Frisch vom Land in die StadtKarotten aus Pulheim in Köln-Ehrenfeld
Köln-Ehrenfeld – Wer in Ehrenfeld feldfrisches Gemüse kaufen möchte, ist zumeist auf den Wochenmarkt auf dem Neptunplatz angewiesen – oder kann dem Hofladen von Jochen Groß einen Besuch abstatten. In seinem Geschäft „Stadt Land Gemüse“ bietet der 40-Jährige nämlich „Biogemüse direkt vom Hof“ an, das er zum Großteil auch eigenhändig anbaut. Dafür hat Groß vor vier Jahren einige Hektar Ackerland in Pulheim-Stommeln gepachtet, wo er auch lebt.
Hof mit 28 Schafen in Pulheim
Auf diesen pflanzt er aber nicht nur Gemüse und Getreide an, sondern hält sich auch 28 Schafe: „Einen Hof ohne Tiere konnte ich mir dann doch nicht vorstellen“, sagt Groß, der in der Eifel geboren und aufgewachsen ist. Dort hielt seine Familie zwar Hühner und seine Mutter pflanzte Gemüse in einem kleinen Gewächshaus an, mit landwirtschaftlicher Neigung aufgewachsen sei Groß aber nicht.
Seine Neugier auf Gemüse musste sich daher erst einmal entwickeln: Zunächst absolvierte er eine Ausbildung zum Zahntechniker, dann war er als Entwicklungshelfer im Kosovo tätig, bevor er in Köln soziale Arbeit studierte: „Ich bin schon immer an vielen Dingen interessiert gewesen“, erklärt Groß heute, „ich wollte immer wissen, was hinter der nächsten Ecke ist.“
Biodynamische Ausbildung
Aus Interesse und Neugier verschlug es ihn dann schließlich doch noch in die Agrarwirtschaft. Nach einer biodynamischen Ausbildung zum Landwirt und Gärtner mietete Groß eine Scheune und Ackerland an, wo er seitdem mit einem kleinen Dreierteam das Feld bestellt und Gemüse anbaut: „Dabei gehen wir so nachhaltig und schonend mit der Umwelt und der Natur um, wie es möglich ist“, erklärt Groß, der dafür mitunter auch kleinere und größere Strapazen in Kauf nimmt.
Ob Hasen seine Felder umgraben oder Mäuse seine Salate anknabbern – für Fallen oder die Flinte entscheidet sich der Landwirt erst, wenn es gar nicht mehr anders geht: „Man kann den Mäusen ja auch keinen Vorwurf machen. Sie wollen auch etwas essen und wissen eben was gut ist“, sagt er lachend.
Trotz anstrengender Arbeit und einem täglichen Pensum von mindestens 13 Stunden ist Groß mit viel Leidenschaft dabei: Aus seinem Weizen macht er Mehl, das er ebenso in seinem Hofladen verkauft wie die Haferflocken aus eigenem Anbau. Auch Decken aus der Wolle seiner Schafe zählen zum Sortiment: „Die Schafe werden auch geschlachtet, aber dann wird auch alles verwendet“, so Groß.
„Halbes oder viertel Tier“
Wer in seinem Geschäft Lammfleisch kaufen will, muss daher ein „halbes oder viertel Tier“ nehmen, weniger geht bei Groß nicht über die Theke. Lediglich die Milchprodukte und der Wein stammen bei „Stadt Land Gemüse“ nicht aus Eigenbau, dafür aber ebenfalls von Höfen aus der Region: „Wenn Nachhaltigkeit draufsteht, muss auch Nachhaltigkeit drin sein“, sagt der Landwirt „die Paprika und Zucchini ziehe ich beispielsweise vom Saatkorn bis zum fertigen Gemüse groß.“
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Die Gewissheit, wirklich nur nachhaltig angebaute Produkte zu erhalten, käme bei den Menschen gut an, erklärt der 40-Jährige weiter, dessen Laden in Köln ein Unikum sei: „Hofläden, deren Waren auch tatsächlich selbst angebaut werden, sind selten“, sagt Groß, der sich mit seinem Hof in Stommeln und dem Laden in Köln zwischen zwei Welten fühlt: „Gleichzeitig in der urbanen und in der agrarwirtschaftlichen Welt zu leben ist spannend“, so der Landwirt, „besonders wenn man beide miteinander verbindet.“
Stadt Land Gemüse, Senefelderstraße 3, 50825 Köln, geöffnet mittwochs und freitags von 10 bis 19.30 Uhr, samstags von 10 bis 14 Uhrwww.stadtlandgemuese.de