Große UnterschiedeSo ist die Kita-Versorgung in allen Kölner Stadtteilen
Köln – 1000 neue Betreuungsplätze in Kitas und der Tagespflege wollte die Stadt pro Jahr schaffen. Diesmal sind sogar 1055 entstanden, wie die Verwaltung jüngst vermeldete. Das ist zweifellos ebenso ein Erfolg wie die 15 neuen Einrichtungen, die in den vergangenen Monaten ihren Betrieb aufnahmen. Den ursprünglich ausgerufenen Zielen bei den Versorgungsquoten hinkt Köln trotzdem immer noch hinterher, wie ein genauerer Blick in den aktuellen Statusbericht der Stadt zum Ausbau der Kindertagesbetreuung verrät. Zudem herrscht nach wie vor ein mitunter deutlicher Unterschied bei der Versorgung einzelner Stadtbezirke. Zwei davon sind um einiges schlechter ausgestattet als die anderen sieben.
Stadtweit gesehen gibt es für 98 Prozent (Vorjahr: 95 Prozent) der Kinder zwischen drei und sechs Jahren einen Betreuungsplatz. Bei den Kleinen unter drei Jahren liegt die Quote mit 47 Prozent (Vorjahr: 46 Prozent) deutlich niedriger. Die Betreuung der Jüngsten ist indes um einiges aufwendiger. Sie müssen zum Beispiel gewickelt werden und bedürfen kleiner Gruppen, was wiederum mehr Personalaufwand bedeutet. Aber auch der Bedarf ist erfahrungsgemäß etwas geringer, weil einige Eltern ihre ganz kleinen Kinder noch nicht in fremde Obhut geben möchten.
Dennoch hatten Politik und Verwaltung ursprünglich höhere Quoten im Blick. 2016 hatte der Stadtrat bei den U3-Kindern eine Zielquote von 50 Prozent ausgegeben. Bei Kindern über drei Jahren sollte die Rate gar bei vollversorgenden 100 Prozent liegen. Aktuell verzeichnet die Stadt insgesamt 14.879 U3- und 32.616 Ü3-Plätze in den 692 bestehenden Einrichtungen.
Kölner Norden schlechter mit Kitaplätzen versorgt – Innenstadt mit Überangebot
Bei den Kölner Stadtbezirken gibt es deutliche Unterschiede. Der linksrheinische Norden und Teile des Rechtsrheinischen sind schlechter versorgt als die übrigen Teile der Stadt. Während etwa in der Innenstadt bei der Betreuung von Kinder zwischen drei und sechs Jahren gar ein Überangebot herrscht, müssen sich die Menschen im Stadtbezirk Chorweiler mit einem sehr viel schlechteren Portfolio arrangieren.
Kölns nördlichster Bezirk ist mit einer Versorgungsquote von 80 Prozent bei den Ü3-Kindern und 31 Prozent bei den Kleinsten klares Schlusslicht in der Stadt. Selbst im zweitschlechtesten Bezirk Mülheim können 88 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen betreut werden (U3: 37 Prozent). Dagegen herrscht bei der Ü3-Versorgung in den Bezirken Innenstadt (117 Prozent), Nippes (101) sowie Ehrenfeld und Kalk (je 103) ein Überangebot. Bei der Versorgung von Unter-Dreijährigen überschreiten die Bezirke Nippes (57 Prozent), Innenstadt (56), Ehrenfeld (52) und Lindenthal (51) die Zielquote von 50 Prozent bereits jetzt.
Extreme Unterschiede in den Kölner Stadtteilen
Bei den Stadtteilen geht die Versorgungsschere noch viel weiter auseinander. Nirgends ist die Quote bei den Ü3-Kindern höher als im kleinen Veedel Elsdorf. Für sie gibt es hier rund doppelt so viele Plätze wie nötig. Weitaus mehr Über-Dreijährige benötigen im Stadtteil Altstadt/Nord eine Betreuung. Aber auch hier ist mit einer Quote von 162 Prozent das Angebot klar höher als die Nachfrage.
Am Ende des Versorgungstableaus rangiert Heimersdorf im Kölner Norden. Für gerade einmal 31 Prozent der Ü3- und 18 Prozent der U3-Kinder sind hier Kitaplätze vorhanden. Am anderen Ende der Stadt, im ländlichen Immendorf, sieht es mit 45 Prozent bei Ü3 und kümmerlichen acht Prozent bei U3 ähnlich finster aus. Auch das rechtsrheinische Stammheim hat erheblichen Nachholbedarf (U3: 39 Prozent, Ü3: 22 Prozent).
Die Unterschiede in den einzelnen Stadtteilen kommen unter anderem durch ein Fehlen von Tagesmüttern und -vätern in den Stadtteilen mit schlechten Versorgungsquoten zustande, und betrifft vor allem Linie U3-Kinder, erklärt die Stadt. Die Tagespflegerinnen und -pfleger, die die Kleinkinder meist in ihren privaten Wohnungen betreuen, kompensieren fehlende Kita-Gebäude. Dort, wo es viele Tagesmütter und –väter gibt, sind auch die Quoten besser.
19 neue Kitas sollen in Köln eröffnen
Um die Quotenziele irgendwann doch zu erreichen, baut die Stadt derweil weitere neue Kindertagesstätten. 15 haben im vergangenen Kita-Jahr eröffnet. Geplant waren 22, deren Inbetriebnahme aber „aus baulichen Gründen in die nächsten Jahre geschoben werden“ musste, sagt die Verwaltung. Im kommenden Kita-Jahr werden nach Worten der Stadt voraussichtlich 19 neue Einrichtungen fertig, wodurch weitere 950 Betreuungsplätze geschaffen werden. Darin eingerechnet hat die Stadt bereits jene sechs Kitas, die demnächst wegen baulicher Mängel schließen müssen. Einige Eltern in schlecht ausgestatteten Gebieten müssen aber auch künftig mit ihren Kindern auf Kitas in anderen Veedeln ausweichen. „Gut versorgte Stadtteile müssen daher weiterhin zur Bedarfsdeckung in weniger gut versorgten Nachbarstadtteilen beitragen“, sagt die Stadt.
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Klar ist schon jetzt, dass auch im kommenden Jahr die Zielquoten von 100, respektive 50 Prozent nicht erreicht werden, erklärt die Verwaltung. Kölnweit rechnet die Stadt mit 98,9 Prozent bei Ü3 und 48,4 Prozent bei U3. Das würde immerhin eine weitere leichte Steigerung im Vergleich zum aktuellen Jahr bedeuten.
„Ich freue mich, dass wir in Köln wieder einen großen Schritt in Richtung einer weiter verbesserten, bedarfsgerechten Versorgung gegangen sind und sehe positiv ins Kita-Jahr 2022/23“, sagt Bildungsdezernent Robert Voigtsberger. „Kindertagesbetreuung ist unendlich wichtig für Familien. Sie ist die Voraussetzung für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und für gute Bildungschancen“, betont der Beigeordnete.