Einen Tag vor dem Internationalen Holocaust-Gedenktag versammelten sich die Kölschen Kippa Köpp zu einer gemeinsamen Gedenkstunde.
Internationaler Holocaust-GedenktagKölsche Kippa Köpp träumen von Sitzungen ohne Polizeischutz
Zum Internationalen Holocaust-Gedenktag am 27. Januar gedachte der Karnevalsverein Kölsche Kippa Köpp am Sonntag auf dem Jüdischen Friedhof in Bocklemünd der in der NS-Zeit verfolgten und ermordeten jüdischen Kölner Karnevalisten und ihrer Familien. Damit möglichst viele Mitglieder und Freunde an der Gedenkstunde teilnehmen konnten, war der Termin vorverlegt worden.
Präsident Aaron Knappstein legte am zentralen Mahnmal für die Opfer der Shoah Blumen nieder und erinnerte daran, wie wichtig dieser Tag für alle Menschen „in diesem Land und in Köln“ sei. „Wir halten mit dieser Gedenkstunde mitten in der Session bewusst einen Moment inne und setzen einen nachdenklichen, stillen Akzent. Wir gedenken nicht nur der Kölner Karnevalisten, sondern ehren alle, die ermordet wurden, nur weil sie Jüdinnen und Juden waren.“
Sorge vor Antisemitismus
Knappstein unterstrich, dass es „nicht um Schuld gehe“, sondern vor allem darum, bewusst zu machen, dass „so etwas nie wieder geschehen dürfe“. Allerdings erfülle es ihn mit „Sorge und Angst, was mittlerweile wieder an antisemitischen Äußerungen unwidersprochen laut gesagt werden kann“. Darauf fänden die demokratischen Parteien derzeit keine Antworten. „Auf Worte folgen Taten“, mahnte Knappstein.
Mit Blick auf den Karneval ging er auf das aktuelle Sessionsmotto „Fastelovend – wenn Dräum widder blöhe“ ein. Das Motto passe auf die Situation der Jüdinnen und Juden weltweit. Es beinhalte den Traum vom Frieden und den Traum, dass alle von der Hamas verschleppten Geiseln nach Hause zurückkehren. Die Kölschen Kippa Köpp, so Präsident Knappstein, träumen unter anderem davon, dass ihre Sitzungen ohne Polizeischutz stattfinden können.
Der Sessionsorden der Kippa Köpp, entworfen von Vizepräsident Dieter Beumling und gefertigt von Verena Metzen, zeige auch einen Traum: Die Synagoge in der Roonstraße und die Kippa Köpp umarmen das Kölner Stadtwappen. „Die Jüdische Gemeinde hat viel Vertrauen in die Stadtgesellschaft. Auch als Vorschuss“, sagte Aaron Knappstein. Für die Synagogen-Gemeinde Köln betonte Vorstandsmitglied Michael Rado, welches „Geschenk die Kölschen Kippa Köpp für die Stadt und die Juden in Köln“ seien.
Die 2017 gegründeten Kölschen Kippa Köpp knüpfen an die Tradition des früheren jüdischen Karnevalsvereins Kleiner Kölner Klub (K.K.K.) an. Dessen Mitglieder feierten in den 1920er und frühen 1930er Jahren ausgelassen Karneval. Gründer und Präsident war Max Salomon. Der Kleine Kölner Klub gehörte zwar nicht dem Festausschuss Kölner Karneval an, spielte aber mit seinen Kostümfesten, Prunksitzungen und Maskenbällen eine aktive Rolle im Karneval. Mit dem Beginn des NS-Regimes fanden die Aktivitäten ein jähes Ende. Einigen Mitgliedern gelang die Flucht ins Ausland, andere kamen in Ghettos oder Konzentrationslagern um.
Aktives Mitglied des Kleinen Kölner Klubs war Theo Stein. Er starb 1928 in Köln. An seiner Grabstätte, die auch die Inschrift für seinen in Auschwitz ermordeten Sohn Gustav trägt, enthüllten die Karnevalisten eine Gedenktafel für die ermordeten K.K.K.-Mitglieder. Volker Scholz-Goldenberg, Schriftführer der Kippa Köpp, verlas ihre Namen: Emil Nathan, David Hirsch, Leo Löwenthal, Ignatz Iwan Berger, Joseph Jakobs und Moses Stock. Die Gedenkstunde auf dem jüdischen Friedhof endete mit dem Trauergebet „El Male Rachamin“ und dem Kaddisch. Das Kaddisch-Gebet ist einer der zentralen und bekanntesten liturgischen Texte des Judentums.