„Kölner Tiere zwischen Käfig und Körbchen“: Die Ausstellung im Historischen Archiv beleuchtet die Mensch-Tier-Beziehung und läuft bis zum 4. Mai.
Pläne, Plakate, Zeitungsartikel„Geliebt, gehasst, gegessen“ – Im Historischen Archiv dreht sich alles um Tiere
„Seidenbau in der Schule“ ist der Titel einer Broschüre aus dem Jahr 1935, die erklärt, wie die Zucht von Seidenraupen in den Unterricht eingegliedert werden kann. Dazu gehörte, in Schulgärten Maulbeerbäume anzupflanzen und Lehrer im Seidenbau zu schulen. Warum war die Regierung des nationalsozialistischen Deutschlands so erpicht darauf? Weil Seide ein „kriegswichtiger“ Stoff war: Sie wurde für die Fertigung von Fallschirmen benötigt. Die Broschüre findet sich in einer Vitrine der Ausstellung „Geliebt, gehasst, gegessen – Kölner Tiere zwischen Käfig und Körbchen“, die am Donnerstag im Historischen Archiv mit Rheinischem Bildarchiv eröffnet worden ist.
Sie führt den Umgang mit Tieren durch die Jahrhunderte hinweg vor Augen. Zu sehen sind in erster Linie Archivalien des Hauses wie Textdokumente, Fotografien, Pläne, Plakate und Zeitungsartikel, aber auch Leihgaben anderer Einrichtungen, zum Beispiel ausgestopfte Tiere aus dem Bonner Naturkundemuseum Koenig und Exponate, die der Kölner Imkerverein zur Verfügung gestellt hat. Fest installierte iPads liefern zusätzliche Informationen.
Kölner Ausstellung beleuchtet Umgang mit Tieren zwischen Nutzen und Liebe
Kuratorin Fanny Haker hat die Schau in sechs Themenbereiche gegliedert. Die genannte Broschüre gehört zur Sektion „Tiere nutzen“, die ebenso die Gewinnung von Milch, Wolle, Pelzen, Leder und Daunen thematisiert. Auch dass Menschen „Tiere lieben“, wie ein weiterer Teil der Ausstellung heißt, hat seinen Niederschlag in den Quellen gefunden. Besonders in den Nachlässen wird die Begeisterung für das Haustier sichtbar, etwa in einem Album, das ein Halter für seinen mit zwölf Jahren gestorbenen Hund Puck angelegt hat.
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Im Bereich „Tiere schützen“ kann man erfahren, dass 1955 jemand einen Brief an die städtische Gartendirektion schrieb, in dem er seiner Sorge Ausdruck gab, die Population der Meisen und der Gesang der Nachtigallen im Klettenbergpark seien gefährdet, weil beim Auslichten der Büsche die Nisthilfen entfernt wurden. Die Stadt kündigte an, die Nistkästen wieder aufzuhängen.
„Tiere kontrollieren“ heißt es, wenn es darum geht, Lebewesen in Schach zu halten, die Schaden anrichten, von Kartoffelkäfern bis zu Tauben. Das Archiv selber muss darauf achten, dass keine Papierschädlinge eindringen.
Ausstellung umfasst Cartoons von Otto Schwalge, Zeichner von „Oskar, der freundliche Polizisten“
Mehrfach sind in der Ausstellung Cartoons von Otto Schwalge zu sehen, der die jahrzehntelang im „Kölner Stadt-Anzeiger“ erschienenen Bildergeschichten „Oskar, der freundliche Polizisten“ zeichnete. Beispielsweise taucht ein von ihm gefertigtes Bild mit zwei Jockeys zu Pferde im „Tiere betrachten“ betitelten Teil der Schau auf. Dort sind auch die Ankündigung einer „großen Menagerie aus London“ und ein paar Seiten aus alten Alben mit „Stollwerck“-Sammelbildern zu sehen.
Vor dem Bereich „Tiere töten“ ist ein Schild mit Triggerwarnung aufgehängt: „Achtung! Belastende Inhalte möglich. Bilder und Inhalte können verstörend wirken.“ Das dürfte mit am wenigsten für ein Plakat gelten, das mit einem idyllisch wirkenden Bild Werbung für die „Schlachtvieh-Ausstellung“ macht, die im Juni 1895 anlässlich der Eröffnung des neuen Kölner Schlachthofs gezeigt wurde.
Die Schau im Achiv, Eifelwall 5, dauert bis zum 4. Mai und wird von einem umfangreichen Rahmenprogramm begleitet. Den Auftakt bildet am 20. November ein Vortrag der Berufsfeuerwehr Köln, in dem anhand praktischer Beispiele die Aufgaben der Feuerwehr Köln bei der Rettung und Versorgung von Tieren in Notlagen vorgestellt werden. Weitere Vorträge und Diskussionsrunden finden bis Ende April 2025 im Vortragsraum des Archivs statt. Auch sie behandeln das Thema „Tiere“ aus unterschiedlichen Perspektiven; unter anderen sprechen Kriminalbiologe Mark Benecke (4. Dezember, 18 Uhr) und Zoodirektor Theo Pagel (12. März, 18 Uhr).
Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags 10 - 16.30 Uhr, mittwochs 10 - 19.30 Uhr. Unter www.geliebt-gehasst-gegessen.de finden sich Termine und Vortragsthemen.