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Kölner RosenmontagszugKritik an Persiflage: „An Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten“

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Ein Wagen mit einem Beichtstuhl, auf dem „Jesus liebt dich“ steht. Aus dem Beichtstuhl ragt der Arm eines Priesters, mit gekrümmtem Zeigefinger lockt er einen Jungen im Messdienergewand zu sich.

„Jesus liebt dich“ lautet das Motto einer Persiflage des Kölner Rosenmontagszugs 2025.

In einem Schreiben an Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn beschweren sich mehrere CDU-Politiker, darunter der Ex-OB Fritz Schramma, über den Wagen.

Eine der Persiflagen des Kölner Rosenmontagszuges sorgt schon vor Rosenmontag für harsche Kritik. Unter anderem als „geschmacklos“ bezeichnen der ehemalige Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU), die ehemaligen Bürgermeister Rolf Bietmann (CDU) und Hans-Werner Bartsch (CDU), Bürgermeister Ralph Elster (CDU) und der ehemalige Vorsitzende des Fördervereins Romanische Kirchen Köln, Helmut Haumann, den Wagen mit der Aufschrift „Jesus liebt dich“ in einem Schreiben an Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn.

Kritik an Kirche sorgt für Empörung

Ende vergangener Woche präsentierte Zugleiter Marc Michelske die Skizzen einiger Persiflagen des Kölner Rosenmontagszuges, der am 3. März durch die Straßen fährt. Darunter: Ein Wagen mit einem Beichtstuhl, auf dem „Jesus liebt dich“ steht. Aus dem Beichtstuhl ragt der Arm eines Priesters, mit gekrümmtem Zeigefinger lockt er einen Jungen im Messdienergewand zu sich.

Der Wagen soll laut Michelske den sexuellen Missbrauch in der Kirche und die laut ihm mangelnde Aufarbeitung kritisieren. Dies schade den Menschen, die sich in kirchlichen Gemeinden engagieren und damit anderen den derzeit dringend benötigten Halt geben.

Die Botschaft der Persiflage kommt aber offenbar nicht überall so an: „Wir sind in den letzten Tagen von vielen Seiten mit großer Betroffenheit auf diesen Mottowagen angesprochen worden“, heißt es in dem Schreiben an Kuckelkorn. Viele Menschen empfänden diese Darstellung als „abstoßend“ und verletzend.

„Dass die Kernaussage der Christlichen Botschaft ‚Jesus liebt Dich!‘ als Überschrift für einen angedeuteten verbrecherischen Kindesmissbrauch benutzt wird, ist geschmacklos und weckt beim Betrachter sogar die Assoziation, dass Kindesmissbrauch in der Aussage ‚Jesus liebt Dich‘ geradezu eine Begründung findet. Dieses an Peinlichkeit und Geschmacklosigkeit nicht zu überbietende Bild sollte den Kölner Rosenmontagszug und den Karneval insgesamt nicht herabwürdigen.“

Auch die prominenten Verfasser des Schreibens, Schramma, Bietmann, Bartsch, Elster und Haumann, seien der Ansicht, „dass dieser Mottowagen in der vorliegenden Form nicht in einen Kölner Rosenmontagszug gehört“. Sie fordern Kuckelkorn deshalb dazu auf, von dieser Art und Weise der Darstellung Abstand zu nehmen. „Karneval darf provozieren, aber nicht verletzen.“

Zugleiter Marc Michelske sagt, er freue sich, wenn sich Menschen mit den Themen, die sie im Rosenmontagszug ansprechen, inhaltlich auseinandersetzen. „Befremdlich finden wir allerdings, dass nun mehrere CDU-Politiker versuchen, auf die Freiheit des Narren Einfluss zu nehmen. Denen sagen wir: Nicht die Darstellung des Missbrauchs ist geschmacklos und peinlich, sondern vielmehr der Missbrauch selbst und der Umgang damit. ‚Jesus liebt Dich‘ ist ein starker Eckpfeiler auch unseres eigenen Glaubens. Wenn man diese Aussage leider doppeldeutig verstehen kann, ist es Aufgabe der Kirche, daran zu arbeiten und verspieltes Vertrauen zurückzugewinnen.“