Am Samstagmorgen zog es viele Jecke auch in die Südstadt. Der Ansturm auf die Kneipen war riesig, aber auch auf der Straße wurde gefeiert.
Lange Schlangen, volle GläserJecke feiern ausgelassen 11.11. in den Kölner Südstadt-Kneipen
Die ersten Jecken, die es Samstagmorgen in der Südstadt in die Kneipen geschafft haben, standen um acht Uhr in der Schlange: ob vor dem „Mainzer Hof“, dem „Schnörres“ oder vor der „Ubierschänke“. Klug geplant, denn: Die Eingänge sind um kurz vor zehn brechend voll. Die Schlange vor dem „Chlodwig Eck“ reicht circa 100 Meter lang bis auf die Straße. Die Wartezeit nutzt manch einer hier kreativ: Alex und Simon aus Heilbronn spielen auf der Straße Badminton. „Das Warten lohnt sich und ist witzig“, sagt die als Aperol Spritz verkleidete Jecke.
Karneval in der Kölner Südstadt: Im Chlodwig Eck trifft junges Publikum trifft auf Stammgäste
Die Stimmung ist ausgelassen, man trinkt Kölsch und wartet noch geduldig. Die Security ist mit vier Mann vor Ort und kontrolliert routiniert: erst Taschen und Körper nach Getränken, punktuell auch die Ausweise von sehr jung aussehenden Besuchern. Im Innern der Kneipen selbst steht das Thekenpersonal schon bereit. Meerjungfrau Jona wundert sich angesichts des Andrangs. „Ich bin wirklich überrascht wie lang die Schlange ist.“
Seine Kollegin Linn lässt sich davon nicht beeindrucken. „Ich habe keine Angst vor der Menge. Ich habe hier meinen Quadratmeter. Das ist Feiern mit Platz.“ Die Kneipe füllt sich schnell, das Publikum ist vorwiegend jung, eine Gruppe aus München schwingt bereits das Tanzbein. An der Theke sitzen die Stammgäste Helge und Jack (46), die den Altersdurchschnitt offensichtlich heben. „Irgendeiner muss es ja tun. Helge und ich treffen uns hier seit 2015 immer am 11.11. und an Weiberfastnacht. Das ist eine Karnevalsbeziehung. Die ist sehr zuverlässig. Meine Frau feiert dafür im Mainzer Hof“, sagt der als Black Sparrow von „Fluch der Karibik“ verkleidete Pirat.
Karneval in Köln: Wirt vom Mainzer Hof ist angespannt
Szenenwechsel: Im Mainzer Hof zeigt sich ein anderes Bild. Hier ist das Publikum altersgemischt, man ist froh über noch genügend Platz und gesittetem Schunkeln und Tanzen – anders als die Jugend auf dem Zülpicher Platz ist hier und da zu hören.
Wirt Yannik Butze steht vor seiner Kneipe und gibt seiner Security Anweisungen.„Die Leute sollen sich hinten anstellen und nicht hier vorne tummeln.“ Butze trinkt Cola und ist sichtlich angespannt, aber dennoch zuversichtlich. „Wenn die ersten fünf Stunden rum sind, wird es entspannt. Ich stehe seit acht Uhr hier. Es wird sicher bis fünf Uhr morgens gehen.“
In der Südstadtkneipe „Bagatelle“ ist die Party kurz nach Eröffnung ebenfalls im vollen Gange. Während man noch gut Beinfreiheit hat und es angenehm gefüllt ist, reicht die Schlange bis weit in die Darmstädter Straße hinein. Wie es sich wohl als letzter in der Schlange anfühlt?
Nachfrage bei Nina (32) und Steffi (35). Die beiden Detektivinnen bilden das Schlusslicht um kurz nach 11 Uhr. „Wir sind wohl zu spät aufgestanden. Mein Wecker ging um 8, da tönten bereits die Sirenen, und die Nachbarn haben laut Musik gehört“, sagt Nina. „Wir spekulieren darauf, dass wir um 13 Uhr hineinkönnen, wenn die ersten schon betrunken sind.“ Aber auch vor dem Laden ist die Stimmung super: Pünktlich um 11.11 Uhr stimmen die wartenden Jecken „Viva Colonia“ an.
Die ersten Spuren der Warterei machen sich hier bemerkbar: Leere, umgekippte Flaschen, Plastiktüten, Proviantreste und zerquetschte Dosen säumen den Bürgersteig. Für die Anwohner dürften die zahlreich abgelegten Bierflaschen auf den Fensterablagen im Erdgeschoss ein Ärgernis sein.
Gutes Wetter am 11.11. in Köln – Jecken feiern auf den Straßen in der Südstadt
Die Party in der Südstadt findet jedoch nicht nur in den Veedelskneipen statt. Die Feierei hat sich auf die Straße verlagert: Mittags tanzen die Jecken unter strahlendem Himmel am Chlodwigplatz und auf der Severinstraße. Entgegen der düsteren Wettervorhersage hatten die Jecken beste Open-Air-Bedingungen. Viele genossen die Sonnenstrahlen vor der Severinstorburg bei Trommelmusik und Liedern vom Band.
Vor dem Chlodwig Eck ist die Schlange gegen Mittag zwar nicht mehr so lang, aber das Gedränge direkt an der Tür groß. Es herrscht eine aufgeheizte Stimmung, als die Menge sich nach vorne Richtung Tür drückt. Der Türsteher gibt lautstark Anweisungen: „Zurück, zurück“.
Der ein oder andere scheint sein Gleichgewicht verloren zu haben, wer die Menge nach vorne schiebt, lässt sich nicht klar ausmachen. Auch am Abend verlagerte sich Großteil des Partygeschehens in die Innenräume, die Jecken mussten zu späterer Stunde immer noch eine Wartezeit von ein, zwei Stunden einplanen, wie aus dem Feierumfeld zu hören ist.