Neben Mais und Grünschnitt kann nun auch Pferdemist eingesetzt werden. Das haben Markus Wipperfürth und Christian Gentz mit der Anlage vor.
Nachhaltige EnergiePulheimer Landwirt übernimmt Biogasanlage von der Kölner Rheinenergie

Aus Pferdemist und Mais, außerdem Grünschnitt, gewinnen Markus Wipperfürth und Christian Gentz in ihre Biogasanlage Strom und Wärme.
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Markus Wipperfürth ist bekannt durch seinen Einsatz in der Fluthilfe und die Organisation von Lichterfahrten im Advent. Nun ist der umtriebige Landwirt aus Pulheim unter die Kraftwerksbetreiber gegangen. Gemeinsam mit seinem Cousin Christian Gentz hat der Betreiber des Hahnenhofs der Rheinenergie eine Biogasanlage am Randkanal Nord auf der Stadtgrenze zwischen Köln und Dormagen abgekauft. Mit dem erzeugten Gas werden zwei Blockheizkraftwerke betrieben, die 2600 Haushalte mit Strom versorgen können. Mit der Abwärme werden 800 Haushalte in Dormagen beheizt.
Für die Rheinenergie zählte die 2011 in Betrieb genommene Anlage mit in der Spitze jeweils 2,5 Megawatt elektrischer und thermischer Leistung zu den kleineren Kraftwerken. Grund für den Verkauf sei eine „Portfoliobereinigung“, erklärt Sprecher Christoph Preuß: „Wir konzentrieren uns auf Windkraft und Solarenergie sowie Großwärmepumpen.“ Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden.
Pulheim: Landwirte rüsten Anlage auf den Einsatz von Pferdemist um
Mit der Biogasanlage in Roggendorf/Thenhoven kennen sich Wipperfürth und Gentz bestens aus. Bereits seit knapp einem Jahr bewirtschaftet das Duo die Anlage, seit Februar gehört sie ihnen. Die Eigentümer haben am Einsatz eines neuen Energieträgers getüftelt. Unter der Regie der Rheinenergie wurde die Anlage mit Grünschnitt aus den Kölner Parks sowie mit Mais betrieben, den Vertragslandwirte in der Fruchtfolge auf wechselnden Flächen im Umkreis von zehn Kilometern um die Anlage herum angebaut haben.
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Wipperfürth und Gentz, haben die Biogasanlage so umgestellt, dass sie darüber hinaus auch Pferdemist in Methangas umwandeln kann. Und davon haben die neuen Betreiber reichlich. In Wipperfürths Betrieb gibt es 340 Pensionspferde an drei Standorten, dazu kommen 50 Pensionspferde auf dem Gestüt Gut Arff von Gentz' Familie, das in der Nachbarschaft der Anlage liegt.
Wir wussten kaum, wohin mit dem ganzen Mist
„Wir kommen auf rund 5000 Tonnen Pferdemist im Jahr“, sagt Wipperfürth. „Wir wussten kaum, wohin mit dem ganzen Mist.“ Zuvor habe die Entsorgung des Pferdemists Geld gekostet, jetzt wird mit dem Einsatz in der Biogasanlage Geld verdient. „Man kann mit dem Mist, den ein Pferd im Monat produziert, 600 Kilometer weit mit dem E-Auto fahren“, sagt Wipperfürth.
Um die technische Umstellung kümmert sich Christian Gentz, der Maschinenbau studiert hat und sich an der Abendschule zum Landwirt weiterbildet. In den beiden riesigen, 6000 Kubikmeter großen Fermentern machen sich bei einer konstanten Temperatur von 40 Grad Mikroorganismen über die Biomasse her. Bei der Vergärung in den Fermentern und zwei nachgelagerten Gärrestelagern mit einer Kapazität von jeweils 2500 Kubikmetern entsteht das Methan, mit dem die Gasmotoren angetrieben werden.
Substrat kann als Dünger wieder auf die Felder ausgebracht werden
„Der Pferdemist ist aber schwerer verdaulich als Mais und Grünschnitt“, erklärt Gentz. Deshalb mussten die Zusammensetzung der Mikroorganismen und die Prozessabläufe angepasst werden. Einen Anteil von bis zu 20 Prozent Pferdemist könne die Anlage inzwischen verarbeiten.
Wipperfürth, der in seinem Betrieb schon lange auf Photovoltaik, E-Autos und elektrische Radlader setzt, hebt vor allem die Nachhaltigkeit hervor: So könne das aufbereitete Substrat nach der Vergärung in der Anlage im Sinne der Kreislaufwirtschaft wieder als Dünger auf die Felder ausgebracht werden. Die angelieferte Biomasse könne zwischengelagert und bei Bedarf in die Anlage eingebracht werden, wenn wenig Wind- und Solarenergie im Netz ist. Das große Lager für Mais, Pferdemist und Grünschnittballen auf dem Gelände vergleicht er mit einem riesigen, günstigen Akku, in dem die Energie über lange Zeiträume gespeichert werden könne.
Allerdings sei der Betrieb der Biomasseanlage schon eine Aufgabe, an der man Spaß haben müsse. „Ich verbringe mehr Zeit hier als bei den Pferden“, sagt Markus Wipperfürth schmunzelnd. Zwar könne die Anlage theoretisch auch mit dem Smartphone ferngesteuert werden. Allerdings wollen die Mikroorganismen zweimal am Tag gefüttert werden. Morgens und abends muss der Landwirt mit dem Radlader ran.
Für die Zukunft haben Markus Wipperfürth und Christian Gentz weitere Pläne für das kleine Kraftwerk. Sie wollen einen Ladepark für Autos an der Biogasanlage, die zwischen zwei Autobahnanschlüssen an der A57 liegt, errichten und die erzeugte Energie damit direkt vermarkten. „Eine Art Hofladen für Strom“, sagt Wipperfürth.