Kneipen am 11.11. zu?Wie das Festkomitee auf Entscheidungen einiger Wirte reagiert
Köln – Mit dieser Reaktion hätte Alexander Haag nicht gerechnet. Viel Zustimmung hat der Wirt des Gasthauses Wirtz im Internet für seine Entscheidung erhalten, am 11. November auf den Kneipenkarneval zu verzichten. Das sei ihm nicht leichtgefallen, sagt Haag im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Aber die Zahlen gehen wieder rauf. Ich bin davon überzeugt, dass wir bald die 300er Inzidenz-Marke knacken werden.“ Haag wolle die Sicherheit von Mitarbeitern und Gästen nicht gefährden. „Ich habe einfach kein gutes Bauchgefühl.“
Die Diskussion, wie man den Beginn der Karnevalssession feiert, ist neu entfacht. Daniel Rabe, Inhaber der Gastronomie Bagatelle in der Südstadt, verzichtet ebenfalls auf den Kneipenkarneval. „Lange haben wir uns drauf gefreut, dennoch müssen wir erkennen, dass es für die Bagatelle Südstadt am 11.11. noch zu früh ist für eine unkontrollierte Feierei“, heißt es in einer Mitteilung auf Facebook. Persönlich war Rabe am Dienstag nicht zu sprechen.
Andere Gastronomen halten sich die Entscheidung offen: „Bei uns ist es noch nicht geregelt, ob wir aufmachen“, sagt Ralf Sauer, Köbes in der Gaststätte Zum Golden Kappes. Ähnlich äußerte sich Albert Müller vom Alcazar im Belgischen Viertel. Das Gaffel am Dom wirbt zwar bereits für eine Karnevalsparty am 11. November. Auf Nachfrage erklärte Natalia Witting vom Veranstaltungsmanagement allerdings, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen sei. Falls der Inzidenzwert steige, würde man neu planen und gegebenenfalls nicht öffnen.
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Die meisten Wirte stellen sich auf den Karnevalsauftakt ein. Im Haus Böhmer in Kalk soll es eine Tanzveranstaltung mit 100 Menschen geben, und nicht den üblichen Kneipenkarneval mit 1000 bis 1500 Besuchern. Jeder Gast werde einem Tisch zugewiesen. „Es ist traurig“, sagt Inhaber Dieter Bucklitsch. „Mit dem Karneval verdienen wir unsere Jahrespacht.“ Die Gaststätte Zum Boor in Poll will mit der 2G-Regel öffnen. „Wir sind eine Veedelskneipe“, sagt Inhaber Thomas Szwoch. „98 Prozent unserer Gäste sind Stammgäste, und die sind geimpft.“ Wer nur einen Test vorweisen kann, dürfe sich nur im Biergarten aufhalten. Das Deutzer Lommerzheim will ebenfalls den Biergarten öffnen und auf mehr Fläche weniger Besucher mit der 2G-Regel hereineinlassen. „Man macht sich Gedanken, aber irgendwann muss es ja mal normal weitergehen“, sagt Köbes Michel Ellmann.
Auch in der Ubierschänke in der Südstadt will man am 11. November Gäste begrüßen. Einlass gebe es nur für Besucher mit Impf- oder Genesungsnachweis, so Mitarbeiterin Nicole Nacke. Man stelle sich auf etwa 150 Gäste ein. Bei Corona handele es sich zwar um eine „schlimme Krankheit. Aber wir müssen lernen, damit zu leben.“ Der Wirt des Eckstein in Sülz, Monier Zuri, sieht das so: „Wir werden mit 2G öffnen, auch wenn ich ein leicht mulmiges Gefühl habe.“ Die Karnevalstage seien aber existenziell wichtig für die Wirte. Einige hätten Kredite aufnehmen müssen, um die Corona-Zeit zu überstehen.
Verständnis für Wirte
„Das Festkomitee Kölner Karneval (FK) hat natürlich Verständnis dafür, wenn einzelne Gastronomen sich gegen eine Öffnung zum 11.11. entscheiden“, teilt FK-Sprecherin Tanja Holthaus auf Anfrage mit. „Dabei spielen schließlich auch wirtschaftliche Faktoren eine große Rolle.“ Das Risiko, wegen etwaiger Quarantänebestimmungen anschließend wochenlang auf Einnahmen verzichten zu müssen, sei für manche Wirte schlicht nicht tragbar. „Hinzu kommen die Umbaukosten für einen Tag Karneval, da hat sich schon vor Corona die Feier der Sessionseröffnung nicht für jeden rentiert.“
Die Richtlinien für die Feiern am 11.11. orientieren sich an den aktuell geltenden Corona-Schutzbestimmungen und werden vom jeweiligen Veranstalter festgelegt. So hat die Willi-Ostermann-Gesellschaft, die traditionell die Feier auf dem Heumarkt/Alter Markt ausrichtet, schon vor Wochen beschlossen, einen Zugang für den abgesperrten Bereich nur nach 2G-Regeln und mit zusätzlichem Ticket zu gestatten. Ansonsten ist für den öffentlichen Raum die Stadt zuständig, die allerdings noch neue Regeln abwartet und en detail noch nicht über Feier-Hotspots wie Südstadt oder Zülpicher Straße entschieden hat.
Festkomitee ruft zum Impfen auf
Für die Session, die dann ab Neujahr 2022 richtig anläuft, ist das Festkomitee verhalten optimistisch. „Die Situation ist heute dank der Impfungen völlig anders zu bewerten als vor einem Jahr“, sagt Holthaus. Die Inzidenz alleine sei nicht mehr ausschlaggebend und das Risiko für einen schweren Verlauf habe sich deutlich reduziert. „Gerade deswegen möchten wir aber auch nochmal in aller Deutlichkeit sagen: Wer Karneval feiern möchte, sollte sich unbedingt impfen lassen! Nur wenn wir eine hohe Impfquote erreichen, können wir gemeinsam unbeschwert feiern.“