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Rosenmontagszug ist defizitärSo geht der neue Zugleiter mit den Sparzwängen um

Lesezeit 4 Minuten
Marc Michelske steht lächelnd in der Wagenbauhalle des Festkomitees.

Marc Michelske, hier in der Wagenbauhalle fotografiert, ist neuer Zugleiter des Kölner Rosenmontagszugs.

Marc Michelske ist der neue Chef des Kölner Rosenmontagszugs. Eine seiner großen Aufgaben: sparen.

Ein Minus von 572.058 Euro – so fällt das Jahresergebnis der Gemeinnützigen Gesellschaft (gGmbH) des Kölner Karnevals aus. Grund für den hohen Verlust sind laut Festkomitee Kölner Karneval, deren Tochtergesellschaft die gGmbH ist, hauptsächlich die Kostensteigerungen rund um den Rosenmontagszug. Sparen, sparen, sparen heißt also der Arbeitsauftrag für Marc Michelske. Der Prinz von 2019 wurde am Montag offiziell im Amt des Zugleiters bestätigt, das er von Holger Kirsch übernimmt. Statt großen Träumen bringt der neue Chef des Rosenmontagszugs hauptsächlich eines mit: Pragmatismus.

Neuer Zugleiter war Prinz im Dreigestirn von 2019

Bisher war Michelske im Festkomitee zuständig für den Bereich Museum und Archiv – und für die Finanzen. Von seinem neuen Job habe er nie geträumt, nicht so wie damals davon, mal Prinz im Dreigestirn zu werden. Aber er habe die Verantwortung nun gern übernommen. „Zugleiter spricht etwas in mir an, die kreative Seite, die ich im Alltag als Jurist so nicht ausleben kann.“ Als ehemaliger Schatzmeister weiß der 40-Jährige ganz genau, welchen Sparzwängen das Festkomitee unterliegt. Wenn man Michelske also fragt, wie sich der Rosenmontagszug unter seiner Leitung ändern wird, dann kommen keine kreativen Fantasien als Antwort, sondern Sparmaßnahmen.

„So viel soll sich erstmal gar nicht ändern, es war ja nicht schlecht vorher“, sagt Michelske. Aber: „Natürlich bringt jede Veränderung an der Spitze auch irgendwo Änderungen mit, ich bin ein anderer Typ als Holger. Er ist von zu Hause aus eher Architekt, ich Anwalt. Wir gehen vom Denken her stellenweise anders an Dinge heran. Aber ich möchte einfach erstmal diese Session so zu Ende bringen, dass wir alle eine unbeschwerte Zeit haben und dass wir diesen Budgetdruck rausbekommen.“

Marc Michelske im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“

Marc Michelske im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“

Um der schwarzen Null oder sogar einem Plus näherzukommen, hat der neue Zugleiter schon die ersten Änderungen beschlossen: Beim kommenden Rosenmontagszug wird es weniger Persiflagewagen geben, die Anzahl wurde um ein Fünftel reduziert. Statt 25 gestalten die Kritzelköpp und Wagenbauer also 20 Persiflagen für den Zoch am 3. März 2025. „Die dadurch frei gewordenen Wagen haben wir Gesellschaften zur Verfügung gestellt, die die jetzt kreativ bestücken können, das aber auch bezahlen. Wir haben ihnen zugesichert, dass sie diese Wagen fünf Jahre haben dürfen.“

Zugleiter-Wagen bekommt festes Design für fünf Jahre

Außerdem wird der Zugleiter-Wagen, der normalerweise jedes Jahr an das Motto angepasst neugestaltet wird, nun ein festes Design für fünf Jahre bekommen. „Da hat es auch meinen Vorgängern allen im Herz geblutet“, sagt Michelske. Aber es sei ein einfacher Weg, um Kosten einzusparen und auch keine „Heilige Kuh“ im Rosenmontagszug.

Kosten sparen kostet Abwechslung und Kreativität, das sieht auch Michelske. Trotzdem meint er: „Das sind Nuancen. Das wird niemandem auffallen, der nicht enger am Karneval dran ist. Also den 500 Vollblut-Karnevalisten in Köln, denen könnte das auffallen und der Rest, der wird den Zug so wie immer sehen.“ Weitere Änderungen betreffen etwa das Sicherheits- und Kommunikationskonzept. Er versuche in Gesprächen mit den verschiedenen Ämtern, die Auflagen anzupassen. So seien auf den gesamten Zugweg umgerechnet alle zehn Meter Sanitäter im Einsatz. „Da muss ich ehrlich sagen: Für ein Fest, wo wir Einsatzzahlen im niedrigen dreistelligen Bereich haben, würden wohl auch Sanitäter alle 20 Meter ausreichen.“

Während organisatorische Details teilweise noch in der Planung sind, arbeiten die Wagenbauer in der Halle am Maarweg bereits an den ersten Persiflagen. Zu den Themen verrät Michelske so viel: „Wie in jeder Kommune gibt es in Köln gewisse Missstände, die kennen wir alle. Wir haben gesellschaftliche Veränderungen, die jede Generation mit sich bringen. Wir haben Generationskonflikte. Und auf der anderen Seite haben wir aber auch positive Dinge wie das Ehrenamt, das sich weiterhin einsetzt, das in die Bresche springt, wo Verwaltung und Politik es nicht mehr können.“ Auch internationale Konflikte sollen im Rosenmontagszug thematisiert werden.

Bei der Umsetzung sei ihm vor allem wichtig, dass die Persiflagen verständlich sind: „Das ist ein Familienfest und Kinder haben wenig Freude daran, wenn sie Dinge nicht verstehen können.“ Deshalb zeige er seinen Kindern auch die Entwürfe. Beim Rosenmontagszug freue er sich nun einfach darauf, am Zugende stehen zu können, während die Wagen – hoffentlich ohne Zwischenfall – an ihm vorbeifahren, und darauf, dass es „für alle einfach ein unbeschwertes Erlebnis wird, so wie es sein soll“.