Der Rosenmontagszug ist defizitär. Um das Minus auszugleichen, will das Festkomitee an anderen Stellen die Einnahmen erhöhen
Festkomitee erhöht PreiseFür wen der Kölner Karneval jetzt teurer wird
Toiletten, Sanitätsdienste, Absperrgitter: Alles wird teurer. Das Festkomitee Kölner Karneval hat daraus, um nach eigenen Angaben auch weiter den Rosenmontagszug in gewohnter Weise durchführen zu können, Konsequenzen gezogen. „Zur Kompensation der Finanzierungslücke des Kölner Rosenmontagszuges hat das Festkomitee in den vergangenen Monaten praktisch alle Bereiche auf den Prüfstand gestellt“, sagt Festkomitee-Sprecherin Tanja Holthaus.
Alle Bereiche – dazu zählen neben deutlich gestiegenen Teilnahmegebühren für den Rosenmontagszug (wir berichteten) auch erhöhte Ticketpreise für die Tribünen des Festkomitees, TV-Sitzungen und die Proklamation des Kölner Dreigestirns.
Teilnahme am Rosenmontagszug kostet doppelt so viel
Die „enorme Kostensteigerung“ könne nicht nur von den Mitgliedern getragen werden, heißt es als Erklärung vom Festkomitee. Reguläre Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Rosenmontagszuges, für Helfer wie Wagenbegleiter und Tanzgruppen gelten vergünstigte Preise, müssen im kommenden Jahr eine Gebühr von 44 statt wie zuvor 22 Euro zahlen. Ursprünglich war von einer Erhöhung auf 33 Euro die Rede, da das Festkomitee auf eine Erhöhung des Zuschusses vonseiten der Stadt hoffte.
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Dazu werden auch die Tickets für Tribünen und TV-Sitzungen teurer: Statt 44 Euro bezahlen Gäste der ZDF-Mädchensitzung nun 55 Euro, die WDR-Hörfunksitzung bleibt bei einem Preis von 60 Euro und statt 66 Euro kosten die Tickets für die erste Fernsehsitzung je nach Sitzplatz bis zu 74 Euro und für die zweite Fernsehsitzung 69 beziehungsweise 79 Euro. Die Preise für Tribünenplätze wurden bereits für 2024 erhöht, so kostete ein Sitzplatz ohne Dach etwa 65 statt 61 Euro, sie bleiben 2025 gleich. Der Vorverkauf für die Tribünen und die Sitzungen des Festkomitees läuft noch nicht.
Festkomitee reduziert Anzahl der Ehrenkarten – gemischte Reaktionen
Eine weitere Stellschraube zum Kosten sparen ist für das Festkomitee die Proklamation des Kölner Dreigestirns: Am 10. Januar präsentieren sich der designierte Prinz René I., Bauer Michael und Jungfrau Marlis im Gürzenich erstmals im Ornat. Rund 1300 Gäste aus Gesellschaft, Politik, Sport und Karneval lädt das Festkomitee jährlich zu der Abendveranstaltung ein – wer keine persönliche Einladung hat, kann die „Pripro“ erst im Nachhinein im WDR verfolgen.
Eine persönliche Einladung heißt dabei nicht sofort, dass der Empfänger nichts zahlt: Ein Proklamationsticket kostete bisher 180 Euro inklusive Abendessen, nun sind es 200 Euro beziehungsweise 260 Euro inklusive Abendessen. Die Mitglieder der Karnevalsgesellschaft, die das Dreigestirn stellt, sind von der Erhöhung ausgenommen. Einige ausgewählte Gäste erhalten vom Festkomitee sogenannte Ehrenkarten – sie müssen keine Ticketkosten zahlen. Dazu zählen etwa das Dreigestirn der letzten Session, die Präsidentinnen und Präsidenten der Mitgliedsgesellschaften des Festkomitees und die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister. Aber auch weitere Gäste aus der Politik und Stadtgesellschaft, Sponsoren und Partner erhielten in den vergangenen Jahren solche Ehrenkarten, hier werde individuell entschieden. „Fakt ist aber, dass wir die Anzahl derer, die bisher mit Ehrenkarten bedacht wurden, drastisch reduzieren mussten“, sagt Holthaus.
Betroffen sind dadurch unter anderen hochrangige Politiker des Stadtrates. CDU-Fraktionschef Bernd Petelkau etwa war in den Vorjahren mit einer Ehrenkarte bedacht worden, jetzt wird er zur Kasse gebeten, wie er auf Anfrage bestätigt. Es sei eine Entscheidung des Einladenden und der Gast entscheide, wie er dazu stehe. „Ich werde die Karte kaufen, denn die Prinzenproklamation ist eine der wichtigsten Brauchtumsveranstaltungen in der Stadt. Und diese gilt es zu unterstützen“, so Petelkau.
Sein Amtskollege von der SPD wertet die Neuerung als Signal: „Man kann kommen, aber man muss nicht“, meint Fraktionsvorsitzender Christian Joisten. „Einladen“ heiße in der Regel, dass der Einladende auch die Kosten trage. Er habe den Besuch der Prinzenproklamation stets als Ehre und Verpflichtung empfunden. „Aber an dem Abend wird auch das Porzer Dreigestirn proklamiert. Und da das mein Wahlkreis ist, kann es gut sein, dass ich die dortige Veranstaltung besuche“, sagt Joisten. Andere Prominente der Stadtgesellschaft mussten bislang immer zahlen, wie etwa Lanxess-Arena-Chef Stefan Löcher: „Ich zahle auch weiterhin, obwohl die Arena Partnerin des Festkomitees ist.“
In den Karnevalsgesellschaften rumort es nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ längst. „Die Gürzenich-Küche hat einen guten Ruf, aber das Essen findet unter Zeitdruck in Kantinen-Atmosphäre statt. Und dann soll man für ein Tellergericht, zwei Kölsch und ein kleines Eis am Stiel 60 Euro zahlen?“, echauffiert sich ein hochrangiges Mitglied einer Traditionsgesellschaft. „Für ein Paar kommen zu den zweimal 260 Euro ja noch Getränke im Saal, Foyer und Taxi hinzu. Da ist man dann schnell bei 700 bis 800 Euro.“
Der Rosenmontagszug ist trotz Einnahmen durch Tribünen und TV-Rechte sowie dem Zuschuss der Stadt von rund 153.500 Euro ein Minus-Geschäft, bereits die vergangenen Jahre war er laut Festkomitee durch Corona und dann den zum Jubiläum geänderten Zugweg defizitär. Deshalb müsse der Veranstalter, die dem Festkomitee angegliederte gemeinnützige Gesellschaft des Kölner Karnevals, durch andere Projekte und Einnahmen gegensteuern.