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Großeinsatz in KölnWeltkriegsbombe in Merheim gesprengt – Kölsch als Dank für Helfer aus Düsseldorf

Lesezeit 3 Minuten
Marcel Biewald und Michael Hilgers (l.) vom Kampfmittelräumdienst halten die Reste der Bombe in der Hand. Im Hintergrund sind das Krankenhaus Merheim und ein Krater zu sehen.

Marcel Biewald und Michael Hilgers (l.) vom Kampfmittelräumdienst halten die Reste der Bombe in der Hand. Im Hintergrund sind das Krankenhaus Merheim und ein Krater zu sehen.

Lange sah es so aus, dass der Evakuierungseinsatz früher beendet ist, als gedacht – bis klar war, dass die Bombe gesprengt werden muss.

Mit der kontrollierten Sprengung der Bombe endete am Freitagabend der bislang aufwendigste und teuerste Evakuierungseinsatz für eine Bombenentschärfung in Köln seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Zwar hatte die Einsatzleitung des Ordnungsamtes bereits am frühen Freitagnachmittag die Freigabe zur Entschärfung der amerikanischen Zehn-Zentner-Bombe erteilt.

Doch die Entschärfer des Kampfmittelbeseitigungsdiensts konnten nur einen der beiden Aufschlagzünder entschärfen. Deswegen musste der Blindgänger gesprengt werden.

6400 Anwohner mussten Häuser verlassen

Insgesamt 6400 Anwohnerinnen und Anwohner aus Merheim und Neubrück hatten ab 9.30 Uhr ihre Häuser verlassen müssen. Die meisten seien im Vorfeld gut informiert gewesen und „waren schon auf dem Sprung, als wir das erste Mal geklingelt haben“, berichtete Christoph Lührs vom Kölner Ordnungsamt. Die zweite Klingelrunde begann am Mittag. Gegen 14 Uhr schließlich war der Evakuierungsbereich geräumt – früher als viele Beteiligte befürchtet hatten.

Doch weil die Bombe schließlich gesprengt werden musste, verzögerte sich der Einsatz: Denn für die Sprengung musste die Bombe mit Sand bedeckt werden, um die Detonation zu dämpfen. In Merheim hatten die Einsatzkräfte zwar 75 Tonnen Sand vorgehalten, doch das reichte nicht aus. Weitere 75 Tonnen Sand mussten mit Polizei-Eskorte von Schwerlastern zur Fundstelle gebracht werden. Um 17,57 Uhr sprengte der Kampfmittelbeseitigungsdienst schließlich die Bombe.

Mitarbeiter des Ordnungsamtes planen die Evakuierung.

Mitarbeiter des Ordnungsamtes planen die Evakuierung.

Statiker der städtischen Bauaufsicht prüften im Anschluss das betroffene Klinikgebäude auf mögliche Schäden. Die Reste des Blindgängers mussten gesammelt und abtransportiert werden. Außerdem wurde geprüft, inwiefern die Umgebung durch Bombensplitter kontaminiert ist. Reinigungsarbeiten waren ebenso geplant.

Anwohnerinnen und Anwohner sowie Gewerbetreibende konnten im Anschluss wieder in ihre Häuser, Wohnungen und Gebäude zurückkehren. Auch die öffentlichen Verkehrsmittel sollten im Anschluss wieder fahren können.

Das Klinikgelände selbst bleibt auch am Samstag noch gesperrt, damit die Patientinnen und Patienten ins Krankenhaus Merheim und die Rehanova-Klinik zurücktransportiert werden können. Auch die Notaufnahme des Krankenhauses Merheim bleibt bis auf Weiteres geschlossen.

Aufwendige Vorbereitung der städtischen Kliniken

Zuvor waren auch 285 Patienten der LVR-Klinik und am Donnerstag schon 70 Patienten der Rehanova-Klinik in andere Krankenhäuser verlegt worden. 50 Intensivpatienten des Klinikums Merheim, die nicht über längere Strecken transportfähig gewesen wären, wurden am Freitagmittag mit etwa ebenso vielen Ärzten und Pflegern in ein „Safe House“ auf dem Gelände gebracht. Das Gebäude war unter anderem durch Holzplatten gegen eine mögliche Explosionsdruckwelle geschützt. Weitere 287 Patienten aus den Normalstationen waren bereits am Mittwoch in andere Häuser verlegt worden.

Die städtischen Kliniken hätten die aufwendige Evakuierung seit sechs Monaten vorbereitet, berichtete Geschäftsführer Daniel Dellmann. Besonders anspruchsvoll sei die zeitliche Planung gewesen: „Was machen wir in welcher Reihenfolge wann?“ Alles habe reibungslos funktioniert. Überrascht gewesen sei er allerdings, dass mehrere Menschen noch versucht hätten, trotz Absperrungen auf das Gelände zu gelangen, um die Notaufnahme zu erreichen – die war seit Mittwochvormittag geschlossen und soll frühestens am Samstag wieder geöffnet werden. Personen hätten sogar versucht, sich durch ein Wäldchen auf das Gelände durchzuschlagen.

Gelöste Stimmung an der Einsatzleitstelle: Stadtdirektorin Andrea Blome und Leiter des Ordnungsamtes Ralf Mayer übergeben Kolleginnen und Kollegen aus Düsseldorf zwei Kasten Kölsch.

Gelöste Stimmung an der Einsatzleitstelle: Stadtdirektorin Andrea Blome und Leiter des Ordnungsamtes Ralf Mayer übergeben Kolleginnen und Kollegen aus Düsseldorf zwei Kasten Kölsch.

Im Schulzentrum Ostheim hatten Stadt und Feuerwehr am Freitag ihre Einsatzleitung eingerichtet. Am Mittag dankte Stadtdirektorin Andrea Blome dort den Einsatzkräften. 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Ordnungsamtes Düsseldorf, die beim Evakuieren geholfen hatten, überreichten Blome und Kölns Ordnungsamtsleiter Mayer zum Dank zwei Kästen Kölsch samt Gläsern. Das Ordnungsamt der Stadt Köln war mit 215 Kräften im Einsatz, die Berufsfeuerwehr mit rund 80 und die Polizei mit 40 Beamten.

Innerhalb der Stadtverwaltung war die Evakuierung seit Monaten akribisch geplant worden. Die gesamte Maßnahme kostet allein die Stadtverwaltung ungefähr eine Million Euro, die Kliniken rechnen mit einem weiteren einstelligen Millionenbetrag.