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„Wird nochmal alles toppen“So bereiten sich Kölner Wirte auf den 11.11. vor – Rechtsanwalt vor Ort

Lesezeit 4 Minuten
Die Schlange vor dem Mainzer Hof in der Südstadt reicht bis auf die Straße. (Archivbild)

Die Schlange vor dem Mainzer Hof in der Südstadt reicht bis auf die Straße. (Archivbild)

Der Sessionsauftakt steht vor der Tür, die Wirte treffen die letzten Vorbereitungen. Ein Stimmungsbild.

Kurz vor dem Sessionsauftakt am Samstag ist die Stimmung unter den Wirten freudig, aber auch angespannt. Viele Kneipen haben ein limitiertes Kontigent an Tickets für den Einlass am Morgen verkauft, andere wiederum sperren einfach ihre Türen auf: Wer zuerst kommt, feiert zuerst: Schlangen vor der Tür sind garantiert.

Sollte das Wetter so schlecht werden wie vorhergesagt, dürfte der Zulauf auf die Kneipen noch größer sein. „Wir haben uns groß aufgestellt und sind gewappnet. Das wird richtig wild. Dieser 11.11. wird die vorherigen nochmal toppen. Wir erwarten einen Riesenalarm, sind aber gut gelaunt“, sagt Tobias Mintert von der Barracuda Bar im Belgischen Viertel. Hier läuft es traditionell zwar etwas ruhiger ab als im Zülpicher Viertel, aber die größere Intensität in der Stadt wirke sich auch hier aus.

„Die Straßen sind viel früher voll. Vor Jahren haben wir noch um 16 Uhr aufgemacht, jetzt schon vormittags,“ so Mintert. Auch Martin Schlüter vom Reissdorf am Hahnentor am Rudolfplatz bekommt die Ausläufer des Kwartier Latängs bei sich zu spüren. „Wir haben die Security aufgestockt und 400 Bändchen an Gäste verteilt“, so der Wirt.

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Wirt in Kölner Südstadt aufgeregt

In der Südstadt ist man den Ansturm ebenfalls gewohnt. Man müsste meinen, jemand wie Robert Hilbers vom „Chlodwig Eck“ sei nach jahrzehntelanger Erfahrung tiefenentspannt, und dennoch sei er vor Karneval immer aufgeregt. „Dieses Mal sogar ein bisschen mehr, weil es ein Samstag ist.“ Freitagabend ist noch normaler Betrieb, Samstag um halb acht stehen er und sein Personal dann parat: Tische und Bänke müssen raus, die Plastikbecher präpariert werden. Personalprobleme habe er keine. „Nur insofern als meine Crew selbst feiern wollte. Die sind dann drauf gekommen, zu losen. Nun werden wir sechs Leute hinterm Tresen, der DJ, eine Person an der Bonkasse und vier Security-Leute an der Tür sein“, so Hilbers.

Auch Lutz Nagrotzki vom „Piranha“ im Kwartier Latäng bestätigt die Tendenz, dass sich der Personalmangel im Service ein wenig entspannt habe: „Seit an der Universität alles wieder normal läuft.“ Nagrotzki mit seiner Bar in der Kyffhäuser Straße leidet an der Veränderung des Kwartier Latängs hin zum Partyhotspot, zuletzt aber auch am Sicherheitskonzept der Stadt, das Absperrungen vorsieht, die seine Bar außen vor lassen.

So sei es für seine Gäste schwierig, die Kneipe überhaupt aufzusuchen. An Weiberfastnacht war sein Lokal daher quasi leer. Dieses Jahr soll es besser werden, hofft er. „Wir haben unsere Tickets der Stadt Köln zukommen lassen, damit die Ordner unsere Gäste an den Ein- und Ausgängen der Zäune zu uns durchlassen. Mein Rechtsanwalt ist vor Ort und wird sich die Sache auch anschauen. Ich bin guter Dinge.“

Was die Traditionskneipe „Oma Kleinmann“ vorhat

Mehrere Kneipen im Kwartier Latäng hatten zuletzt bekannt gegeben, am 11.11. zu schließen: Stephan Freund vom „Stiefel“ mitten auf der Zülpicher Straße könne das nicht nachvollziehen. „Sicherlich ist es für unsere Gäste schwierig herzukommen, aber die jungen Menschen hier zwischen 15 und 17 sind sowieso nicht unsere Zielgruppe. Die wollen auch feiern, ich finde es nicht so schlimm. Wenn man bedenkt, wieviele Menschen das eigentlich sind, ist im Verhältnis eigentlich wenig Stress“, so Freund.

Stephan Freund steht vor der Fassade des Stiefels an der Zülpicher Straße. Die Fassade ist ziemlich heruntergerockt und mit Stickern und Plakaten beklebt

Stephan Freund von der Kultkneipe „Stiefel“ mitten auf der Zülpicher Straße sieht keinen Grund, seine Kneipe am 11.11. zu schließen (Archivbild).

Auch Maureen Wolf von Oma Kleinmann hat ihre Sichtweise mittlerweile geweitet: Ihre Kneipe blieb an Weiberfastnacht zu. Dies habe sie zum Anlass genommen, sich mit Karnevalist Jan Krauthäuser im Veedel treiben zu lassen. „Wir waren auf den Uniwiesen und haben viele Jugendliche interviewt. Es war friedlicher, als ich es mir vorgestellt hatte. Es war eine fröhliche, hormongeschwängerte Stimmung. Schade, dass es keine Lösungen von der Stadt gibt, dass alles auf Gefahrenabwehr hinausläuft und keine alternativen Angebote gemacht werden.“

Derweil wird sie ihre Stammkundschaft auf das Schiff Achterdeck lotsen, wo „Oma Kleinmann“ in einer geschlossenen Gesellschaft den 11.11. mit Freunden begeht. Wolf überlegt nun, ob ein alternativer Ort eine dauerhafte Lösung sein kann – oder ob sie nicht doch noch irgendwann wieder in ihrer Kneipe feiern wird.