„Pseudoangebot“Autonomes Zentrum lehnt Standortidee der Stadt Köln ab
Köln – Der Versuch der Stadt, die Betreiber des Autonomen Zentrums an der Luxemburger Straße nach Neuehrenfeld an die Herkulesstraße zu locken, ist gescheitert. Vertreter des Autonomen Zentrums lehnten die Idee aus dem Büro der Oberbürgermeisterin als „Pseudoangebot“ ab. Die Stadt versuche dem AZ einen Parkplatz als Alternative zum Gebäude an der Luxemburger Straße „anzudrehen“, könne aber auch „nach unzähligen Gesprächen nicht erklären, wie wir unser Angebot aus Kunst, Kultur, Bewegung und linker Politik auf einem leeren Teerfeld realisieren sollten“, so ein AZ-Sprecher.
Droht eine neue Eskalation?
Trotz der deutliche Kritik sind die Vertreter des Autonomen Zentrums aber offensichtlich nicht an einer neuen eskalierenden Auseinandersetzung interessiert. In der zehnjährigen Geschichte des selbstverwalteten Zentrums für unkommerzielle Kultur und andere Angebote gab es immer wieder heftigen Streit, Drohungen, Polizeieinsätze und spektakuläre Protestaktionen wie zuletzt die Besetzung des Stadthauses in Deutz.
Möglicherweise müsse der Nutzungsvertrag für das derzeit genutzte Areal noch einmal verlängert werden, schlug der AZ-Sprecher vor. Der Nutzungsvertrag mit der Stadt läuft im März nächsten Jahres aus. Es wäre nicht die erste Verlängerung. Ursprünglich war geplant, dass das AZ bereits Ende 2018 umzieht. Weil bislang kein neues Gebäude gefunden wurde, wurde der Nutzungsvertrag bereits zweimal verlängert.
Grünfläche statt Kulturzentrum
Das derzeitige Areal mit den Gebäuden des ehemaligen Kanalbauamts gehört zum Plangebiet der „Parkstadt Süd“; alles soll abgerissen werden, damit neben dem Justizzentrum der innerstädtische Grüngürtel weiter Richtung Süden wachsen kann. Die Stadtverwaltung hat von der Politik den Auftrag bekommen, für das AZ einen Alternativstandort zu finden.
Zehn Jahre Autonomes Zentrum
Die Geschichte des Kölner Autonomen Zentrum beginnt mit der „Kampagne Pyranha“, die ab 2009 für einen selbstverwalteten Ort in der Stadt für unkommerzielle Kultur und Treffen linker Gruppen warb. Im April 2010 wurde die ehemalige Kantine von Klöckner-Humboldt-Deutz in Kalk besetzt, die dann zeitweise durch einen Nutzungsvertrag mit der Sparkasse, der das Gebäude gehörte, legalisiert wurde. Drei Jahre nach der Besetzung räumten die neuen Nutzer die Kantine. Weil Stadt und Sparkasse die Räumung wollten, war zuvor ein massives Polizeiaufgebot in Kalk aufgezogen. Eine gewaltsame Auseinandersetzung wurde verhindert. Zahlreiche Fürsprecher aus der städtischen Kulturszene sowie Grüne und Linke im Rat hatten sich für das AZ ausgesprochen. Die Stadt sollte ihre Pläne für den Kalker Bereich (Schulerweiterung, neue Grünfläche) umsetzen können. Für das AZ musste aber ein neuer Ort gefunden werden. Von einem Übergangsquartier am Eifelwall zog das AZ Anfang 2015 in die derzeitigen Gebäude an der Luxemburger Straße 93. (fra)
Die nun vorgeschlagene Fläche an der Herkulesstraße entspreche „aus Sicht der Stadt weitestgehend den Anforderungen, die das AZ genannt hat. Sie sei groß, innenstadtnah und sehr verkehrsgünstig gelegen und biete eine Perspektive für eine längere Nutzung. Das klingt gut, aber tatsächlich befindet sich auf der Fläche überhaupt kein Gebäude. Die Stadt hatte die Aufstellung von ausrangierten Schulcontainern vorgeschlagen. Gut an den Nahverkehr angebunden ist das Gelände ebenfalls nicht. Außerdem gehört es zum Areal der großen städtischen Flüchtlingsunterkunft zur Erstaufnahme. Offensichtlich wird die Fläche, auf der zeitweise mehrere Wohncontainer dicht an dicht standen, dafür nicht mehr gebraucht.
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Eine klare Beschlusslage, wie es an dieser Stelle weiter gehen könnte, gibt es nicht. Neben dem ehemaligen Parkplatz, der nun dem AZ angeboten wurde, steht ein großes städtisches Gebäude, in dem einst die Kfz-Zulassungsstelle untergebracht war. Hier wohnen weiterhin Flüchtlinge.
Vergessene Hochhauspläne an der Herkulesstraße
Bevor es für diese Nutzung umgebaut wurde, waren im Rathaus ambitionierte Stadtentwicklungsprojekte für den Bereich zwischen Grüngürtel, Gleisdreieck und A 57 diskutiert worden. Es gab unter anderem die Idee den Schlachthof hier hin zu verlegen. Außerdem fand einen spektakulären Hochhaus-Plan, verbunden mit Idee, alte Planungen zur weiteren Überdeckelung der A 57 bis zur Inneren Kanalstraße aus der Schublade zu holen, viel Anklang. Das alles scheint keine Rolle mehr zu spielen. Eine Alternative zum nun abgelehnten Umzugsvorschlag für das AZ hat die Stadt bislang nicht. Man werde den Dialog fortsetzen, so das städtische Presseamt am Mittwoch.