Der RSV Rath-Heumar könnte am Ende des Jahres ohne Vereinsgelände dastehen – deshalb hat der Verein einen Offenen Brief verfasst.
Offener Brief an Kölner PolitikRather Sportverein muss sein Gelände verlassen
Die Zeit läuft ab für den RSV Rath-Heumar: Am 10. November dieses Jahres endet der Pachtvertrag für das Vereinsgelände An der Rather Burg. Daran erinnert der RSV nun in einem Offenen Brief, der nicht wenige Adressaten hat: Neben OB Henriette Reker sind sämtliche Vorsitzende und Stellvertreter der Ratsfraktionen sowie des Stadtentwicklungs- und des Sportausschusses sowie die meisten Mitglieder der Kalker Bezirksvertretung namentlich im Briefkopf aufgelistet.
An sie alle geht die Forderung, dem Verein eine tragfähige Perspektive zu bieten, wenigstens für eine Übergangszeit: „Sie sollten jetzt endlich aus dem ‚Verhinderungsmodus‘ austreten und realistisch kreative Lösungen mit entwickeln.“
Die Unterzeichner, der sechsköpfige Vorstand des RSV, werfen den Politikern vor, dass die Mängel des Geländes mit seinem nicht mehr zeitgemäßen Aschenplatz und der veralteten Infrastruktur schon lange bekannt sind, eine Lösung der Probleme aber immer wieder hinausgeschoben wurde.
Modernisierungsvorhaben von Kölner Politikern immer wieder verschoben
Bereits im März 2012 hätten erste Gespräche mit Vertretern des Eigentümers, der Gutsverwaltung von Stein, über eine mögliche Modernisierung stattgefunden: „Sehr bald danach wurden auch die politischen Gremien eingeschaltet.“ Doch die Politiker hätten „immer wieder Versprechungen gemacht, die sich letztendlich als Lippenbekenntnisse herausgestellt haben“.
Das habe sich spätestens dann gezeigt, als die Situation schwieriger wurde. Als sich nämlich herausstellte, dass der RSV nicht einfach einen Kunstrasenplatz anlegen kann, weil darin die Ansprüche auf Lärmschutz der Menschen in den umgebenden Wohngebäuden berücksichtigt werden müssten, die in den Jahren davor sehr nahe an das Gelände herangerückt ist. Die Lärmschutz-Regelungen aber würden den Vereinsbetrieb praktisch unmöglich machen.
Umzugsplan des Kölner Vereins wurde nicht weiter verfolgt
Zudem wurden 2017 Pläne des Eigentümers bekannt, das Areal für den Bau weiterer Wohnungen zu nutzen. Zwar hätten daraufhin zwei „sogenannte“ Runde Tische unter anderem mit Rats- und Bezirkspolitikern, Vertretern der Verwaltung und der drei betroffenen Vereine stattgefunden, die auch eine mögliche Lösung entwickelt hatten: den Umzug der Vereine in die Nachbarschaft des „Rather Sees“.
Als Grundlage für die weiteren Planungen sollte eine entsprechende Vorlage für den Stadtentwicklungsausschuss erarbeitet werden, doch soweit sei es „aus den verschiedensten Gründen“ bis heute nicht gekommen. „So geht die Zeit ins Land und der inzwischen fast einhundertdreijährige RSV geht wegen Perspektivlosigkeit sukzessive vor die Hunde“, schreibt der Vorstand.
Finanzielle Probleme des RSV Rath-Heumar aus Köln
Vor allem Nachwuchs-Kicker wenden sich Vereinen zu, die ihnen einen der beliebten Kunstrasenplätze bieten können. Nun könnte der Verein auch noch Probleme mit dem Finanzamt bekommen. Denn der RSV hat mit Blick auf die Erneuerung seiner Sportstätten nach eigener Aussage seit Jahren „erhebliche finanzielle Rücklagen gebildet, um den Eigenanteil beim tatsächlichen Ausbau finanzieren zu können, respektive eine eventuelle Fremdfinanzierung so gering wie möglich zu halten.“
Gegenüber dem Finanzamt wurden diese Rücklagen als „Rückstellung für den Sportplatzbau“ ausgewiesen, um den Status der Gemeinnützigkeit zu behalten. Denn gemeinnützige Vereine dürfen keine Rücklagen in beliebiger Höhe bilden, sondern müssen glaubhaft machen können, dass sie die auch wieder für ihre gemeinnützigen Zwecke einsetzen.
Ob das Finanzamt da noch lange mitspielt, bezweifeln einige RSV-Mitglieder. Dies aber wäre „verheerend“ für den Verein, denn sie schützt nicht nur den Vorstand vor Haftungsansprüchen, sondern bringt auch erhebliche steuerliche Vergünstigungen mit sich.
Neue Sportanlage für Kölner Verein – Projekt weiterhin in den Sternen
Zuletzt sei zwar der Baubeginn am Rather See für 2026 avisiert worden, aber das hängt unter anderem von Entscheidungen bei der Bezirksregierung ab: Es handelt sich nämlich um ein Landschaftsschutzgebiet und zudem gibt es in der Bevölkerung Proteste gegen jegliche Bebauung „auf den Feldern“.
Daher bleibt man skeptisch, was den Zeitplan angeht: „Nach Rücksprache mit Experten sehen diese den Bau einer neuen Sportanlage in diesem Zeitfenster eher kritisch. Aus unseren Erfahrungen der letzten Jahre teilen wir diese Meinung.“ Weil viele Mitglieder das Gefühl haben, „zwischen den politischen Ränkespielen, insbesondere der aktuellen Kölner Regierungskoalition zerrieben zu werden“, wird nicht nur die Politik aufgefordert, endlich aktiv zu werden.
Um ihrem Anliegen Nachdruck zu verleihen, so die Ankündigung, wollen die Mitglieder bei den entsprechenden Sitzungen des Rates, der Ausschüsse, aber auch der Bezirksvertretung im Jahre 2023 „vor der Tür stehen. Diese Aktionen werden wir natürlich rechtssicher durchführen.“