Klinik-Großprojekt in NippesSt-Vinzenz-Hospital wird für 50 Millionen Euro ausgebaut
- Zu den Kernpunkten zählt der Neubau eines Intensivmedizinischen Zentrums.
- Auch das Zentrum für Notfallmedizin wird vergrößert und neu strukturiert.
- Seit drei Jahren planen die Cellitinnen das Großprojekt.
Köln – Die Baugerüste am St. Vinzenz-Hospital an der Merheimer Straße sind die Vorboten des weitreichendsten Um-, Aus- und Neubaus des historischen Gebäudekomplexes in Nippes. Richtig spannend wird es ab Mitte 2020. Dann beginnt die Komplettsanierung des aktuell 32 600 Quadratmeter umfassenden Hauses. Insgesamt sollen etwa 50 Millionen Euro investiert werden. „Wir planen diesen großen Schritt seit gut drei Jahren. Die wichtigsten Vorarbeiten und Vorgespräche etwa mit der Feuerwehr und Vertretern der Stadt sind abgeschlossen. Wir werden in Kürze den Bauantrag einreichen“, sagt Geschäftsführer André Meiser.
Derzeit geht es lediglich um den Umbau der ehemaligen Geburtshilfestation mitsamt der Kreißsäle zu einer zusätzlichen Pflegestation. Die Geburtshilfe ist vor ein paar Jahren vom Vinzenz-Hospital ins Heilig-Geist-Krankenhaus umgezogen. Beide Häuser gehören zum Verbund der Stiftungen der Cellitinnen zur hl. Maria. Dies ist ein vergleichsweise kleines Bauprojekt.
Zu den Kernpunkten des Großprojektes ab 2020 zählt der Neubau eines Intensivmedizinischen Zentrums, die Erweiterung des zentralen OP-Bereiches und der Radiologie sowie die Neustrukturierung und Vergrößerung des Zentrums für Notfallmedizin.
St. Vinzenz-Hospital
Das St. Vinzenz-Hospital wurde 1871 vom Orden der Vinzentinerinnen gegründet, seit 1994 gehört es zum Verbund der Krankenhäuser der Stiftungen der Cellitinnen zur hl. Maria. Das Krankenhaus hat rund 900 Beschäftigte und versorgt im Jahr etwa 16 000 stationäre und 30 000 ambulante Patienten. Zum Verbund gehören das Heilig-Geist-Krankenhaus, das St. Marien-Hospital und das St. Franziskus-Hospital. Die einzelnen Häuser arbeiten eng zusammen und haben sich auf einzelne Fachgebiete, so genannte Leuchttürme, spezialisiert. Im Vinzenz sind das die Kardiologie, die Gefäßchirurgie und die Diabetologie. (mos)
Im Einzelnen bedeutet das: Die Zentrale Notaufnahme (ZNA) bekommt wesentlich mehr Platz. Auf 1500 Quadratmetern entstehen 16 Untersuchungsräume und zwei Schockräume. Geplant sind ein zentraler Anmeldetresen, diverse Wartebereiche und ein Triagierungsbereich. Triage ist ein System, um die Schwere der Krankheit oder Verletzung des Patienten innerhalb kürzester Zeit einschätzen und weitere Behandlungsschritte einleiten zu können. Auf der gleichen Ebene wie die ZNA entsteht die neue, hochmoderne Radiologie.
Enttäuschung über Schließung der Notdienstpraxis
„Wir sind dann in der Lage, als Integriertes Notfallzentrum zusammen mit den niedergelassenen Ärzten die Notfallpatienten zu versorgen“, sagt Meiser. Er verhehlt nicht, dass er „massiv enttäuscht“ über die Ankündigung der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein ist, die Notdienstpraxis am St. Vinzenz-Hospital zu schließen. Allerdings sei das letzte Wort noch nicht gesprochen. „Egal, wie die Entscheidung der KV letztlich ausfällt, wir werden auf jeden Fall auch in Zukunft mit niedergelassenen Ärzten eng zusammenarbeiten. Denkbar ist die Einrichtung eines Medizinischen Versorgungszentrums.“
Das Notfallzentrum ist in unmittelbarer Nähe zum Hubschrauberlandeplatz untergebracht. Das Vinzenz-Hospital ist eins von vier Krankenhäusern in Köln, das einen hat. Die anderen drei sind am Universitätsklinikum, am Krankenhaus Merheim und am Krankenhaus Porz am Rhein.
Das ist geplant: Mehr Betten und mehr OP-Säle
Das Bauvorhaben Der Umbau hat drei Komponenten: 1) Abriss alter Gebäude und Ersatz durch Neubauten für die Erweiterung der ZNA und Radiologie. Im Innenhof entsteht ein neuer Bettentrakt. Der Wirtschaftshof wird tiefergelegt und umgebaut. 2) Bestehende Bereiche werden saniert und umgebaut. Das betrifft vor allem den OP-Trakt. Es entstehen sieben (statt jetzt fünf) zentrale sowie zwei ambulante Operationssäle. 3) Vorhandene Gebäudelücken werden geschlossen und ebenfalls als Pflege-/Bettenstationen eingerichtet. Weitere Bettenstationen entstehen im 2. und 3. Obergeschoss. Dort war bis vor eineinhalb Jahren der Hospizbereich untergebracht war. Das Hospiz ist umgezogen in ein eigenes Gebäude an der Ecke Kempener Straße/Simon-Meister-Straße.
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Zusätzliche Betten „Wir haben gerade bei den zuständigen Aufsichtsbehörden einen Antrag auf Bettenerweiterung von 310 auf 380 Planbetten gestellt“, sagt Meiser. Wenn der Umbau abgeschlossen ist, sollen über 420 Betten zur Verfügung stehen. Davon allein knapp 100 Betten auf den ebenfalls neu entstehenden Wahlleistungsstationen mit Ein- und Zweibettzimmern. Dort finden Privatpatienten, Selbstzahler und Patienten mit entsprechender Zusatzversicherung Platz.
Neuer Eingangsbereich „Wir haben die Chance, den Charme des alten Gebäudes zu erhalten und moderne Bereiche hinzuzufügen. So entsteht fast ein Neubau“, sagt Pit Zimmermann, kaufmännischer Direktor des Hospitals, dessen Grundsteinlegung im Jahr 1871 gefeiert wurde. Zukünftig wird das historische Portal an der Merheimer Straße alleiniger Eingang, der Zugang über die Kempener Straße entfällt. Das „Café Vinzenz“ zieht aus, die freiwerdende Fläche von etwa 110 Quadratmetern wird dem Endoskopiebereich zugeschlagen. Im Untergeschoß entsteht eine deutlich größere Cafeteria mit etwa 130 Plätzen. Um mehr als 80 Plätze wird das Parkhaus erweitert.
Zeitplan Unterstützt werden die Krankenhausplaner von der Firma „temak“. Das Unternehmen für Projektmanagement und -steuerung aus Trier ist spezialisiert auf Bauprojekte im Krankenhausbereich. Meiser und Zimmermann sind zuversichtlich, dass der gesamte Bauprozess 2024 abgeschlossen ist. Das Zentrum für Notfallmedizin soll bereits 2022 in Betrieb gehen. André Meiser wird das Ganze allerdings nur aus der Ferne wachsen sehen. Er wird Regionalgeschäftsführer des Klinikverbunds St. Antonius und St. Josef. Sein Nachfolger als Geschäftsführer am St. Vinzenz-Hospital wird Pit Zimmermann.