Wegen Corona-PandemieGroße Abibälle sind verboten – So ergeht es den Kölner Schülern
- Es soll ein ganz besonderer Tag im Leben jedes Abiturienten sein, ein Meilenstein – mit Sektempfang, gutem Essen, offiziellem Festakt und After Show Party.
- Doch in diesem Jahr ist alles anders. Wegen der Corona-Pandemie können Abibälle in großem Rahmen nicht stattfinden.
- Und dabei geht es auch um viel Geld: Bälle in großen Locations kosten zwischen 35.000 und 50.000 Euro. Die Hintergründe.
Köln – Das Büchner-Gymnasium in Weiden harrte bis zuletzt aus. Am 26. Juni sollte eigentlich der große Abiball im Maritim Hotel stattfinden. Mit 500 Gästen: Schüler, Lehrer, Eltern, Geschwister, Großeltern. Doch nach den derzeit geltenden Corona-Vorschriften sind solche Veranstaltungen nicht erlaubt.
Und außerdem könnte vieles nicht laufen, auf das sich die Schüler besonders freuen: Tanz, Sektempfang, Auftritt von Bläsern und Chören des Gymnasiums mit Musikschwerpunkt. An den Tischen müssten die Abstände gewahrt werden und Umarmungen wären tabu.
Locations für Abibälle kosten viel Geld
Es war eine lange Hängepartie. Denn es geht auch um viel Geld – Bälle in solchen Locations kosten inklusive Saalmiete, Essen und DJ zwischen 35.000 und 50.000 Euro. Elternvertreter Nathan von Alemann und andere Eltern hatten schon viele Stunden mit dem Thema Abiball verbracht und Umfragen gestartet, ob er wirklich stattfinden soll. Es ist ja nicht klar, ob am 15. Juni möglicherweise doch noch weitere Lockerungen verkündet werden.
Die meisten anderen Gymnasien hatten bereits aufgegeben und storniert. Das Maritim hatte insgesamt vier Anmeldungen, drei Schulen außer dem Büchner-Gymnasium hatten schon abgesagt. „Das tut mir auch für die Schüler sehr leid. Schließlich ist das ein Meilenstein in ihrem Leben“, sagt Maritim-Direktor Harmut Korthäuer. „Aber ich gehe davon aus, dass das Verbot für solch große Veranstaltungen aufrechterhalten wird.“ Den Schulen sei man angesichts der Situation kulant entgegen gekommen.
Kostenlose Stornierung der Kölner Abiball-Location
Auch dem Büchner-Gymnasium wurde nun eine kostenlose Stornierung zugesagt. Die Schule hat sich dann am Wochenende in einer Abstimmung auch zu der Absage des Balls durchgerungen.
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„Wir wollen den Schülern jetzt nicht auch noch Schwierigkeiten bereiten“, so Hoteldirektor Korthäuser. Obwohl es für die Hotelbranche in dieser Zeit wirklich nicht rosig aussieht. Die Zimmerbelegung des Maritims liegt derzeit bei 34 Prozent.
Die Schüler der Liebfrauenschule in Lindenthal wollten eigentlich in der Halle Tor 2 feiern, einer Location, die seit Jahren für solche Anlässe besonders beliebt ist. 800 Gäste waren eingeplant, 45.000 Euro sollte das Fest mit Essen, Ansprachen, DJ und After Show Party kosten. In den vergangenen zwei Jahren hatten die Schüler mit zahlreichen Aktionen Geld gesammelt. Jeden Monat wurde außerdem jeweils ein kleiner Beitrag eingesammelt, sagt Jahrgangsstufenleiter Karl-Bernd Burbach.Doch inzwischen wurde das Fest storniert. Zu unwahrscheinlich schien es allen Beteiligten, dass ein Ball in solchen Zeiten möglich wäre. Bei der Stornierung gab es keine Schwierigkeiten und es fielen auch keinen Gebühren an.
Pop-Up-Autokino in der Halle Tor 2 als Ausweichlocation
Die Halle Tor 2 hatte sieben Anmeldungen für Abibälle, sagt Geschäftsführer Andreas Feldgen. Sechs Gymnasien inklusive der Liebfrauenschule haben abgesagt, nur eine Schule wartet noch ab. „Wir haben allen Schulen angeboten, dass sie bis zwei Wochen vorher kostenfrei stornieren können. Außerdem haben wir unser Pop-Up-Autokino als Ausweichlocation für die Zeugnisvergabe vorgeschlagen.“ Das sei aber nicht angenommen worden. „Die Handwerkskammer hat es gemacht, die haben letzte Woche die Meisterbriefe hier ausgegeben.“
Auch das Restaurant „Dinner Tor 2“ hätte man herrichten können. Doch hätten wegen der Mindestabstände nur 150 Gäste Platz gehabt („Das hätte gerade mal für die Leistungskurse gereicht“) und eine Show mit DJ wäre auch nicht möglich gewesen.
Fünf Millionen Euro an Veranstaltungseinnahmen verloren
Wegen der Corona-Krise habe er bereits etwa fünf Millionen Euro an Veranstaltungseinnahmen verloren, sagt Feldgen. Da sind die Abibälle nur ein Teil.Angesichts der hohen Kosten der Bälle gab es auch vor Corona in einigen Schulen immer wieder Ansätze, die Festivitäten doch von vorneherein etwas bescheidener zu gestalten. In der Liebfrauenschule gab es eine Umfrage dazu. 90 Prozent der Eltern wünschten sich weiterhin einen Ball mit ganz großem Besteck.
Die Montessori-Schule in Ehrenfeld dagegen verzichtet schon seit mehreren Jahren auf ein pompöses Fest. „Wir wollten Zeugnisvergabe, Ball und Aftershow nicht an verschiedenen Orten stattfinden lassen. Deshalb feiern wir in der Schule“, sagt Abiturientin Merle Krämer. Für die Zeugnisvergabe werde die Schule schön geschmückt. Wo gefeiert wird, wird noch beraten. „Wir sind mit 80 Schülern ein relativ kleiner Jahrgang. Wenn das Wetter gut ist, können wir vielleicht auch draußen feiern.“
Die Liebfrauenschule hat ihrer Pläne erst einmal verschoben. Das Fest soll im September nachgeholt werden. In welcher Form, steht noch nicht fest.