Die Kölner ÖPNV-Entwicklung wird mal wieder zurückgeworfen. Der Grund: Weltkriegsbomben.
„Katastrophe“ für den Kölner ÖPNVDer Ausbau der KVB-Linie 5 in Richtung Kölner Süden verzögert sich deutlich
Der Ausbau der KVB-Linie 5 in den Kölner Süden verzögert sich um zwei Jahre. Das hat die Stadt Köln am Dienstag bekannt gegeben. Grund ist demnach die Suche nach weiteren Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg im Bereich der Bonner Straße. Eigentlich sollte die Baumaßnahme bis Ende 2025 abgeschlossen sein, nun verzögert sich das Projekt bis Ende 2027. Mit der Inbetriebnahme rechnet die Stadt im Frühjahr 2028. Nach Beginn der Arbeiten im Januar 2022 wurden von März bis Juli 2022 insgesamt drei britische Weltkriegsbomben gefunden.
Die Bezirksregierung Düsseldorf veranlasste daraufhin, die Arbeiten zu unterbrechen, bis zusätzliche Messungen ausgewertet werden konnten. Derzeit sind laut Stadt Köln rund 65 Prozent des Baufeldes untersucht. Dabei wurden etwa 260 „Verdachtspunkte“ erkannt, die durch kleinräumige Aufgrabungen überprüft und als unkritisch bewertet wurden. Zusätzlich gelten deutlich verschärfte Sicherheitsmaßnahmen. Es dürfen nur noch bis zu 30 Zentimeter tiefe Schichten ausgehoben werden, außerdem dürfen die Arbeiten inzwischen nur noch von „fachkundigen Personen“ im Sinne des Sprenggesetzes durchgeführt werden. Nachdem diese Maßnahmen beschlossen worden waren, wurden im Jahr 2023 drei weitere Bomben gefunden.
Stadt Köln erwartet „erhebliche Kostensteigerung“
Seit Dienstagmittag ist bekannt, dass der vorsichtige Arbeitsmodus zu einer Verzögerung von zwei Jahren führt. Die Stadt rechnet außerdem mit einer „erheblichen Kostensteigerung“. Zahlen sind noch nicht bekannt. Die Verkehrspolitiker des Stadtrates sind vor Dienstag nicht über die Dimension des Problems informiert worden, im Hintergrund war von einer „Katastrophe“ für den ÖPNV-Ausbau die Rede.
Die Nord-Süd-Stadtbahn wird von der Haltestelle Marktstraße über die Bonner Straße bis zum Verteilerkreis Süd verlängert. Mit der sogenannten dritten Baustufe, die sich nun verzögert, erhalten rund 26.000 Menschen im Kölner Süden direkten Anschluss an das Stadtbahnnetz. Die Fahrzeit zum Hauptbahnhof soll sich damit teilweise von 30 auf 13 Minuten verringern. Die Nord-Süd-Stadtbahn gilt als eines der zentralen Projekte der Kölner ÖPNV-Entwicklung, es verzögert sich infolge des Einsturzes des Stadtarchivs am 3. März 2009 auch an anderer Stelle: Am Waidmarkt ist erst in den 2030er-Jahren mit Bahnverkehr zu rechnen.