Für die Premiere der Ostermannsitzung in der Flora trat Michael Hehn ausnahmsweise nicht als „Dä Nubbel“ auf.
„Muss jetzt wieder in das Erdmöbel“Büttenredner Michael Hehn tritt als Willi Ostermann auf
Schwarz statt rot, Melone statt Zylinder: Mit diesem Auftritt von Michael Hehn hatte wohl niemand gerechnet. Der Büttenredner trat bei dem neuen Sitzungsformat der Willi-Ostermann-Gesellschaft „WOG in der Flora – Die Ostermannsitzung“ am Samstagabend nicht in seiner gewohnten Rolle als „Dä Nubbel“ auf, sondern versetzte sich in die Perspektive von Willi Ostermann persönlich.
In tiefstem Kölsch – nichts anderes ist man von Hehn gewohnt – erzählte er von seiner Unterkunft auf Melaten: „Ich bin da in so einem Projekt betreutes Wohnen.“ Und der „nette Vermieter“ heißt Kuckelkorn. Hehn sang: „Ich ben ene kölsche Jung hier auf Melaten, wenn Du mich besuchen willst, denk an den Spaten.“ Tusch und Applaus.
Kritik an Reker, Verwaltung und Woelki
Aus Sicht des 1936 verstorbenen Komponisten Ostermann blickte Hehn auf das Köln von heute. Mit Unverständnis reagiert er auf die Sexismusdebatte um den Höhner-Song „Blotwoosch, Kölsch un e lecker Mädche“. Er schoss gegen die ständig verzögerte und immer teurer werdende Opernsanierung, die Verwaltung und Oberbürgermeisterin Henriette Reker. „Wir hatten einen OB, der Konrad Adenauer, der war Praktiker. Jetzt haben wir eine OB, die ist Obi: Offiziell beglaubigte Inkompetenz.“
Auch gegen Kölns Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki, Donald Trump („Da denkst du ja, der Herrgott hätte ne Wette verloren“) und die Umbenennung von Straßen teilte er aus. Man müsse sich viel eher mal den Hahnenplatz anschauen, dessen weibliches Pendant „Unter fetten Hennen“ sei. „Das ist frauenfeindlich!“ Hehns Auftritt als Willi Ostermann, der einmalig bleiben soll, quittierte das Publikum mit lautem Applaus und Standing Ovations. „Muss jetzt wieder in das Erdmöbel“, verabschiedete sich Hehn.
Passend zum neuen Format leuchtete den Gästen schon am Eingang der Flora das Konterfeit von Willi Ostermann entgegen. Auch der Innenraum war entsprechend geschmückt, eine Miniaturversion des Ostermann-Brunnens im Foyer lud genauso für Fotos ein wie die vielen Ostermann-Pappaufsteller, von denen es einer auch immer wieder auf die Bühne schaffte.
Das Programm bot Rede, Tanz und Musik. Neben Hehn traten auch Marc Metzger und JP Weber auf, die Rezag Husaren, die Helligen Knäächte un Mägde, die Original Tanzgruppe Kölsch Hännes’chen. Den Abschluss bildeten Miljö und die Domstürmer. Besonders emotional wurde es mit Michael Kuhl und „Kleine Trötemann“, fand Marcus Schiffer, Geschäftsführer der Willi-Ostermann-Gesellschaft: „Das war sensationell. Die Flora war mucksmäuschenstill, hat aufmerksam zugehört und dann brach der Damm.“ Insgesamt sei er „extrem glücklich“ mit der Premiere: „Wir haben nicht gedacht, dass es direkt so gut ankommt.“