AboAbonnieren

Kanzler spricht von „ganz besonderem Besuch“Olaf Scholz besucht Astronauten in Köln und wird von „Astro-Alex“ gelobt

Lesezeit 4 Minuten
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, M) steht mit den deutschen ESA-Astronauten Matthias Maurer (r) und Alexander Gerst in einem Modell des Columbus-Moduls in der Neutral Bouyancy Facility, während eines Besuchs im Astronautenzentrum der Europäischen Weltraumorganisation ESA.

Würde gerne unter Wasser den Weltraumausstieg üben: Kanzler Olaf Scholz im DLR zusammen mit Alexander Gerst (l) und Matthias Maurer.

Olaf Scholz besucht das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum in Köln und probiert dabei nicht nur einen echten Raumfahrthandschuh, sondern bekommt auch was: Lob vom Astro-Alex persönlich.

Beim Blick auf ein Stück vom Mond kommt Matthias Maurer schnell zur Sache und teilt dem deutschen Bundeskanzler unumwunden mit: „Der Alex und ich wollen zum Mond.“ Die beiden Astronauten Maurer und „der Alex“, bekannt als „Astro Alex“ oder eben Alexander Gerst, haben die Raumfahrt im vergangenen Jahrzehnt mit ihren Missionen zur Internationalen Raumstation ISS und ihrem offenen Umgang damit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Natürlich waren sie dabei, als Olaf Scholz am Freitag das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) besuchte.

Und sie sind anschließend voll des Lobes. Der Kanzler sei sehr „informiert und interessiert“ gewesen, sagt Gerst. Die Astronauten samt Führungsriege von DLR und der europäischen Raumfahrtbehörde Esa zeigten Scholz nicht nur das Stückchen Mondgestein, das hinter Glas das Foyer zu den Esa-Räumlichkeiten auf dem DLR-Gelände schmückt. Sie stülpten ihm auch einen echten Raumfahrthandschuh über, der bereits im All zu Einsatz gekommen ist. Und sie zeigten ihm die imposanten Trainingsmöglichkeiten für Astronauten, die es in Köln gibt.

Raumfahrt-infiziert ist Scholz seit er elf ist

In einem Tauchbecken können Module einer Raumstation versenkt werden, um unter Wasser den Weltraumausstieg zu üben. Auf die Frage, ob er mal mit ihnen da runtertauchen wolle, antwortete der Kanzler mit einem freudigen „liebend gern“. So erzählt es Maurer später. Offiziell sprach Scholz von „einem ganz besonderen Besuch“ und einer „beeindruckenden“ Erfahrung, neben zwei „echten Astronauten“ zu stehen. Seit der Apollo-11-Mission der Amerikaner mit der ersten bemannten Mondlandung 1969, Scholz war damals elf Jahre alt, habe ihn „das Thema Raumfahrt nicht mehr losgelassen“. Als Bundeskanzler betonte er am Freitag: „Es ist gut, dass wir in Deutschland einen so großen Schwerpunkt auf die Förderung der Raumfahrt legen.“

Um wettbewerbsfähig zu bleiben, wird es immenser Anstrengungen bedürfen, denn das All lockt die Menschheit aktuell mehr denn je. „Es ist richtig viel Schwung im Weltraum entstanden“, sagt Maurer. Das liege zum einen daran, dass es viele kommerzielle Anwendungen gebe wie etwa die Telekommunikation oder die Navigation. „Aber auch die bemannte Raumfahrt nimmt an Fahrt auf, seit die kommerziellen Anbieter hier aktiv sind, insbesondere SpaceX von Elon Musk.“

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hält einen Akkuschrauber in der Hand, der ein Teil der Astronautenausrüstung ist während seines Besuchs des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und des Astronautenzentrums der Europäischen Weltraumorganisation ESA.

Wo kann ich hier was drehen? Auch einen Akku-Schrauber, der Teil der Astronautenausrüstung ist, darf Scholz bei seinem Besuch in die eigenen Hände nehmen.

Durch wiederverwendbare Raketen werde die Raumfahrt künftig günstiger werden, prophezeit der 53-Jährige: „In 100 Jahren wird es so normal sein in eine Rakete zu steigen und ins All zu reisen, wie es heute normal ist, mit dem Flugzeug in den Urlaub zu fliegen.“ Deutschland und Europa dürften da nicht den Anschluss verlieren und sich von Ländern wie Indien abhängen lassen, das vor zwei Wochen mit einem Rover auf dem Mond gelandet ist. „Da habe ich gedacht: Oh, da bin ich ein bisschen neidisch, das hätte ich ganz gern auch für Deutschland“, erzählt Maurer.

Maurer: „Wir werden wahrscheinlich Indien bitten, uns mitzunehmen“

In Europa peile man mit dem System Argonaut erst für 2030 eine Mondlandung an, und ein Programm für bemannte Mondmissionen gebe es gar nicht. Es fehlt die Trägertechnologie, da ist man auf andere Nationen angewiesen, Russland, die USA, selbst bei den Chinesen habe man schon mal vorgesprochen. „In Zukunft werden wir wahrscheinlich Indien bitten, uns mitzunehmen“, sagt Maurer: „Wir sind als Anhalter in der Galaxie unterwegs.“

Wenn sich das ändern soll, braucht es viel Unterstützung, nicht nur vom Kanzler. Und viel Geld.

Nach Ansicht von Maurer würde sich das aber bezahlt machen: „Es gibt so viel, was wir da draußen machen und lernen können.“ Etwa wie man den Betonverbrauch reduzieren und so den damit verbundenen CO2-Ausstoß auf der Erde eindämmen könnte. Dazu hat Maurer auf der ISS experimentiert. Zum Mond möchte er, weil man von dort noch viel weiter ins All blicken könnte als von der Erde aus. Ihn treibe die Suche nach Antworten auf Fragen wie diese, sagt Maurer: „Wie ist das Universum entstanden? Warum ist die Erde nicht wie der Mars zum Wüstenplaneten ohne Atmosphäre und Wasser geworden? Gibt es Leben da draußen?“