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Kommentar

Kneipenkarneval
Frieren und früh beschwipst sein – Das tue ich mir nicht an

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Lesezeit 2 Minuten
Drängelgitter vor einer Kneipe beim Straßenkarneval auf der Luxemburger Straße. Köln, 21.02.2020 *** Crowd control in front of a pub at the street carnival on the Luxemburger Straße Cologne, 21 02 2020 Foto:xC.xHardtx/xFuturexImage

Warteschlange vor dem Haus Unkelbach an Weiberfastnacht 2020

Das ewige Warten überspringen und gleich mit dem Ticket in der Lieblingskneipe feiern: Das bevorzugt Redakteurin Maria Gambino an Karneval.

Immer mehr Kölner Kneipen nehmen an den Karnevalstagen Eintritt, das Haus Unkelbach liegt 2025 mit 111 Euro an der Spitze. Tickets werden häufig Wochen vorher in aufwendigen Verfahren verkauft. Chefreporter Peter Berger ärgert das. Warum, lesen Sie hier. Redakteurin Maria Gambino findet das hingegen positiv:

Mit 20 Jahren habe ich die Schlange vor meiner Lieblingskneipe an Karneval auch romantisiert. Frieren ab acht Uhr morgens, rechts und links die ersten Auswüchse des morgendlichen Suffs bereits sichtbar, und dann dieser anstrengende Nervenkitzel: Werden wir in unter zwei oder drei Stunden endlich auf der langersehnten improvisierten Tanzfläche stehen und im Warmen schunkeln? So richtig konnte man das nie wissen. Vielleicht wird man doch noch weggeschickt, man zieht eine Kneipe weiter und das Spiel geht von vorne los: Schlangestehen, schonmal für den nötigen Schwips sorgen, irgendwas muss man schließlich tun.

Nein. Ich möchte mir das nicht mehr antun. Diese Ungewissheit, ob ich mit meinen sechs Freunden wirklich in der Kneipe lande, die wir uns ausgesucht haben, ist zu stressig. Auch stundenlanges Umherirren auf der Suche nach einem guten Spot ist keine verlockende Alternative. Viel lieber kaufen wir uns im Vorhinein ein Ticket, mit dem wir um 10 Uhr in der Kneipe stehen, noch nüchtern und frisch. Keinen Schwips vor 11 Uhr wegen der Feiglinge, nicht mehr über Bierflaschen steigen müssen.

Kneipenkarneval: Ich unterstütze gern gut organisierten Mehraufwand der Wirte

In unserer entspannten Schlange stehen dann nur jene mit Ticket – das geht zügig und unkompliziert vonstatten. Ich schätze es außerdem, wenn sich Wirte an Karneval Mühe geben, den Gästen das Feiern so angenehm wie möglich zu machen: Indem sie etwa für eine sichere Tür sorgen, also zusätzliches Personal anheuern, wenn sie einen guten Riecher bei der DJ-Auswahl beweisen oder wenn sie sogar eine Live-Band engagieren. Das sind alles Extrakosten, die die Kneipe im normalen Betrieb sonst nicht hat.

Ein Wirt verriet mir, dass er mit dem Eintritt sogar eher die Stammgäste belohne: Er verkauft eine bestimmte Anzahl von Tickets nur an der Theke. Die, die dort das ganze Jahr über regelmäßig ihr Bier bestellen, können sich die Karten holen. Außerdem ziehe er damit angenehmeres Publikum über 30 in seine Bar – und nicht bloß trinkwütige Touristen. Ich zahle lieber 20 oder 25 Euro Eintritt, möglicherweise inklusive Garderobe, habe klare Pläne für den Tag. Wenn das Drumherum dann top organisiert ist, fühle ich mich wohl und kann den ganzen Tag ausgelassen feiern.