Seit mehr als hundertachtzig Jahren gleiten die KD-Schiffe von Frühjahr bis Herbst über den Rhein.
Nun will der Hauptaktionär, das Münchner Unternehmen Premicon, seine Anteile verkaufen.
Köln – Sie sind fester Bestandteil des Postkarten-Blicks auf das Rheinland und den Mittelrhein so wie der Dom oder die Loreley– die weiße Flotte der Köln-Düsseldorfer Rheinschifffahrt, kurz KD genannt. Seit mehr als hundertachtzig Jahren gleiten die KD-Schiffe von Frühjahr bis Herbst über den Fluss, Millionen von Touristen und Einheimischen bewunderten als Passagiere die Schönheit des Stroms.
Jetzt bekommt die KD – die älteste durchgehend börsennotierte Aktiengesellschaft der Welt – einen neuen Eigentümer. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ erfuhr, will der derzeitige Hauptaktionär, das Münchner Unternehmen Premicon, seine Anteile in Höhe von 76,94 Prozent – das sind rund 1,4 Millionen Aktien – verkaufen. Zu den Details wollte sich der Premicon-Vorstand auf Anfrage nicht äußern. Dem Vernehmen nach gab es mehrere Interessenten für die Weiße Flotte. Mit zwei Bietern werde derzeit noch verhandelt, heißt es aus dem Umfeld des Unternehmens. Anfang Mai soll der neue KD-Eigner voraussichtlich feststehen.
Keine Änderung im Betrieb
„Uns hat die Entscheidung von Premicom nicht überrascht“, sagt KD-Vorstand Achim Schloemer. Der geplante Verkauf sei ein Zeichen dafür, dass sich sein Unternehmen nach umfangreicher Sanierung wieder auf gutem Kurs befinde. Im Jahr 2014 konnte die Köln-Düsseldorfer einen Gewinn in Höhe von 222.000 Euro erwirtschaften.
KD-Vorstand Klaus Hadeler, der das Unternehmen zusammen mit Schloemer führt, geht derzeit davon aus, dass beide Interessenten das Unternehmen wie bislang fortführen wollten.
Dem Vernehmen nach soll sich weder für die Mitarbeiter, noch für die Flotte oder die Struktur der KD-Führung Grundsätzliches ändern. Finanzvorstand Hadeler wird allerdings altersbedingt Ende Juli in den Ruhestand gehen. Nachfolger wird Thomas Günther (43), der bislang Finanzen und Controlling verantwortet.
Mögliche Gründe für den Verkauf
Warum die Münchner Premicon die KD verkaufen möchte, darüber lässt sich derzeit nur spekulieren. Das Unternehmen hat sich auf geschlossene Fonds für Kreuzfahrtschiffe spezialisiert. In den vergangenen Jahren war Premicon in die Schlagzeilen geraten, weil ein Fonds des Unternehmens pleiteging. Rund 1.500 Anleger hatten ihr Geld in das Kreuzfahrtschiff „MS Astor“ investiert.
Wie seinerzeit beim einstigen ZDF-Traumschiff „MS Deutschland“ übernahm auch beim Premicon-Schiff „MS Astor“ der Insolvenzverwalter die Geschäfte. Wie für tausende andere Anleger in ganz Deutschland waren es vor allem steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten, die diese Art von Schifffonds attraktiv machten. Im Zuge der Finanzkrise gerieten aber mehrere hundert dieser Fonds in Schieflage. Mit einem Verkauf der KD, so vermuten Branchenkenner, wolle Premicon seine Kassenlage aufbessern.
In den vergangenen 30 Jahren hat das Traditionsunternehmen KD eine wechselvolle Geschichte hinter sich. In den 90er Jahren wurde es von den damaligen Gesellschaftern, zu denen neben der Stadtsparkasse Düsseldorf auch das Bankhaus Oppenheim gehörte, an die WestLB verkauft. Die Landesbank begann mit der Sanierung der verlustreichen Weißen Flotte und spaltete das Unternehmen schließlich auf. Das Flusskreuzfahrtgeschäft wurde im Jahr 2000 an Viking verkauft, das Tagesausflugsgeschäft an Premicon.
Zunehmend mehr Events
Unter dem neuen Münchner Eigentümer wurde weiterhin versucht, das Geschäft in die Gewinnzone zu führen. Mittlerweile bietet die KD neben Linienfahrten auf Rhein und Mosel auch Rund- und Panoramafahrten in Köln, Düsseldorf und Frankfurt an. Immer mehr Events und Parties werden auf den Schiffen angeboten.
Auch die Kosten wurden gedrückt. So wurde etwa das Personal für Gastronomie und Nautik in eine luxemburgische Tochtergesellschaft ausgegliedert. Damit umgeht man deutsche Tarifverträge. Zudem fahren aus Kostengründen nahezu alle KD-Schiffe unter maltesischer Flagge. Der offizielle Heimathafen der Weißen Flotte liegt also seit geraumer Zeit nicht mehr in Köln-Niehl, sondern in Valletta, die Hauptstadt Maltas.