„Corona war in den Köpfen“Abiprüfungen trotz Pandemie – So war es für Kölner Schüler
- Gut 5000 Kölner Schüler schreiben derzeit ihre Prüfungen für das Abitur oder das Fachabitur.
- Doch durch die Corona-Krise läuft alles anders als geplant. Wir haben uns mit Kölner Abiturientinnen über ihre Prüfungen unterhalten.
- Und Kölner Schulleiter erklären, wie viel Aufwand die Schulen vor und während der Prüfungen betreiben mussten.
Köln – Am vorerst letzten Schultag von Merle Krämer (18) stand „Der Schwan“ aus dem „Karneval der Tiere“ des französischen Komponisten Camille Saint-Saëns auf dem Programm. Die Abiturientin hat Musik als Grundkurs am Bickendorfer Montessori-Gymnasium belegt, für den sie am Donnerstag ihre letzte Prüfung mündlich ablegen musste. Kurz danach ist sie erst mal erleichtert. „Ich bin froh, dass es vorbei ist. Trotz Corona hat alles gut geklappt.“
Die Note, die Krämer eine halbe Stunde später erhält, bestätigt den guten Eindruck – es ist der Bestwert von 15 Punkten.
Die Corona-Pandemie hat wie so vieles andere auch die Lehrpläne der Schulen völlig durcheinander gebracht. Mitten in der Krise wurden die Schulen am 16. März geschlossen und erst nach den Osterferien wieder geöffnet. Das Abitur, dass eigentlich im April hätte stattfinden sollte, wurde nach langen Diskussionen, ob man es nicht vielleicht ganz ausfallen lassen sollte, auf die Zeit zwischen dem 11. und 25. Mai verlegt. Mündliche Prüfungen und Nachschreibeklausuren können noch später stattfinden. Gut 5000 Kölner Schüler schreiben derzeit ihre Prüfungen für das Abitur oder das Fachabitur.
90 Minuten Schule pro Woche
Zwischen der Öffnung der Schule und den Prüfungen bot das Montessori-Gymnasium einen eingeschränkten Präsenzunterricht an. Einen Tag in der Woche konnten die Schüler die Einrichtung für 90 Minuten besuchen.
Weiterer Unterricht wurde digital erteilt. Krämer machte das nicht viel aus; sie bereitete sich selbst am liebsten zu Hause auf die Prüfungen vor. „Aber es war schön, noch mal meine Mitschüler zu sehen“, sagt sie. Trotz Hygienekonzept, Markierungen auf dem Boden, Abstandsregeln und Masken, die man in den Fluren tragen musste, wird sie die Zeit wohl in guter Erinnerung behalten.
Schüler am Kölner Schillergymnasium reagieren verunsichert
Auch Pauline Brünger (18) macht in diesen Tagen ihr Abitur am Sülzer Schillergymnasium. Drei Klausuren hat sie bereits geschrieben, die mündliche Prüfung folgt in der kommenden Woche. Die vielen Unwägbarkeiten im Vorfeld der Prüfungen hätten Mitschüler verunsichert, sagt sie. „Viele haben sich alleingelassen gefühlt, auch wenn die Schulen getan haben, was sie konnten.“
Immerhin habe es am Schillergymnasium nach dem Lockdown drei Wochen lang ausreichend Präsenzunterricht gegeben, zusätzlich zu manchen Online-Kursen. Unter dem Strich war das Abi ganz anders, als sie sich es vorgestellt hatte – und das hatte mit Corona wenig zu tun. „Man arbeitet zwölf Jahre darauf hin, und dann sind es nur Klausuren.“
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Lüder Ruschmeyer, Schulleiter des Gymnasiums Kreuzgasse, ist erleichtert, dass sich das Schuljahr seinem Ende nähert. Gerade die Prüfungsphase sei anstrengend gewesen. Die 104 Abiturienten mussten in bis zu 14 Räumen untergebracht werden, um die Abstandsregeln einzuhalten. Das habe man nur mit einem fünffach höherem Personaleinsatz gewährleisten können. Dabei habe er Glück gehabt, dass nur wenige Lehrkräfte zur Risikogruppe der älteren Lehrer gehören und in der Abiturphase ausfielen. „An anderen Schulen waren es ein Drittel.“ Ruschmeyer sagt, die Pandemie habe viele Schüler beschäftigt: „Corona war in den Köpfen vieler Schüler.“ Aber dennoch findet er die Entscheidung letztlich richtig, die Prüfungen durchzuführen. „Es ist ein ordentliches Abitur, kein Notabitur.“
Schulleiterin kritisiert schlechte Ausstattung der Schulen
Auch aus Sicht von Monika Raabe, Schulleiterin der Gesamtschule Ferdinandstraße in Mülheim, sind die Prüfungen unter den erschwerten Bedingungen gut verlaufen. 45 Schüler konnten in zwei bis drei Räumen der Zweigstelle am Rendsburger Platz ihre Prüfungen schreiben, in Gruppen von etwa neun Jugendlichen.
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Was Raabe ärgert, ist die schlechte digitale Ausstattung der Schulen: „Wir sind als Schulen in diesem Bereich nicht vorbereitet.“ Die Einrichtungen verfügten über keine gemeinsame Lernplattform, vielen ihrer Schüler fehlten die passenden Endgeräte. „Lange Texte kann man nicht auf dem Smartphone lesen und schon gar nicht ausdrucken.“