Hohe Rendite versprochenKölner Finanzdienstleister wegen Millionenbetrugs angeklagt
Köln – Zwei ehemalige Verantwortliche eines Kölner Finanzdienstleisters müssen sich wegen des Vorwurfs des schweren Betrugs vor dem Kölner Landgericht verantworten. Die Männer im Alter von 56 und 63 Jahren sollen Anleger mit hohen Renditen gelockt und um insgesamt rund drei Millionen Euro gebracht haben. Die Staatsanwaltschaft führt in ihrer Anklageschrift insgesamt 185 Fälle auf.
Ab einer Anlagesumme von 2500 Euro sollten die Kunden fünf Prozent Rendite im Jahr bekommen, bei 50000 Euro schon acht Prozent. Mit Unabhängigkeit, Transparenz, Innovation und Kompetenz hatte das Unternehmen ab dem Jahr 2009 geworben, doch laut Staatsanwaltschaft sollen die Angeklagten vor allem darauf bedacht gewesen sein, sich selbst hohe Gehälter auszuzahlen.
Kunden sollten 3,5 Millionen Euro investieren
Laut Anklage sollen die Beschuldigten ihren Kunden vorgegaukelt haben, 3,5 Millionen Euro in einen Solarpark in Marokko zu investieren, in eine Schiffswerft am Bosporus oder einen Klinikkomplex in Abu Dhabi. Regenerative Energien sollten eine Rolle spielen, auch sollte etwa der Verkauf und die Vercharterung von Helikoptern mit ins Portfolio aufgenommen werden.
Investiert hätten die Firmenchefs aber laut Staatsanwaltschaft lediglich 40000 Euro. Nachdem Beiträge für Angestellte nicht gezahlt worden sein sollen, hatte eine Krankenkasse ein Insolvenzverfahren angestoßen. Der Hauptangeklagte soll die finanzielle Schieflage bis zum August 2012 verschwiegen haben, obwohl die Firma schon seit Januar zahlungsunfähig gewesen sei.
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Dass bei der Firmengründung wohl redliche Motive vorherrschten, darauf lässt der Lebenslauf des 56-jährigen Angeklagten schließen. Mit glänzenden Augen erzählte er dem Richter, er habe nach dem Abschluss der Realschule eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann gemacht und sei immer weiter aufgestiegen. Er sei zuletzt leitender Angestellter eines großen Konzerns gewesen.„Ich war der beste Regionaldirektor“, sagte der Angeklagte über seinen früheren Job, er habe seinem Arbeitgeber zeitweise ein Drittel des gesamten Umsatzes beschert.
Zu Spitzenzeiten habe er 500.000 Euro im Jahr verdient. Dann aber habe er größer gedacht, er wollte nicht mehr nur für ein Unternehmen arbeiten, sondern seinen Kunden mehr Möglichkeiten bieten. So ging er im Jahr 2006 den Schritt in die Selbstständigkeit.
In einem Vorgespräch hatte der Verteidiger des Mannes geäußert, sein Mandant habe große Vermögenswerte verloren. Derzeit pflege er seine schwerkranke Ehefrau. Drei bis vier Jahre Haft stellt sich die Staatsanwaltschaft für den 56-Jährigen vor – im Falle eines Geständnisses. Zu groß sei der Schaden. Teilweise seien Anleger um ihre komplette Altersvorsorge gebracht worden. Der Prozess wird fortgesetzt.