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Kritik an TribünenZu viel Kommerz im Kölner Rosenmontagszug? Festkomitee nennt Zahlen

Lesezeit 4 Minuten
Jecke stehen auf einer Tribüne und verfolgen den Rosenmontagszug.

Vonr einer Tribüne aus verfolgen zahlreiche Besucher den Kölner Rosenmontagszug.

Gibt es am Kölner Rosenmontagszug inzwischen zu viele Tribünen? Einige Besucher hatten sich darüber beschwert. Das Festkomitee äußert sich nun ausführlich.

Der Rosenmontagszug 2024 ist Geschichte, doch für so manche Besucher ist der Höhepunkt im Kölner Straßenkarneval noch nicht abgehakt. Zum Beispiel für die rund 30-köpfige Gruppe aus Nippes, die nach eigenen Angaben schon seit fast 40 Jahren mit einem großen Bollerwagen samt Kölsch in Richtung Römerturm, Sankt-Apern-Straße zieht. „Über die ganzen Jahre wurde der gesamte Weg nicht nur mit Tribünen vollgestellt, sondern mittlerweile auch mit einem Lkw hinter dem anderen“, beschweren sich die Zochbesucher.

Einen entsprechenden Brief haben sie bereits an das Festkomitee (FK) geschrieben. Auch andere Jecke monieren, dass es immer schwieriger sei, sich an den Zugweg zu stellen und Straßenkarneval zu feiern und wandten sich an den „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Rosenmontagszug Köln: Kritik an zu vielen Tribünen

Wird der Kölner Rosenmontagszug zunehmend vermarktet und „zugepflastert“ mit Tribünen-Plätzen? Die Antwort des Festkomitees fällt detailliert und sehr ausführlich aus: Die Anzahl der Tribünen habe sich in den vergangenen Jahren nicht signifikant verändert, sagt Sprecher Michael Kramp. „2024 wurden 90 Tribünen und 78 Lkw entlang der Zugstrecke aufgebaut, 2020 – das letzte Jahr auf derselben Strecke – waren es 86 Tribünen und 85 Lkw.“

Nach Worten des Festkomitee-Sprechers stellen die Einnahmen durch die Tribünen eine wichtige Säule in der Finanzierung des Rosenmontagszugs dar. Veranstalter ist die dem Festkomitee angegliederte gemeinnützige Gesellschaft des Kölner Karnevals, die die gesamte Planung und Umsetzung übernimmt und auch alle Kosten trägt.

Diese belaufen sich laut Kramp auf einen siebenstelligen Betrag. „Trotz Einnahmen etwa durch Tribünen, TV-Rechte oder die in diesem Jahr 11.500 Zugteilnehmer ist der Rosenmontagszug defizitär und wird durch andere Projekte und Einnahmen der gGmbH vor allem durch Partner und Sponsoren gegenfinanziert“, sagt der FK-Sprecher. Nur so könne am Ende ein Plus erwirtschaftet werden. Über die Höhe wird geschwiegen. Dies ist offenbar auch der Grund, warum die Stadt Köln ihren Zuschuss von 153.000 Euro seit Jahren nicht erhöht habe.

Blick auf eine Tribüne am Zugweg.

Viele Zuschauertribünen säumen den Zugweg.

Personalkosten, Sicherheitskosten, Kosten für Sanitäts- und Sicherheitsdienste, Unterhaltskosten für Traktoren und Festwagen, Kosten für Wagenbau- und Traktorenhalle, Material- und Personalkosten für den Wagenbau, Abfallbeseitigungen und sanitäre Einrichtungen: All das müsse vom Veranstalter getragen werden. Gleich mehrere Preissteigerungen sorgten hier für zusätzliche Belastungen, so Kramp.

So habe das Festkomitee beispielsweise allein für Sanitätsdienste 2024 doppelt so viel bezahlt wie noch 2019: 204.000 Euro zu 109.000 Euro. „Ähnlich verhält es sich mit den Toiletten“, rechnet Kramp vor: „2019 lag der Betrag noch bei 115.000 Euro, inzwischen sind wir bei 190.870 Euro.“ Zudem hätten sich die Kosten für den Tribünenbau seit 2020 um etwa 30 Prozent erhöht. Kramp weiter: „Auch die Anforderungen an unser Sicherheitskonzept durch Stadt und Ordnungsdienste haben die Kosten in den letzten Jahren extrem in die Höhe getrieben. Allein die Kosten für immer mehr vorgeschriebene Absperrgitter sind in den letzten fünf Jahren um 40 Prozent gestiegen.“

Festkomitee Kölner Karneval: Tribünen sind wichtige Einnahmequelle

Auch deshalb seien die Einnahmen durch die Tribünen unverzichtbar. „Etwa ein Fünftel wird direkt durch uns vertrieben, alle anderen Tribünen werden komplett an unsere Gesellschaften sowie an Unternehmen und Partner vermietet“, erklärt Kramp. Mehrjährige Verträge gibt es dem FK-Sprecher zufolge nicht.

Manche Tribünen und Lastwagen seien auch unter bestimmten Sicherheitsaspekten hilfreich: So könnten Fluchtwege geöffnet werden, wenn ein Lkw, der laut Kramp ständig besetzt sein muss, zur Seite fährt. „Die Standorte aller Tribünen werden vorab mit der Stadt, der Polizei und der Feuerwehr besprochen“, erklärt Kramp. Nicht jede Straße eigne sich als Standort. „Dafür müssen bestimmte bauliche Gegebenheiten erfüllt sein. Deshalb kommt es an einigen Stellen zu einem erhöhten Tribünenaufkommen, das vielleicht bei manchem Jeck den Eindruck erweckt, wir würden die Tribünenanzahl stetig erhöhen.“ Gleichwohl sei die Anzahl der Lkw in den vergangenen Jahren rückläufig.

„Natürlich verstehen wir die Enttäuschung Einzelner, wenn der angestammte Platz am Zoch plötzlich nicht mehr zugänglich ist. Der Kölner Rosenmontagszug soll aber ein Fest für alle Jecken sein, und er soll auch weiterhin kostenlos zugänglich sein“, richtet sich der FK-Sprecher an die enttäuschten Zoch-Besucher. Dafür sei der Tribünenbau als eine Finanzierungssäule jedoch unverzichtbar.

Insgesamt sei nach wie vor ausreichend Platz für Hunderttausende von Menschen, die den Rosenmontagszug erleben wollen. Durch den Vertrag mit der Stadt Köln hat das Festkomitee nach eigenen Angaben das Recht, bis zu 25 Prozent der Strecke für die Bespielung durch Tribünen und Lkw zu nutzen. Kramp: „Aktuell sind wir bei einer Auslastung von etwa 19 Prozent. Vier Fünftel der Strecke sind also frei zugänglich.“