Köln – An einem normalen Tag zum Semesterstart der Universität Köln wäre der Campus voll mit angehenden Akademikern. Erstsemester würden sich nach dem Weg zur Aula erkundigen. Studenten aus den Fachschaften würden für ihre Vereinigungen werben, Mitglieder des Asta Taschen mit Infomaterialien an die neuen Kommilitonen verteilen und in der Mensa würden Hunderte von Essen zubereitet. Das Zülpicher Viertel blüht immer dann auf, wenn die derzeit 49.000 Studenten aus den Ferien zurückkehren. Doch diesmal geschieht genau das nicht.
2020 ist wegen der Corona-Pandemie einiges ganz anders. Die Hochschule startet in das Sommersemester fast komplett virtuell, Dozenten und Studenten lehren und lernen bis auf weiteres im Homeoffice. Zur offiziellen Begrüßung hat sich außer der Prorektorin für Lehre und Studium, Beatrix Busse, und dem Vorsitzenden des Allgemeinen Studierendenausschusses (Asta), Eugen Esman, nur ein kleines Team von Mitarbeitern der Hochschule im Seminargebäude am Albertus-Magnus-Platz eingefunden. Die Veranstaltung fand ohne Publikum statt und wurde dafür live via Facebook im Internet übertragen. Etwa 400 Personen verfolgten den Auftritt und hatten Gelegenheit, online Fragen zu stellen.
Kölner Universität wegen Corona-Pandemie im Homeoffice
Mitte März hatte die Hochschule wegen der Pandemie den Betrieb weitgehend eingestellt. Derzeit arbeiten Forscher sowie die Universitätsverwaltung möglichst zu Hause aus. Arbeiten, die weiterhin in der Universität durchgeführt werden, beispielsweise im Labor oder in der Gebäudewirtschaft, finden nur noch unter Beachtung der entsprechenden Hygienevorschriften statt.
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Damit das Semester zumindest online beginnen konnte, haben Techniker und viele andere Mitarbeiter der Uni in den vergangenen Wochen auf Hochtouren gearbeitet. Digitale Konferenzsysteme wie Zoom wurden eingerichtet oder ausgeweitet, Dutzende Schulungen fanden statt, damit die Dozenten Vorlesungen virtuell durchführen können.
Das war und ist nicht nur eine technische und logistische Herausforderung, sondern auch eine didaktische. Denn nicht jeder Professor ist es gewohnt, am Laptop zu unterrichten. „Wir brauchen Geduld und Offenheit, wenn es am Anfang ein bisschen ruckelt“, sagte Prorektorin Busse. Das Ergebnis kann sich offenbar sehen lassen. „In der kurzen Zeit hat die Uni viel getan“, sagt Asta-Chef Esman.
Bibliotheken und die Mensa bleiben geschlossen
Ganz ohne Einschränkungen wird es freilich nicht gehen: Wegen des Coronavirus machen weder die Bibliotheken noch die Mensa auf. Prorektorin Busse richtet sich darauf ein, dass der Unterricht mindestens bis Ende Mai, vielleicht bis Juni und möglicherweise das ganze Semester über nur virtuell stattfinden kann. Für einige Probleme gebe es noch keine Lösung: Wie etwa die Bibliotheken in den kommenden Monaten die Studenten mit Medien versorgen können, sei ebenso unklar wie der Prüfungsbetrieb geregelt werde. „Wir sind dabei, die Pläne auszuarbeiten“, so Busse.
Die 3500 Erstsemester werden ihre Hochschule also zunächst vor allem am Laptop kennenlernen. Das Campus-Gefühl, das zum Beispiel davon lebt, Ideen in der Vorlesungspause bei einem Kaffee auszutauschen, mag da freilich nicht so recht aufkommen, sagt Esman. Der Asta-Chef betont, dass besonders Studenten unterstützt werden müssten, denen durch das Corona-Semester Nachteile drohten. Etwa Studenten mit Kindern oder angehende Akademiker, die ihren Nebenjob durch den von der Pandemie verursachten Lockdown verloren haben. Die Universitätsstiftung hatte 250 Studenten einen einmaligen Zuschuss von 800 Euro ermöglicht. „Die Nachfrage war riesig“, sagt Busse.