Immisitzung in KölnEine Nummer ist ganz besonders für den „Arsch“
- Seit 11 Jahren gibt es die Immisitzung nun bereits: Immer politisch, frech und witzig.
- Dieses Jahr stehen die Themen Umweltverschmutzung, Klimaschutz und die Weltpolitik im Mittelpunkt – und natürlich Präsidentin „Immi Mymmi“, Myriam Chebabi.
- Bei der Premiere im Bürgerhaus Stollwerck überwogen die originellen und gut umgesetzten Momente, doch es zündete noch nicht jede Nummer.
Köln – Die trauen sich was: Das Ensemble der Immisitzung präsentiert sich im jecken Jubiläumsjahr – vor 11 Jahren hieß es zum ersten Mal „Jeder Jeck ist von woanders“ – sehr frech, sehr politisch und sehr witzig.
Die Themen Umweltverschmutzung, Klimaschutz und die Weltpolitik stehen im Mittelpunkt. Und Präsidentin „Immi Mymmi“, Myriam Chebabi. Sie hat zwar an Gewicht verloren. „Seht her, mein Kostüm musste enger genäht werden.“ Die Wucht ihrer Bühnenpräsenz hat aber nicht abgenommen. Sie reißt das Ensemble mit, bindet mit ihrer fröhlichen Art das Publikum ein und scheint selber der größte Fan der Immisitzung zu sein.
Kölner Immisitzung: Originellen Momente überwiegen
Bei der Premiere im Bürgerhaus Stollwerck zündete noch nicht jede Nummer. Die Idee, dass es in einer verqualmten Shisha-Bar unmöglich ist, jemanden kennenzulernen, weil man nichts sieht, versinkt leider im Nebel. Der Versuch, ein Leben inmitten von Plastikmüll mit der Farm-Idylle der „Waltons“ aus der amerikanischen Fernsehserie der 70er Jahre zu verknüpfen, birgt Klippen. Die Aussage – damals war das Leben auch schwer und die Menschen mussten sich mit der Natur arrangieren und sich anpassen – ist zu kompliziert.
Den positiven Gesamteindruck trüben die etwas schwächeren Darbietungen nicht. Die originellen und gut umgesetzten Momente überwiegen. Etwa, wenn Gracias Devaraj bekennt, dass er der Liebe wegen nach Köln gekommen ist. Der Inder hat sich unsterblich in eine alte Dame verliebt. Er möchte sie vom Fleck weg heiraten und mit in seine Heimat nehmen.
Genau das ist das Problem. Das Objekt seiner Begierde ist der Kölner Dom. Die Kathedrale, die überraschenderweise sprechen kann und tief in ihrem Innern eine Frau ist, mag ihre Heimat nicht verlassen. „Ich ben Kölle“. Ende der Romanze.
„Arsch-Enthebungsverfahren“
Es gibt auch eine Nummer, die ist – Entschuldigung – für den Arsch. Inspiriert vom laufenden Amtsenthebungsverfahren gegen den US-Präsidenten Donald Trump, strengt die Immisitzung ein „Arsch-Enthebungsverfahren“ an und präsentiert die Top-Ten der „Arschgesichter“. Mit im international besetzten Rennen: Jair Bolsonaro (Brasilien), Baschar al-Assad (Syrien), Recep Tayyip Erdogan (Türkei), Kim Jong-un (Nordkorea), Matteo Salvini (Italien) und Björn Höcke (Deutschland).
Die Herren kommen auch selber zu Wort. Wie, soll an dieser Stelle der Fantasie des Einzelnen überlassen bleiben. Urkomisch präsentiert sich das Duo „Abby und Debby“ (Victoria Riccio und Myriam Chebabi). Die beiden haben ein Jahr die Akademie för uns kölsche Sproch besucht und ein kölsches Krätzchen einstudiert. Herausgekommen ist das witzige Schunkellied „Back mir einen Ehemann, Ehemann, der alles kann“.
Stärkste Darbietung von Alice Esser
Die mit Abstand stärkste Darbietung des Abends ist die Büttenrede von Alice Esser. Sie tritt als „Et fussiche Prümmchen“ in die Bütt und begrüßt das Publikum mit dem Ausruf „Viva Vulva“. Schon ist klar. Es geht unter die Gürtellinie. Esser gelingt es großartig, im Duktus einer klassischen Büttenrede zu bleiben. Bei ihr sitzt jeder Satz und jede Pointe. Es wird zu keinem Zeitpunkt vulgär, peinlich oder abgeschmackt.
Mühelos lenkt Esser plötzlich die Aufmerksamkeit auf die „sinnlose Beschneidung von Mädchen und Frauen“. Ihre Ansicht „es ist besser, über die Genitalverstümmelung zu reden als über den Abstieg des FC“ verkündet sie im munteren Plauderton, wodurch das Gesagte noch stärker ins Gewicht fällt. Einfach brillant. Das Publikum belohnte die Leistung mit lang anhaltendem Applaus.
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Als erfrischende Sidekicks präsentieren sich Andreas List und Robby Göllmann. Die beiden Puppenspieler diskutieren vom Balkon oberhalb der Bühne aus ebenso schlagfertig wie komisch Fragen zum Tempolimit, zur Sicherheitszone oder zum Klima. Ganz große Klasse ist die Band der Immisitzung, die auch im elften Jahr noch ohne Namen ist. Die Künstler decken musikalisch eine Bandbreite von Mambo über bulgarische Folklore, arabischer Musik, Country, Chansons, Klezmer bis zu bekannten Klassikern aus Rock, Pop, Schlagern und natürlich kölschen Liedern ab.
24 Vorstellungen der Immisitzung gibt es in dieser Session, die letzte ist Karnevalsdienstag, 25. Februar. Für einige Termine gibt es noch Karten.