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RheinschifffahrtNeuer KD-Eigentümer will den Standort Köln stärken

Lesezeit 4 Minuten

Die „MS Rheinenergie“ ist das Flaggschiff der KD und der größte Veranstaltungskatamaran Europas

  1. Als ersten Schritt will KD River Invest das Unternehmen von der Börse nehmen.
  2. In Köln soll ein zentrales Kompetenzzentrum ausgebaut werden.

Köln – Jetzt ist es amtlich: die Schweizer Firma KD River Invest ist neue Eigentümerin der Köln-Düsseldorfer Rheinschifffahrt. Die 97,32 Prozent der Aktien, die bislang dem Münchner Unternehmen Premicon gehörten, sind übertragen worden. Gestern stellte Robert Straubhaar, der neue Besitzer und Chef von KD River Invest, (hinter der mit River Advice mit Sitz in Basel ein weiteres Unternehmen steht) seine Pläne für das Kölner Traditionsunternehmen vor.

Einer der ersten Schritte des 55-jährigen Schweizers wird sein, das älteste durchgehend börsennotierte Unternehmen der Welt von der Börse zu nehmen. „Die Notierung ist mit einem erheblichen Aufwand verbunden, wir sehen uns eher als mittelständisches Unternehmen“, sagt Straubhaar. Entscheidungen und Ideen könnten so künftig schneller umgesetzt werden. Zudem müsste nicht mehr jeder Plan veröffentlicht und damit für die Wettbewerber einsehbar werden. „Die Aktie hat einen hohen Liebhaberwert, deshalb überlegen wir, ob wir künftig eine Art Club für die bisherigen Anteilseigner einrichten“, so Straubhaar.

„Herzblut für die weiße Flotte“

Das Unternehmen River Advice, von Straubhaar vor zwölf Jahren gegründet, bezeichnet sich als „weltweit führenden unabhängigen Verwalter von Flusskreuzfahrtschiffen“. Es berät Reiseveranstalter und Schiffsbesitzer, verwaltet und betreibt aber auch eine Flotte von 45 Schiffen. Zum Serviceangebot gehören zudem die Planung, Finanzierung und Überwachung von Schiffsneubauten sowie Modernisierungen oder der Verkauf von Schiffen.

Der Schweizer betont, dass er die KD nicht als reines Renditeobjekt betrachte und sich selbst nicht als klassischen Investor. Vielmehr habe er „Herzblut für die weiße Flotte“, deren Schiffe er schon als Schiffsjunge vor vielen Jahren bewundert habe. Und so versichert Straubhaar auch, dass es nach der Übernahme keinen Personalabbau geben solle. „Ganz im Gegenteil, wir wollen gemeinsam weiter wachsen“. Auch der bisherige Vorstand mit dem Vorsitzenden Achim Schloemer sowie Thomas Günther bleibt im Amt.

Bündeln will Straubhaar aber Geschäftsfelder, auf denen es Überschneidungen gibt. So etwa beim Einkauf für die Gastronomie, wo man gemeinsam bessere Preise erzielen könne, wie auch bei der Ausbildung von neuem Personal. Gute Nachrichten gibt es offenbar auch für den Standort Köln, denn hier soll ein zentrales Kompetenzzentrum ausgebaut werden. Künftig werde hier die Technik beider Unternehmen angesiedelt, weil „Köln im Vergleich zu Basel geostrategisch besser liegt“. Auch das Ersatzteillager soll in Köln zusammengefasst werden.

Auslastung der Landungsbrücken verbessern

Zudem soll die Auslastung der 60 KD-Landebrücken verbessert werden, „damit die Schiffe möglichst wenig stehen“. Ausgebaut werden soll auch die Bereederung von Schiffen mit Personal der KD. Weitere Dienstleistungen für Frachtschiffe kann Straubhaar sich ebenfalls vorstellen. „Viele Schiffe sind kleine Familienunternehmen, die man bei Einkauf, Administration oder Wartung unterstützen kann. Aber das ist jetzt noch Zukunftsmusik“, so Straubhaar.

Zudem soll das Geschäft mit Events auf den Schiffen erweitert werden. Dafür denke man auch darüber nach, die Saison zu verlängern und so auch im Winter zusätzliche attraktive Programme für die Kunden anzubieten, sagt Vorstandschef Achim Schloemer. Einig sind sich Vorstand und Eigentümer auch darin, dass die Flotte der KD mittelfristig aufgestockt werden soll.

Für die KD ist es nicht der erste Eigentümerwechsel. 1993 verkauften die damaligen Besitzer – das Bankhaus Sal. Oppenheim, die Stadtsparkasse Düsseldorf und Henkell – das defizitäre Unternehmen an die West LB. Nach der Sanierung der Flotte stieß die Landesbank die Gesellschaft im Jahr 2000 ab: Das Flusskreuzfahrtgeschäft ging an Viking, das Tagesausflugsgeschäft wurde von Premicon übernommen. Den operativen Betrieb der KD-Flotte besorgt eine luxemburgische Tochtergesellschaft. Zudem fahren aus Kostengründen acht der zwölf Schiffe unter maltesischer Flagge und haben ihren Heimathafen in der maltesischen Hauptstadt Valletta statt in Köln.

Älteste börsennotierte Aktiengesellschaft der Welt: Die „Köln-Düsseldorfer“ mit Sitz in Köln betreibt Ausflugsschiffsfahrten seit 1826. Sie ist darüber hinaus die älteste durchgehend börsennotierte Aktiengesellschaft der Welt. Traditionelle Ausflugsziele sind die Attraktionen des Mittelrheins, dazu gibt es spezielle Veranstaltungen an Bord. Derzeit ist die KD mit neun eigenen Schiffe unterwegs, die der Tochter KD Europe mit Sitz in Luxemburg gehören. Hinzu kommen noch drei Mietschiffe. Das Unternehmen beschäftigt 190 Mitarbeiter in Nautik, Gastronomie und Verwaltung. Im Jahr 2015 erzielte die KD einen Umsatz von 25,7 Millionen Euro. 22,7 Millionen entfielen auf das Tagesausflugsgeschäft, 2,2 Millionen auf das Chartergeschäft etwa für Firmenevents oder private Feiern. Außerdem stellte die KD Besatzungen für 33 Flusskreuzfahrtschiffe unterschiedlicher Veranstalter und erzielte aus diesem Bereederungsservice Erlöse von 2,9 Millionen Euro.