal Anfang 2020 von der Stadt gekauft hatte, trug dabei seine Pläne vor, die Seibert unterstützen kann
34 Einfamilienhäuser sollen gebaut werden
34 Einfamilienhäuser in Doppel- und Reihenhausbauweise mit privaten Gärten sollen entstehen, dazu entlang des Oberen Bruchwegs etwa 40 weitere Wohnungen in zwei dreigeschossigen Mehrfamilienblöcken.Dort würden auch die öffentlich geförderten und damit günstigen Wohnungen untergebracht, die der Bauherr einplanen muss. Laut dem kooperativen Baulandmodell darf ihre Fläche 30 Prozent der gesamten neu entstehenden Wohnfläche nicht unterschreiten. Zur konkreten Gestaltung des neuen Wohnquartiers soll ein Architektenwettbewerb stattfinden.
Doch schon beim Online-Meeting hatten Politiker der SPD und der Grünen Bedenken gegen diese Pläne vorgebracht: „Das ist reiner Flächenfraß angesichts des derzeit großen Bedarfs an neuen Wohnungen“, meint etwa Christian Robyns, Fraktionsvorsitzender der SPD-Fraktion in der Kalker Bezirksvertretung (BV). Er hält fünfgeschossige Gebäude dort für vertretbar: „Wir können doch nicht nur Hochhäuser in Kalk, Höhenberg und Vingst bauen.“
Als daher auf der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung über eine notwendige Änderung des Bebauungsplans für die „Flehburg“ abgestimmt wurde, beantragten die Sozialdemokraten Änderungen an den Sahle-Plänen. Demnach sollen mehr Wohnungen entstehen, indem etwa der Anteil des Geschosswohnungsbaus zulasten der Zahl von Einfamilienhäusern erhöht wird. Die verbleibenden Einfamilienhäuser sollen beispielsweise in Form „gestapelter Reihenhäuser“ konzipiert werden und so die typischen Eigenheim-Qualitäten mit einer verdichteten Bauweise verbinden.
Prüfung eines möglichen „Gemeinschaftstreffs“
Die SPD fordert außerdem die Berücksichtigung von „genügend Einheiten für behindertengerechtes sowie betreutes Wohnen“, auch soll geprüft werden, ob die Einrichtung eines für alle Bürger zugänglichen „Gemeinschaftstreffs“ möglich ist. Zusätzliche Grünflächen neben dem geplanten Spielplatz stehen ebenfalls auf der Wunschliste der SPD, und für die bisher im Brücker Sporttreff ansässigen Vereine und Gruppen müssten Hallenzeiten in der noch zu errichtenden neuen Turnhalle der Kurt-Tucholsky-Hauptschule am Helene-Weber-Platz in Neubrück reserviert werden.
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Dieser Änderungsantrag wurde mit den Stimmen der Grünen-Fraktion angenommen, nachdem deren eigener Antrag, zugunsten von Geschosswohnungen ganz auf die Einfamilienhäuser zu verzichten, zuvor abgelehnt worden war. Gegen den SPD-Antrag stimmten CDU, FDP, AfD und eine Hälfte der zweiköpfigen Linken-Fraktion. Nun wartet man im Brück gespannt darauf, wie diese mehrheitlich beschlossenen Änderungswünsche im Rahmen des Architektenwettbewerbs zur „Flehburg“ umgesetzt werden. Das „Ortsgespräch Nummer 1“ wird in Brück jedenfalls nicht abklingen. Schon im Vorfeld der BV-Sitzung war bei der Verwaltung eine Unterschriftenliste mit Namen von 79 Bürgern eingegangen, die sich für die Beibehaltung der Sahle-Pläne aussprechen. „Auf der Liste stehen, soviel ich weiß, mittlerweile schon 150 Namen“, berichtet Marco Seibert.