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Trump, Ampel, KegelvereinDas sind die Themen der Top-Redner im Kölner Karneval

Lesezeit 4 Minuten
Guido Cantz bei der Prinzen-Garde

Guido Cantz bei der Prinzen-Garde

Die Session bringt mit der Bundestagswahl eine große Herausforderung für die Redner mit sich. Das sind ihre Themen.

Von Politik bis Verzällcher aus der Familich: Wir haben gesammelt, worüber sechs der bekanntesten Rednerinnen und Redner aus dem Kölner Karneval sich in dieser Session auslassen.

Volker Weininger

Volker Weininger

Der Sitzungspräsident Volker Weininger

„Wer Saufen kann, kann auch arbeiten“, heißt es bekanntlich. „Aber man muss auch nicht jeden Scheiß mitmachen“, stellt der Sitzungspräsident Volker Weininger fest. Er zeigt sich auch zu Beginn der neuen Session in Bestform und referiert vom Klassentreffen der „Schulabbrecher von 1980“ im Dalmatiner-Eck, wo man für den Slibowitz eine gültige Patientenverfügung benötigt.

Einmal mehr wird klar, dass Alkohol vieles kaputt machen kann: Zum Beispiel, als sein Kumpel Rainer, „breit wie ein Biberschwanz“ in seiner Waschmaschine Zuckerwatte macht. Zwischendurch wird es politisch; Trump bekommt ebenso sein Fett weg wie Elon Musk, „die Stradivari unter den Arschgeigen“. Wenn der Sitzungspräsident dann noch über seinen Kegelbruder Hermann erzählt, der sich selbst kegeln wollte, bleibt auch bei Jecken kein Auge trocken, die nur Selters statt Sekt intus haben.

Martin Schopps

Martin Schopps bei Niehler Prinzenproklamation

Martin Schopps bei Niehler Prinzenproklamation

Martin Schopps startet in die neue Session nicht nur mit dem obligatorischen Düsseldorf-Witz – egal wie flach, irgendwie klappt er ja doch immer – sondern hauptsächlich mit Politik und Verzällcher über seine Schüler. Der studierte Lehrer kann clevere Polit-Satire genauso wie Gags über sein Alter („Midlife-Crisis ist die Zeit, wo man versucht, sein Jagdrevier zu vergrößern, obwohl man merkt, dass die Munition knapper wird“).

Schopps spricht über Kommunalpolitik („Milliarden für die potthässliche Oper, aber kein Geld für die Bildung unserer Pänz“), teilt auch an die großen Parteien und Politiker im Bundestag aus und thematisiert die jüngsten Pläne von Donald Trump zum Panama-Kanal und Grönland.

Guido Cantz

Der Blondschopf aus Porz feiert diese Session 33 Jahre auf der Karnevalsbühne. In seinem Jubiläumsjahr schaut Guido Cantz zurück auf die Anfänge seiner Karriere, spricht über sein Alter, seinen Teenager-Sohn und politische Korrektheit. Viele Karrieren von damals hätten heute nicht geklappt.

Beim Weltenbummler hätten sich die „Klimakleber“ wegen der CO2-Bilanz etwa ans Mikro getackert, und bei den Räubern würden Juristen heute sagen, das sei eine stereotype Darstellung Kleinkrimineller: „Die müssten sich umbenennen in Finanzamt Köln Süd.“ Auch Donald Trump und die Bundestagswahlen thematisiert Cantz und teilt dabei in alle Richtungen aus – alternativ stellt er sich selbst zur Wahl: „Kanzler Cantz kanns. Das wäre 'ne super Idee.“

Ingrid Kühne

Ingrid Kühne

Ingrid Kühne

Frauen gehören in der Bütt immer noch zur absoluten Ausnahme. Es gibt sie – in den Programmen tauchen sie aber äußerst selten auf. Ingrid Kühne ist weiterhin eine der wenigen, die sich im Karnevalsgeschäft erfolgreich durchgesetzt haben. Auch in dieser Session erzählt sie von ihrer Familich. Ihr Mann Ralf und sie haben etwa E-Bikes gekauft („Männer fahren immer vor und Frauen hecheln hinterher“). Und sie lässt sich darüber aus, dass Frauen viel schlechter schlafen könnten, weil stets die Gedanken kreisen. Politik spielt bei Kühne dagegen keine Rolle: „Die Leute sollen lachen und Spaß haben, mit Geschichten aus dem Leben.“

Marc Metzger

Marc Metzger

Marc Metzger

Marc Metzger bleibt sich und seinem „Blötschkopp“ auch in dieser Session treu: Eine Sache erzählt er uns noch, aber dann fängt er auch an mit seiner Rede – die es am Ende bekanntlich gar nicht gibt. Stattdessen begibt er sich auf „dünnes Eis“, wie er selbst sagt, als er den sexuellen Missbrauch in der Kirche anprangert. Doch das gelingt ihm mit rhetorischem Geschick. Deutlich wird er auch beim Thema Oper: „Was wir nicht brauchen, das bauen wir einfach nicht zu Ende.“

Ansonsten werden viele herrlich dämliche Ideen formuliert. So referiert der Blötschkopp über das Älterwerden und will in der Sauna mit einem Laserpointer auf die Schwachstellen der anderen zeigen. Privates kommt auch nicht zu kurz: „Ich liebe meine Schwiegermutter, nur ihre Tochter ist was komisch.“ Mit Blick auf immer teurer werdende Lebensmittel erinnert er sich an die gute alte Zeit und den See Genezareth, wo Jesus eine Fischbude hatte. Da waren alle satt. Vom Blötschkopp werden seine Fans auch 2025 nicht genug bekommen.

Bernd Stelter

Bernd Stelter

Bernd Stelter

Die größte Überraschung bringt Bernd Stelter in dieser Session mit seinem Zungenbrecher-Rap zu Shirin Davids „Bauch Beine Po“. Der mittlerweile Doppel-Opa spricht über Neujahrsvorsätze und Probleme im Alter. Sein Liedchen über das Dorfleben („Jawoll, du bist ein Kind vom Dorf“) animiert schnell zum Mitsingen. Politisch arbeitet sich der musikalische Büttenredner an der Cannabis-Legalisierung, der Wahl von Donald Trump und seinem „Hiwi“ Elon Musk und dem Ampel-Aus ab.

„Ich hatte natürlich am 6.11. die ganze Rede fertig. Denkt jemand an die armen Karnevalisten? Ich konnte den ganzen Kram wegschmeißen!“ Aber er gehe jetzt vorbereitet in die Session. Zu jedem möglichen Wahlausgang hat er ein Lied parat, Robert Habeck, Friedrich Merz, Olaf Scholz, Alice Weidel und auch Christian Lindner („Wunder gibt es immer wieder“).