In der Serie „Ab in die Bütt“ begleiten wir die Büttenredner-Newcomerin Vera Passy.
Ab in die Bütt„Et Vünkchen“ besteht bei „Bütt un Bänds“ vor Kirmes-Publikum
Vera Passy alias „Et Vünkchen“ wibbelt unermüdlich, ihr silberner Rock schwingt von rechts nach links. „Ich ben esu glöcklich, glöcklich, dat ich e kölsch Mädche ben“, dröhnt ihre Stimme bei ihrer Zugabe mit Gerda Bützlers „Ich ben esu glöcklich“ durch die Schützenhalle Flittard. Trotz schwierigem Publikum konnte sie überzeugen – da gelingt vor lauter Freude sogar der Spagat am Ende des Auftritts. „Da habe ich jetzt auch nicht mit gerechnet!“, ruft sie zwischen Begeisterung, Belustigung und der Frage, wie sie jetzt wieder elegant auf die Füße kommt.
Vera Passy steht als Schauspielerin regelmäßig im Scala-Theater und der Volksbühne im Rampenlicht. Vor zwei Jahren hat die 42-Jährige beschlossen, ihr Glück auch als Büttenrednerin im Karneval zu versuchen. Als „Et Vünkchen“ – ein tragisch gescheitertes Funkemariechen, das sich jetzt als Büttenrednerin versucht – will sie die Kölner Säle erobern. Aber der Karneval ist ein hartes Geschäft, der Zugang für den Nachwuchs nicht leicht. Deshalb besucht sie die Akademie des Festkomitee Kölner Karneval.
Nachwuchskünstler präsentieren sich bei „Bütt un Bänds“
Eine Stunde vor ihrem Auftritt bei „Bütt un Bänds“ gerät Vera Passys Grinsen etwas verkrampft, ihre Hand liegt auf ihrer Brust. Noch eine halbe Stunde zuvor ist sie euphorisch durch die Schützenhalle in Flittard gehüpft. „Ein bisschen aufgeregt“ war sie da, kurz vor Veranstaltungsbeginn steigt der Puls dann doch nochmal.
Bei „Bütt un Bänds“ präsentiert das Literarische Komitee seine Nachwuchskünstlerinnen und -künstler. Rund sechs Wochen vor Sessionsauftakt können elf Büttenredner, Bands und Krätzchensänger im Rahmen der Oktoberkirmes in Flittard ihr Programm ausprobieren, sehen, welche Witze und Songs zünden – und welche sie lieber nochmal überdenken sollten. Zehn Minuten Zeit hat jeder Künstler, plus fünf Minuten für Auf- und Abbau. Die Abläufe müssen sitzen, auf Sitzungen ist das Programm eng getaktet.
Wer auf der Bühne steht, riskiert Kritik
Der Großteil des Publikums besteht in Flittard aus Kirmesbesuchern aus der Nachbarschaft. Die sind offenbar hauptsächlich für das Beisammensein, Bratwurst und Kölsch in die Schützenhalle gekommen – eine herausfordernde Situation für die Künstler, die hart um die Aufmerksamkeit und gegen den Lärmpegel an der Theke im hinteren Teil der Halle kämpfen müssen. Außerdem sitzen da auch Mitglieder des Literatenstammtischs – wenn alles gut läuft, kann sich Passy weitere Auftritte für die Session sichern.
Es ist der dritte Auftritt vor der Session für sie. Der Vorstellabend des Karnevalsverbandes Rhein-Erft liegt schon erfolgreich hinter ihr, manch Literaten konnte sie überzeugen, der Karnevalskalender füllt sich. Der Auftritt hat aber auch wieder gezeigt, dass man ein dickes Fell braucht, wenn man sich auf die große Bühne stellt. Einem Kritiker gefiel „Et Vünkchen“ gar nicht, als „Rohrkrepierer“ wird sie online bezeichnet. Aber scharfe Kommentare gehören dazu: „Ich stehe ja trotzdem, wo ich stehe. Es ist schade, dass sowas jetzt im Internet steht. Aber ich kann nichts dagegen machen.“ Da heißt es nur: nicht unterkriegen lassen, weitermachen. Und das tut Vera Passy.
„Nie mehr Fastelovend“ von Querbeat dröhnt aus den Boxen, „Et Vünkchen“ hüpft winkend auf die Bühne. Die ersten Sekunden sind elementar, sonst ist das Publikum nur noch schwer zu gewinnen. Aber die tragische Geschichte des gefallenen Funkemariechens entlockt den Zuschauenden beleidsbekundende „Ohhhh's. Der „silberne Flitzer“ kommt gut an. Ein Highlight sind, neben Gags über den nach dem Karriereende des Funkemariechens gewachsenen Hintern und die wegen Frauenmangels engagierte Drag Queen, der etwas verstaubte und wenig bekannte Gerda-Bützler-Song „Ich ben esu glöcklich“. Hier kann Passy ihr Gesangs- und Tanztalent beweisen und entlockt damit dem Publikum Zugabe-Rufe. Außer Atem, aber mit strahlendem Grinsen marschiert sie nach der zweiten Runde von der Bühne. Die Session kann kommen.