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Neu im DomforumAusstellung zur Geschichte der Kölner Dombauhütte – Die Arbeit hört nie auf

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Auf vier Stelen informieren Texte, die Matthias Deml verfasst hat, und Bilder über die Geschichte bis in unsere Zeit.

Auf vier Stelen informieren Texte, die Matthias Deml verfasst hat, und Bilder über die Geschichte bis in unsere Zeit.

Vor 200 Jahren wurde die Dombauhütte eingerichtet, sie arbeitet bis heute an der Erhaltung des Doms.

Es war eine Zeit höchster Gefährdung für den Dom. Zwei Jahre nachdem französische Revolutionstruppen 1794 Köln besetzt hatten, wurde er für den Gottesdienst geschlossen; erst 1801 wurden dort wieder Messen gefeiert. In der Zwischenzeit diente er als Korn- und Futtermagazin sowie zeitweise als Kriegsgefangenenlager, sodass die Ausstattung stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Schwerer wog, dass die Arbeiten der Instandhaltung zum Erliegen kamen. Dies führte zu einem massiven Verfall des Bauwerks.

In dieser Zeit schlug die Stunde des Kölner Kaufmannssohns Sulpiz Boisserée, der sich den Erhalt und die Vollendung des Doms zur Lebensaufgabe machte. 1812 formuliere er als Erster die Idee, in Köln wieder eine Dombauhütte einzurichten. Deren Gründung war ein langwieriger Prozess, den nicht zuletzt der preußische Architekt Karl Friedrich Schinkel vorantrieb. 1824 war es so weit. Aus diesem Anlass wird im Domforum die Ausstellung „200 Jahre Wiederbegründung der Kölner Dombauhütte“ gezeigt. Am Freitag ist sie eröffnet worden. Auf vier Stelen informieren Texte von Pressesprecher Matthias Deml und Bilder über die Geschichte bis in unsere Zeit.

Kaufmannssohn Sulpiz Boisserée warb für die Vollendung des Doms

Die Historie der Dombauhütte reicht letztlich zurück bis zum Baubeginn der hochgotischen Kathedrale im Jahr 1248. Von Anfang an arbeiteten auf der Baustelle verschiedene Gewerke eng zusammen, von Steinmetzen über Zimmerleute bis zu Schmieden. Bald nach 1520 wurden die Bauarbeiten eingestellt, doch die für die Finanzierung zuständige „Domfabrik“ existierte fort, um die notwendigen Erhaltungsarbeiten zu koordinieren. Etwa drei Jahrhunderte dauerte es, bis Boisserée ins Spiel kam, den Dombaumeister Peter Füssenich am Freitag als „Influencer des 19. Jahrhunderts“ bezeichnete.

Unermüdlich warb er für die Idee, die Kathedrale zu vollenden, gab zu diesem Zweck ein großes Kupferstichwerk heraus und verschickte Tausende Briefe. Erste Restaurierungsarbeiten begannen, vorgenommen von selbständigen Unternehmen. Ein fester Stamm an Mitarbeitern bildete sich heraus, die ausschließlich für den Dom tätig waren. Der früheste Eintrag in der Stammrolle der Steinmetzen datiert vom 15. Juni 1824. Am 2. August jenes Jahres wurde auf der Westseite des Doms eine Werkstatt für die Steinmetzen der Bauhütte eingerichtet.

Bauhüttenwesen wurde 2020 Immaterielles Kulturerbe durch die Unesco

Viel ist seitdem geschehen, von der Gründung des Zentral-Dombau-Vereins 1842, der heute bis zu 60 Prozent des Geldes für den Erhalt des Kölner Wahrzeichens beisteuert, über die Domvollendung 1880 bis zu Beseitigung von Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg. 2020 erklärte die Unesco das Bauhüttenwesen zum Immateriellen Kulturerbe. Zurzeit sind in der Kölner Dombauhütte 90 Beschäftigte tätig, davon 70 im handwerklichen Bereich. Zu tun ist jede Menge. Zum Beispiel wird die systematische Restaurierung der Strebewerke und die Konservierung des mittelalterlichen Trachyt-Mauerwerks noch Jahrzehnte in Anspruch nehmen.

Die Ausstellung ist bis zum 18. August zu den regulären Öffnungszeiten des Domforums, Domkloster 3, zu sehen, montags bis samstags von 9.30 bis 17 Uhr und sonntags von 13 bis 17 Uhr. Für drei Euro ist dort eine Broschüre mit allen Texten und Bildern erhältlich.