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Erste Kölner Persiflagen präsentiertMigration und teure Baustellen – Diese Themen bestimmen den Rosenmontagszug

Lesezeit 3 Minuten
Marc Michelske mit Skizzen von Persiflagen

Zugleiter Marc Michelske präsentierte am Freitag Skizzen von vier der 19 neuen Persiflagen für den Rosenmontagszug.

Am 3. März ist Rosenmontag, Zugleiter Marc Michelske stellte Skizzen einiger ausgewählter Persiflagewagen vor.

„EU Love Island“, „Die Liebe geht, das Erbe bleibt“ und ganz viel „Liebe deine Stadt“: Das Wort „Liebe“ bestimmt passend zum Sessionsmotto „FasteLOVEnd – Wenn Dräum widder blöhe“ den Kölner Rosenmontagszug 2025. Das heißt aber nicht, dass Zugleiter Marc Michelske sich die rosa-rote Brille aufgesetzt hat. Gemeinsam mit seinem Kreativteam, den Kritzelköpp und Wagenbauern, legt er sowohl bei regionalen, bundesweiten als auch bei internationalen Themen den Finger in die Wunde.

Skizze der Persiflage mit der Aufschrift „Jesus liebt dich“. Der Arm eines Mannes ragt aus einem Beichtstuhl und winkt einen verängstigten Jungen zu sich.

Auch dem Thema Missbrauch in der Kirche widmet sich der Kölner Rosenmontagszug erneut.

So etwa bei der Persiflage „Jesus liebt dich“. Sie ist eine von vier Skizzen, die Michelske am Freitag vorab der Presse präsentierte. Sie greift den Missbrauch in der Kirche auf. Dabei betont Michelske, dass das kein Kölner, sondern ein weltweites Problem sei. Deshalb fährt dieser Wagen auch im hinteren Teil des Rosenmontagszugs mit. Der Zug ist in drei Teile aufgeteilt, erst kommen die Persiflagen zu regionalen Themen, danach kommen die bundesweiten und dann das Weltgeschehen. Der Wagen zum Missbrauch in der Kirche sei Michelske dabei besonders wichtig, weil Gemeindearbeit eigentlich so wichtig sei. „Vielen Menschen fehlt gerade der Halt.“ Aber die fehlende Aufarbeitung schade denen, die sich dort engagieren.

Es ist der erste Rosenmontagszug als Zugleiter für Marc Michelske, er übernahm das Amt von Holger Kirsch. Und seine Premiere ist ausgerechnet von Sparzwängen gezeichnet. Das Festkomitee Kölner Karneval muss den Gürtel nach hohen Verlusten in den vergangenen Jahren enger schnallen. Deshalb hat es in diesem Jahr erstmals Anstecker zum Zug gestaltet, die in Bronze (10 Euro) Silber (25 Euro) und Gold (50 Euro) im Festkomitee-Shop oder am Rande des Zugweges gekauft werden können.

Alles zum Thema Carolin Kebekus

Skizze einer Persiflage. Auf einer einsamen Insel im Meer steht eine Holzbude mit der Aufschrift „Asylanträge EU“.

Der Wagen „EU Love Island“ widmet sich der Migrationspolitik der EU.

Zu den Sparmaßnahmen beim Rosenmontagszug gehören neben gestiegenen Teilnahmekosten außerdem auch eine geringere Anzahl an Persiflagen – statt 25 gestalten die Kritzelköpp für dieses Jahr nur 19. Fünf Wagen wurden an Karnevalsgesellschaften vermietet und die Friedenstaube aus dem vergangenen Jahr wurde aus Geldmangel nur umgestaltet und gestrichen, um sie „mit kleinen Kniffen neu aussehen zu lassen“. Einige der Skizzen für den Rosenmontagszug stammen von Heiko Sakurai, Karikaturist beim „Kölner Stadt-Anzeiger“. Er ist einer von mehreren neuen Kreativen im Kritzelköpp-Team.

Zu Sakurais Entwürfen gehört etwa „EU Love Island“. Die Persiflage kritisiert die EU-Migrationspolitik und ist angelehnt an die RTL-Sendung „Love Island“. Laut Michelske soll der Wagen verdeutlichen, dass die EU-Länder Migranten am liebsten auf einer einsamen Insel unterbriungen würden.

Die Persiflage zeigt einen Boomer, der einen jungen Mann der Gen Z im Arm hält und ihm sein Erbe präsentiert: Ein großes Gewicht, auf dem etwa „Schulden“, „Rente“ und „Klima“ steht.

Kaputte Infrastruktur, Klimakrise, Schulden: Die Gen Z fürchtet um die Zukunft, die die Generation der Boomer ihnen hinterlässt.

Der Rosenmontagszug beschäftigt sich auch mit der Zukunft, die die Boomer-Generation der Gen Z hinterlässt. Klimakrise, Schulden, ein überlastetes Gesundheitssystem, kaputte Infrastruktur und die schrumpfende Rentenkasse sind demnach das Erbe, das bleibt.

Die Persiflage zeigt einen Jecken, der die Baustellen Oper, Miqua, Zeughaus und RGM auf seinem Rücken trägt.

Während die Bühnensanierung und andere Projekte wie der Bau des Miqua immer teurer werden, muss an anderer Stelle gekürzt werden.

Eines der regionalen Themen, das die Kritzelköpp anprangern, sind Kölns immer teurer werdende Baustellen. Die Bühnen-Sanierung, der Miqua-Bau, die Sanierung des Römisch-Germanischen Museums und die Zeughaus-Renovierung, all dies gehe zulasten der Kölnerinnen und Kölner, da durch die hohen Kosten an anderer Stelle gespart werden muss. Deshalb trägt bei der Persiflage ein Jeck die Baustellen auf seinem Rücken. Dazu steht am Wagen „Liebe deine Stadt“, diesen bekannten Schriftzug tragen mehrere Persiflagen im regionalen Teil des Zuges.

„Arsch huh“ mit eigenem Wagen beim Kölner Rosenmontagszug

Zwei Wagen bleiben bis Rosenmontag geheim. Einer davon wird kurz vor Rosenmontag gebaut. Erst am Dienstag, dem 25. Februar, will Michelske sich mit seinen Kritzelköpp zusammensetzen, um eine Persiflage zur Bundestagswahl zu planen. Der Wagenbauer hat dann nicht einmal eine Woche, um sie bauen. Der zweite geheime Wagen beschäftigt sich mit einem internationalen Thema.

Am Freitagmittag verkündete das Festkomitee auch, dass es in diesem Jahr einen Wagen von „Arsch huh“ geben wird, die damit für die Demokratie demonstrieren werden. Auf dem Wagen vertreten sein werden etwa Brings, Miljö, die Höhner, Carolin Kebekus mit ihren Beer Bitches, Jürgen Becker und Charly Klauser.