Kölner Künstler Burkhard Sondermeier„Der herkömmliche Karneval ist nix für mich“
Köln – Der Kölner Burkard Sondermeier beschäftigt sich in seinen Programmen seit über 20 Jahren mit dem Thema Karneval. Würde man ihn als Karnevalisten bezeichnen, wäre er beleidigt. „Der herkömmliche Karneval ist nix für mich, war er auch nie“, sagt der in Lindenthal geborene und in Ehrenfeld aufgewachsene Künstler. Zu seinen bekanntesten Stücken zählt die Karnevalsrevue „Camarata Carnaval - Karneval klassisch“.
Burkhard Sondermeier stellt neues Programm vor
Am kommenden Montag stellt er in der Volksbühne am Rudolfplatz ein neues Programm vor. Der Titel lautet: „Juden im Karneval“. In dieser „mahnenden Revue“ skizziert er eine „kulturhistorische Betrachtung einer weitgehend unbeachteten Form des Antisemitismus“, den teils offen, teils versteckt vorkommenden Antisemitismus im Karneval. Die Revue präsentiert Sondermeier gemeinsam mit seiner Ehefrau Brigitte Sondermeier, die verschiedene Texte liest, und dem Pianisten Igor Kirillov.
Karneval in der NS-Zeit
„Es ist ein informatives Programm mit unterhaltsamen Momenten, zusammengesetzt aus Literarischem, Erzählendem, Liedern, Chansons, virtuoser Musik und Aktuellem“, sagt Sondermeier.
Er beleuchtet unter anderem den Karneval im Kirchenstaat in römischer Zeit und den Karneval während der Zeit des Nationalsozialismus. „Mich beschäftigte die Idee, ein Programm zu diesem wichtigen Thema zu machen, schon seit geraumer Zeit. Im Hinterkopf hatte ich die Bilder von antisemitischen Karnevalswagen, die mich an der unschuldigen Fröhlichkeit der Narren während des Dritten Reichs zweifeln ließen, oder die Schrift von Marine Boiteux zur Rolle der Juden im Karneval des Kirchenstaats.
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Das Programm sollte einen Bogen von der Renaissance bis zur NS-Zeit spannen. Nach dem Skandal im vergangenen Jahr beim Karnevalsumzug in Aalst war klar: Jetzt muss das Thema auf die Bühne“, sagt Sondermeier. Zum Hintergrund: Ein Wagen der Karnevalsparade in der belgischen Stadt Aalst zeigte Großfiguren orthodoxer Juden, die deutlich an die antisemitischen Karikaturen aus der Zeit des Nationalsozialismus erinnerten.
Sondermeier will für Antisemitismus sensibilisieren
Was erhofft sich Sondermeier von dem Abend in der Volksbühne? „Es wäre wunderbar, wenn es gelingen würde, die Gäste für den über die Jahrhunderte latent im Karneval vorkommenden Antisemitismus zu sensibilisieren. Denn wie Aalst zeigt, flammt das Thema wieder auf. Wahrscheinlich war es nie weg.“ Den Termin hat das Ensemble mit Bedacht ausgewählt. Der 27. Januar ist der internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts. Am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee die Menschen aus dem KZ Auschwitz.
„Juden im Karneval – mahnende Revue“, Montag, 27. Januar, Volksbühne am Rudolfplatz, 19 Uhr.