AboAbonnieren

Verkehr in KölnKalk-Mülheimer Straße ist für Radfahrer der Horror

Lesezeit 4 Minuten
Enger_Radweg_Kalk1

Der Radweg an der Kalk-Mülheimer Straße ist mit einer Bordsteinkante abgegrenzt.

Kalk – Jeden Tag fährt sie über die Kalk-Mülheimer Straße zu ihrer Arbeitsstelle, und zwar mit dem Fahrrad. Mittlerweile „kralle“ sie sich dann am Lenker fest, aus Angst, wie die Frau den Kalker Bezirksvertretern erzählte. In zwei Unfälle war sie dort in den vergangenen Monaten verwickelt, die auch mit der besonderen Anlage des Radwegs zu tun haben. Denn der befindet sich zwischen einem Längsparkstreifen und dem Gehweg.

Öffnende Pkw-Türen verursachen viele Unfälle

Wenn die Radfahrerin einer sich öffnenden Pkw-Tür, widerrechtlich auf dem Radweg abgestellten Autos oder herumstehenden Menschen ausweichen muss, kann sie aber nicht einfach nach rechts auf den Bürgersteig ausweichen, denn der ist höher gelegt. „Die Straße ist der Horror“, resümierte die Frau die derzeitige Lage.

Deshalb hatte sie einen Vorschlag gemacht, der nun als Bürgereingabe zur Abstimmung vorlag: Wie in Berlin vorexerziert könne man doch sogenannte Pop Up-Radwege einrichten, also provisorische, kurzfristig mit Bändern abgetrennte Radspuren auf der Fahrbahn. Doch davon riet das Amt für Straßen und Verkehrsentwicklung mit Hinweis auf ähnliche, bereits abgelehnte Ansinnen in anderen Bezirken ab. Solche Schnellschüsse beschwören nicht selten Konflikte herauf, weil die Auswirkungen auf den Verkehr in der Umgebung nicht untersucht worden seien.

Fahrbahnen sollen einspurig werden

Handlungsbedarf sieht die Verwaltung aber durchaus: „Die vorhandenen Radverkehrsanlagen entsprechen nicht mehr den aktuellen Richtlinien.“ Deshalb legte sie ersatzweise einen eigenen Entwurf vor. Demnach soll die Kalk-Mülheimer-Straße, derzeit eine zweispurige Einbahnstraße, im Abschnitt zwischen Kalker Hauptstraße und Höfestraße einspurig werden, die Fahrbahnbreite betrüge 2,78 Metern.

Die Längsparkplätze würden unmittelbar an die Gehwege verlegt, und die Radfahrer bekämen auf der Fahrbahn in Fahrtrichtung Kalker Hauptstraße einen Radfahrstreifen mit einer Mindestbreite von 1,85 Metern. In Richtung Höfestraße soll ein Schutzstreifen für Radfahrer mit einer Breite von 1,50 Metern angelegt werden, in beiden Fällen käme noch ein 50 Zentimeter breiter Sicherheitsabstand zu den Längsparkplätzen hinzu.

Enger_Radweg_Kalk2

Ein weiters Hindernis sind parkende Fahrzeuge

Weil Radfahrer an der Einmündung von der Seitenstraße durch abbiegende Fahrzeuge stets in besonderer Weise gefährdet sind, sollen Radfahr- beziehungsweise Schutzstreifen an den Kreuzungen Vorsterstraße und Kapitelstraße zusätzlich rot eingefärbt werden. Daneben ist die Aufstellung von mindestens 75 Fahrradnadeln vorgesehen, an denen 150 Fahrräder abgestellt werden können.

Das könnte Sie auch interessieren:

Um dem beim Entladen von Lieferfahrzeugen leider üblichen Parken auf Radwegen vorzubeugen sollen vor den Hausnummern 1-3, 4-6, 36-38 und 72-76 Ladezonen eingerichtet werden. Die drei Behindertenparkplätze vor den Häusern Nummer 2, 58 beziehungsweise 58a blieben bei alldem erhalten und würden durch Beschilderung und Piktogramme hervorgehoben.

Kosten von 210000 Euro

Diese Maßnahmen kosten laut Verwaltung insgesamt knapp 210000 Euro und könnten – anders als die ebenfalls angedachte umfassende Neugestaltung der Kalk-Mülheimer Straße – zeitnah umgesetzt werden. Ganz unbekannt waren sie den Bezirksvertretern nicht, die Planung war ihnen bereits im „Runden Tisch Radverkehr“ vorgestellt worden.

Unterschiedliche Schutzstreifen

Ein Radfahrstreifen ist durch eine ununterbrochene Linie von der Fahrbahn abgegrenzt und ausschließlich den Radlern vorbehalten. Er darf also nicht von Kraftfahrern mitgenutzt werden, auch das Anhalten oder Parken ist ihnen hier verboten. Etwas anders verhält es sich mit den Schutzstreifen, die durch eine unterbrochene Linie markiert sind. Sie sind Teil der Fahrbahn, wobei der motorisierte Verkehr diese Linie allerdings nur in begründeten Ausnahmefällen überfahren darf, etwa in engen Straßenabschnitten oder im Zuge von Ausweichmanövern. Auch auf den Schutzstreifen ist das Parken untersagt, das Halten zum Liefern und Laden aber ist erlaubt. (hwh)

Sie lehnten denn auch die Einrichtung von Pop Up-Radwegen ab, forderten aber ergänzend, dass die Verwaltung so schnell wie möglich prüfen solle, ob die generell für ordnungsgemäß angelegte Radwege geltende Benutzungspflicht auf beiden Seiten auf der Kalk-Mülheimer Straße zwischen Kalker Hauptstraße und Wipperfürther Straße aufgehoben werden kann, damit Radfahrer wahlweise die Fahrbahn nutzen können. Kurzfristig müssten dann entsprechende Hinweisschilder aufgestellt und auf der Fahrbahn Fahrradpiktogramme aufgetragen werden. Um für weitere Sicherheit zu sorgen, soll das Amt für Straßen und Verkehrsentwicklung auch prüfen, ob es möglich ist, in diesem Teil der Straße eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Stundenkilometern anzuordnen. Dieses Maßnahmenpaket fand die einhellige Unterstützung der Bezirksvertreter, und Gero Fürstenberg-Schröder, Fraktionsvorsitzender der CDU, unterstrich den Ernst der Lage, indem er regelmäßige Kontrollen durch Polizei und Ordnungsamt auf der Kalk-Mülheimer Straße anregte: „Es geht um Leben und Tod.“